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Zug

In Zug gibt es 5G nur in der «Lightversion»

Die 5G-Technologie wurde im Kanton Zug zwar eingeführt, schöpft allerdings längst nicht ihr volles Potenzial aus.

Einige Mobilfunkantennen im Kanton Zug wurden mittlerweile mit der 5G-Technologie ausgestattet. Einer der grossen Unterschiede zwischen 4- und 5G ist die Geschwindigkeit der Datenübertragung. Wie auf der Website des Bundesamts für Kommunikation zu lesen ist, soll jene bei der neuen Technologie bis zu 100-mal höher sein. Aktuell sind solche Geschwindigkeiten in Zug – wie in anderen Kantonen ebenfalls – aber noch Zukunftsmusik.

Baudirektor Florian Weber erläutert: «Derzeit kann im Kanton lediglich von einer Lightversion des 5G-Netzes gesprochen werden.» Der Grund dafür ist, dass bei einer Umrüstung der bestehenden statischen Antennen, Mobilfunkbetreiber ohne anderweitige Bewilligungen nur auf den bisher genutzten Frequenzen senden dürfen.

«Trotz der neuen Codierung strahlen die Antennen also gleich stark wie zuvor», fasst Weber zusammen.

Kurzum heisst das: Die Antennen haben zwar ein Softwareupdate erhalten, das Potenzial der neuen Technologie kann aber nicht voll ausgeschöpft werden. «Eine leicht höhere Durchsatzrate» ist laut dem Zuger Baudirektor aber doch feststellbar. Damit das superschnelle Internet verfügbar wäre und Filme in Sekundenschnelle heruntergeladen werden könnten, bräuchte es höhere Frequenzen und adaptive Antennen, die sich in Richtung des Endnutzers richten.

Die neuen Frequenzen wurden bereits vor rund einem Jahr vergeben. 380 Millionen Franken brachte die durchgeführte Auktion dem Bund ein. Allerdings hat das Bafu die Richtlinien noch nicht vorgelegt, beziehungsweise es existieren noch keine Messempfehlungen für die 5G-Antennen. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) hat deshalb im April letzten Jahres darauf hingewiesen, dass adaptive Antennen wie konventionelle Antennen behandelt werden können. Seit Anfang Woche liegen immerhin Messempfehlungen für 5G Antennen vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas) vor. Nun muss das Bafu noch nachziehen. Beim Kanton Zug sagt man zu diesen Empfehlungen: «Unsere Leute gehen der Publikation beziehungsweise den Messmethoden nach.»

«Mühsamer» Prozess

Wie bereits mehrmals berichtet, sind in Zug adaptive Antennen nur bewilligungsfähig, wenn die elektrische Feldstärke nicht zu mehr als 80 Prozent ausgeschöpft ist. «Für solche Antennen wurden von Sunrise zwei Gesuche eingereicht», gibt der Baudirektor Auskunft. Zu stehen kommen sollen sie in Hünenberg und der Stadt Zug (Zugerberg). Er betont allerdings, dass die Bewilligung der Gesuche im Kompetenzbereich der Gemeinde liege. «Der Kanton hat nur eine beratende Funktion.» Diese nehme man aber ernst, weshalb er auch eine entsprechende Empfehlung von 80 Prozent Ausschöpfung angegeben habe.

Dass der Ausbau des 5G-Netzes nicht vorangetrieben werden wegen fehlender Richtlinien des Bundes kann, wird in gewissen Kantonen als stossend empfunden, wie in der «Neuen Zürcher Zeitung» zu lesen war. Wie sieht die Situation im Kanton Zug aus?

«Vor allem seitens der Bevölkerung ist ein gewisser Unmut diesbezüglich wahrnehmbar», so Weber.

«Aber es ist wichtig, dass alles sauber abgeklärt ist», fügt er diplomatisch an, räumt aber auch ein, dass es für alle Seiten, nicht zuletzt die Betreiber, ein mühsamer Prozess sei. Man warte ab und hoffe, dass die Empfehlungen des Bundes Klarheit schaffen.

Anbieter legen Schwerpunkte

Auch den Mobilfunkanbietern bleibt nichts anderes übrig, als die Empfehlungen des Bundes abzuwarten. Den Netzausbau wollen sie allerdings jetzt schon vorantreiben. Weshalb wird der Ausbau des 5G-Netzes vorangetrieben, wenn die Qualität noch nicht die bestmögliche ist? Armin Schädeli von der Medienstelle bei Swisscom erklärt, dass «5G wide» die gleichen Frequenzen nutzt, «aber dank der Effizienz der 5G-Technologie etwas schneller als 4G+» sei. Das bringt mehr Kapazität und eine schnellere Reaktionszeit. «Und natürlich können wir die 5G-Technologie so zeitnah in der ganzen Schweiz anbieten.» Man stehe bei «5G wide» am Anfang einer Entwicklung.

«In den nächsten Monaten und Jahren wird diese Technologie weiterentwickelt und Schritt für Schritt merklich besser werden als 4G+», betont Schädeli.

Die Swisscom baut das 5G-Netz weiter aus und plant auch im Kanton Zug weitere Standorte. Wo genau, will sie allerdings aus Wettbewerbsgründen noch nicht preisgeben.

Anders als die Swisscom fokussiert sich die Sunrise auf das schnellere 5G-Netz, mit Geschwindigkeiten von bis zu 2 Gigabit pro Sekunde. «Inwiefern Sunrise 5G mittels Upgrades bestehender Anlagen in tieferen Frequenzbereichen anbieten wird, werden wir zu gegebener Zeit bekanntgeben», schreibt Rolf Ziebold von der Medienstelle des Betreibers. Nämlich dann, wenn sich die Verfügbarkeit der entsprechenden Geräte konkretisiere. Die Medienstelle von Salt zeigt sich zurückhaltend und macht keine Angaben zum 5G-Einführungsplan und zu den Antennenstandorten.

Wie geht es im Kanton Zug weiter?

Zum 5G-Ausbau in Zug und den kantonalen Empfehlungen sagen Swisscom und Sunrise, dass es grundsätzlich so sei, dass jegliche Ungleichbehandlung von 5G-Anlagen gegenüber anderen Anlagen Verzögerungen mit sich brächten. «Wir erwarten, dass 5G-Gesuche zügig behandelt werden. Von weiteren Verzögerungen und verschärften Anforderungen ist abzusehen», findet Ziebold von Sunrise. Auf denselben Zug springt auch der Anbieter Salt auf: «Was den Kanton Zug betrifft, so ist Salt der Ansicht, dass aufgrund der nun vorliegenden 5G-Messempfehlung des Metas die kantonale Verschärfung des bestehenden Grenzwerts für adaptive Antennen keine Berechtigung mehr hat.»

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