notifications
Zug

Im Coronasommer boomt auch in Zug das Campen  – ins Hotel will jedoch kaum jemand

Auch die Zuger Tourismus-Branche leidet. Selbst einige der überfüllten Campingplätze rechnen dieses Jahr mit Verlust.
Auf dem Campingplatz Unterägeri herrscht Hochbetrieb. Vor allem Schweizer Gäste verbringen dort ihre Sommerferien. (Bild: Stefan Kaiser (9. Juli 2020))

Julia Lüscher und Cornelia Bisch

Obschon die Schweizer Bevölkerung dazu angehalten wird, die Sommerferien wenn möglich im Inland zu verbringen, warten auch in Zug die Hoteliers bisher vergebens auf Grossandrang. Anders die Betreiber der Campingplätze. Jörg Bieri vom Campingplatz Unterägeri erzählt:

«Die Telefone klingeln ohne Ende. Wir haben teilweise 80 bis 90 Mails pro Tag.»

Fast alle Plätze seien ausgebucht. Vor allem Schweizer besuchen den Campingplatz, aber auch wenige deutsche, belgische oder niederländische Camper verbringen ihren Sommer in Unterägeri.

Auch der TCS Campingplatz Zugersee sei sehr gut ausgelastet, so Barbara Gsell. Bereits kurze Zeit nach der Eröffnung sei er ausgebucht gewesen. Sie erinnert sich:

«Der Betrieb ging von null auf hundert.»

Jörg Bieri befürchtet, dass der Verlust, der durch die Schliessung des Campingplatzes Unterägeri während der Frühlingsmonate entstanden ist, nicht mehr wettzumachen ist. «Wenn der Herbst gut wird, hält sich das Defizit jedoch vermutlich in Grenzen.» Beim Campingbetrieb gebe es nur wenige Einschränkungen aufgrund von Schutzmassnahmen. «Die Kunden halten die Hygienemassnahmen gut ein. Die Zahl der Lavabos, Abwaschplätze und Toiletten wurde reduziert. Oder man trennte diese mit Plexiglas ab», berichtet Bieri.

Auch in Morgarten boomt das Campinggeschäft

Patrick Müller vom Campingplatz Naas in Morgarten ist ebenfalls glücklich über die aktuelle Situation: «Der Ansturm ist wahnsinnig. Wir müssen die meisten Gäste abweisen, weil alles ausgebucht ist.» Auch dort besteht der Grossteil der Kunden aus Schweizern im Gegensatz zu anderen Jahren.

Glück hatte vor allem der Campingplatz Neselen in Morgarten, weil dieser ausschliesslich im Sommer geöffnet ist und deshalb kaum Lockdown-Verluste erleiden musste. «Wir sind etwa gleich gut ausgelastet wie in den Vorjahren, wollen aber nicht zu viele Gäste aufnehmen, damit sie sich wohlfühlen und das Schutzkonzept gut eingehalten werden kann», meint Yvonne Hotz vom Campingplatz Neselen.

Zuger Hotels sind schlecht ausgelastet

Bei den Hotels im Kanton Zug kriselt es jedoch. «Vor allem Geschäftsleute und Ausländer fehlen», so Barbara Förster vom Hotel Eierhals am Ägerisee. Die Leute seien sehr vorsichtig und zögerlich. Es gebe nur wenige Ferienbuchungen, aber dafür kurzentschlossene Gäste, die ein Zimmer für ein paar Nächte suchten. Im Allgemeinen seien die Buchungen gegenüber den Vorjahren drastisch zurückgegangen.

Dasselbe berichten die Betreiber des Hotels Ochsen in Zug. «Wir sind nur ungefähr zu 5 bis 15 Prozent ausgelastet», sagt Direktionsassistentin Sarah Kieninger. Auch im Zuger Hotel Löwen sei die aktuelle Belegung bei weitem nicht so gut wie unter normalen Umständen, erzählt Geschäftsführer Christoph Ruckli. «Wir haben in Zusammenarbeit mit Zug Tourismus ein Esaf-Revival-Package erarbeitet, um den Gästen den wunderschönen Kanton Zug näherzubringen.» (Anmerkung der Redaktion: siehe Box.)

Die Betreiber des Gasthauses zur Linde in Steinhausen sind ebenfalls unzufrieden mit der heutigen Situation. «Wir sind katastrophal schlecht ausgelastet», klagt Geschäftsführer Viktor Jans. «Die Verluste des Lockdowns sind unmöglich aufzuholen.»

Sämtliche betroffenen Hoteliers rühmen jedoch das Verhalten ihrer Gäste, die das Schutzkonzept gut umsetzen und die Umstellungen nicht als gravierend empfinden würden. Daran liegt es also offensichtlich nicht. «Es wurden sehr viele attraktive Veranstaltungen wie Konzerte oder die Zuger Messe abgesagt», bedauert Johanna Gascoin des Hotels Ibis in Baar. «Darunter leidet die Hotelbranche sehr.» Das Ibis ist vor allem auf Geschäftsreisende eingestellt. «Viele Firmen haben ihre Reisetätigkeit noch nicht wieder aufgenommen. Und auch das internationale Publikum bleibt momentan aus.»

Die Zuger Jugendherberge erwartet viele Sommergäste

Dass die Leute wegen der Kurzarbeit eher preisgünstige Unterbringungen bevorzugten, weil das Ferienbudget etwas schmaler sei als in anderen Jahren, glaubt Sabine Palme, Betriebsleiterin der Jugendherberge Zug. Denn ihr Haus ist in den Monaten Juli und August schon ziemlich ausgebucht. Nur in den Mehrbettzimmern finden sich noch einzelne Plätze. «Bereits Ende Mai und im Juni sind wieder mehr Reservationen eingegangen», erzählt sie.

«Die Jugi war auch während des Lockdowns geöffnet. Wir hatten zwar merklich weniger Gäste, konnten aber dennoch kostendeckend arbeiten.» Auch für kommenden September sehe es gut aus, sodass die Jugendherberge Zug für dieses Jahr vermutlich keine Verluste verbuchen müsse. Vor allem Schweizer Aktivtouristen jedes Alters haben für die kommenden Monate reserviert. «Die Herzroute für Velofahrer, die von Genf bis zum Bodensee führt und auch Zug passiert, war noch nie so beliebt wie dieses Jahr.»

Kommentare (0)