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Zug

Im Kloster Heiligkreuz muss der Austausch mit den neuen Nachbarn warten

In den Häusern hinter dem Kloster Heiligkreuz kehrt Leben ein. Die Schwestern meiden derzeit aber den Kontakt mit der Aussenwelt.
In die Überbauung Klosterlaube ziehen die Bewohner der insgesamt 83 Wohnungen ein. (Bild: Matthias Jurt (Cham, 26. März 2020))

Raphael Biermayr

Nur Tinka verlässt in diesen Tagen und Wochen die Klostermauern noch. Die Katze des Klosters Heiligkreuz in Lindencham tut dies oft und ausgiebig, beobachtet die Priorin Simone Buchs. Denn es gibt viel Neues zu sehen, ziehen gegenüber doch laufend Nachbarn ein. Die Überbauung Klosterlaube mit 83 Wohnungen ist – von der Aussengestaltung abgesehen – nach rund zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. Die Schwestern freuten sich auf die Belebung und den Austausch mit den Zuzügern. Aus bekannten Gründen müssen sie gegenwärtig jedoch auf menschliche Nähe verzichten. «Es ist eine Fernbeziehung», drückt die Priorin die Situation anschaulich aus.

So nehmen die Schwestern aus sicherer Entfernung Kenntnis vom eingezogenen Leben auf den Balkonen und erfreuen sich an den neuen Gebäuden mit ihren Holzfassaden. «Sie sind wunderschön und passen so unglaublich harmonisch ins Ensemble mit den Landwirtschaftsgebäuden und dem Ökonomiegebäude des Klosters», schwärmt Simone Buchs. Die Überbauung hilft den Schwestern, ihren Verbleib in Lindencham zu sichern. Denn auch durch den festen Zins für das Grundstück, das das Kloster im Baurecht abgetreten hat, kann die grosse Anlage aufrechterhalten werden.

Die Priorin will nicht «Polizistin spielen»

Auf Nähe zu verzichten, gilt es für die 60-köpfige Gemeinschaft auch innerhalb der Mauern, zumal fast alle Mitglieder altershalber zur Risikogruppe gehören, was die Ansteckung mit dem Coronavirus betrifft. So gebe man sich auch untereinander die Hände nicht mehr und wahre in der Kapelle und im Esssaal den nötigen Abstand zueinander, führt Simone Buchs aus. Und was, wenn, ohne gross darüber nachzudenken, doch einmal eine menschliche Berührung stattfindet? «Das kann natürlich vorkommen», sagt die Priorin, «und ich will da auch gar nicht Polizistin spielen.» Bislang habe man es geschafft, das Virus ausserhalb der Klostermauern zu lassen. Dies trotz Kontakten zur Aussenwelt: Wenn Lieferungen eingehen oder wenn Arbeiter die ab 1862 erbaute Anlage betreten. Jene würden Masken und Handschuhe tragen, das gelte auch für die Angestellten, sagt Simone Buchs.

Darüber hinaus gilt ein Besuchsverbot. Folglich gibt es keine öffentlichen Gottesdienste mehr. Immerhin können die Lindenchamer Schwestern – im Gegensatz etwa zu den Menzingerinnen – intern noch die tägliche Eucharistiefeier, also die Messe, abhalten. Dies, weil auch der Priester auf dem Klostergelände lebt. Die Priorin erklärt:

«Die Eucharistiefeier ist die tägliche zentrale Begegnung mit Gott. Es wäre besonders schlimm, darauf verzichten zu müssen»

Wegen des Coronavirus gibt es allerdings eine Änderung im Ablauf: Es wird nicht mehr aus dem Kelch getrunken.

Die Natur kennt derweil keine Einschränkungen. Sie erwacht derzeit zu neuem Leben, wie es im Frühling so schön heisst. Auch die Priorin und ihre Mitschwestern erfreuen sich am Blühen rundherum. Zu den Bauarbeiten der letzten zwei Jahre gehörte auch das Anlegen eines Rundwegs im Klostergarten, der rollstuhl- und rollatortauglich ist. Darauf unternehmen die Schwestern gegenwärtig ihre Spaziergänge, um trotz selbst auferlegter Ausgangssperre an die frische Luft zu kommen. «Die Schönheit der blühenden Natur bildet einen starken Kontrast zur eigenartigen Atmosphäre, die wegen des Virus herrscht», spricht Simone Buchs ihre tieferen Gedanken aus. Sie sagt offen, dass die gegenwärtige Situation sie beunruhige.

«Ich kann nicht einfach sagen, alles wird gut. Aber ich kann sagen, dass wir uns auch in dieser Situation von Gott gut getragen fühlen.»

Die Schwestern denken natürlich nicht nur an sich. Sie beten täglich für alle vom Coronavirus Betroffenen. Das Liturgische Institut hat eigens ein Gebet dafür veröffentlicht, das auf der Website zu finden ist.

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