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Walchwil

Wie verdichtet man möglichst unauffällig?

Bei der Ortsplanungsrevision im Dorf am Zugersee besteht die Herausforderung darin, das Dorfbild zu erhalten.
Auch die Ansicht von Walchwil verändert sich durch die rege Bautätigkeit laufend. (Bild: Stefan Kaiser
(24. Januar 2020))

Raphael Biermayr

Die Ortsplanungsrevision wird sich in Walchwil vermutlich weniger tiefgreifend auswirken als andernorts. Die viel zitierte Verdichtung ist zwar durchaus ein Thema, aber dank der Baulandreserven und des hohen Wohlstandsniveaus weniger dringlich als andernorts. Darüber hinaus besteht diesbezüglich gegenwärtig kein politischer Druck. «Die kantonalen Vorgaben sind bei uns andere als im städtischen Raum», bestätigt der Bauchef René Peyer (FDP).

Das ist im Zuger Richtplan offiziell vermerkt: Walchwil zählt – mit Menzingen und Neuheim – zur sogenannten Kulturlandschaft. Wegen des im kantonalen Vergleich verhältnismässig geringen Wachstums gilt für diese Gemeinden ein abgeschwächtes Ballenbergprinzip: «Anliegen des Ortsbildschutzes sind zu berücksichtigen. Die Gemeinden sensibilisieren die Bauherrschaften über das wichtige Gut «Baukultur» in der Kulturlandschaft.

Die Landwirtschaft unterstützt mit der Produktion von Nahrungsmitteln und ihren weiteren Funktionen das Ziel der Erhaltung der typischen Zuger Kulturlandschaften», steht da.

Die angestrebte Folklorestimmung darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch im rund 3700-Einwohner-Dorf am Zugersee immer mehr Freifläche unter Häusern verschwindet. Unlängst sind im Zusammenhang mit der Fertigstellung der Oberdorfstrasse grosse Reservebauzonen in den Gebieten Rägeten/Utigen und Büel freigegeben worden.

Es soll nicht so werden wie in Immensee

Die Kunst besteht gemäss dem Bauchef Peyer darin, trotz anhaltender Bautätigkeit ein ansprechendes Bild zu erhalten. Deshalb seien insbesondere massive Terrassenüberbauungen zu vermeiden. Misslungene Beispiele dafür seien in Wollerau und im am gegenüberliegenden Ufer gelegenen Immensee zu finden.

Die Ortsplanungsrevision wird von Experten des Planungsbüros Remund + Kuster (R+K) aus Pfäffikon begleitet. Am vergangenen Dienstag präsentierte dieses im Walchwiler Gemeindesaal die Ausgangslage, die Ziele und das weitere Vorgehen. Marcel Rust von R+K schreibt auf Anfrage, dass die Gemeinde aus raumplanerischer Sicht «vieles richtig gemacht» hat.

Es gelte, «die bestehenden Qualitäten zu bewahren». Nach Besonderheiten der Gemeinde Walchwil gefragt, schreibt Rust unter anderem, dass die Bevölkerung ein vergleichsweise hohes Durchschnittsalter aufweise und mehr Wohnfläche beanspruche.

Die Mehrheit der Haushalte bewohnten eine oder zwei Personen. Dennoch sieht Rust Potenzial für Verdichtung. Doch er stellt klar: «Nicht in jedem Quartier und auch nicht um jeden Preis.» Deshalb liege das Hauptaugenmerk darauf, «die richtigen Orte und das richtige Mass für die Innenentwicklung zu finden».

Die Umsetzung der Ortsplanungsrevision ist bis zum Ende des Jahrs 2023 geplant. Nach der Ausarbeitung der diversen Konzepte durch eine Arbeitsgruppe sowie der kantonalen Vorprüfung ist ein öffentliches Mitwirkungsverfahren für Mitte 2022 vorgesehen.

Die Grundlage für die Revision bildet das 2013 revidierte, bundesweite Raumplanungsgesetz, das den Schutz des Bodens und die Einschränkung von Neueinzonungen zum Ziel hatte. Der Kanton Zug nahm es mit 71,4 Prozent deutlich an. Die Gemeinde mit der niedrigsten Zustimmung war: Walchwil, mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 60,8 Prozent.

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