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Zug

Hotel Waldheim: Kein Nachfolger in Sicht

Über 170 Jahre wurde auf der Waldheim-Liegenschaft in Risch gewirtet, in fünf Generationen von der Familie Schriber. Das Grundstück soll verkauft werden. Die Besitzerfamilie hält sich bedeckt.
Das Restaurant/Hotel Waldheim bietet einen wunderbaren Ausblick über den Zugersee.» (Bild: Maria Schmid (Risch, 15. Oktober 2018))

Carmen Rogenmoser

Gemunkelt wird es schon länger: Beim Traditionshaus Waldheim in Risch sollen die Lichter ausgehen. Nach 170 Jahren und fünf Generationen schliesst die Familie Schriber mit dem Wirten ab. Die Gerüchte hielten sich hartnäckig, eine Bestätigung blieb bislang aus. Grundeigentümer Sepp Schriber sowie Geschäftsführer Martin Eggimann nehmen keine Stellung zur Zukunft der Liegenschaft. Auf Nachfrage bei der Gemeindeverwaltung heisst es aber: «Der Grundeigentümer hat unserem Gemeindepräsidenten anlässlich einer Besprechung mitgeteilt, dass aufgrund fehlender Nachfolge für das Hotel und Restaurant das Grundstück verkauft werden soll.» Ob das in der Zwischenzeit bereits geschehen ist, darauf kann Patrik Birri, Abteilungsleiter Planung, Bau und Sicherheit der Gemeinde Risch, keine Antwort geben.

Etwas überraschend kommt die Meldung trotz der Gerüchte. Erst in diesem Jahr wurden – so heisst es auf der Homepage des Unternehmens – die Seminarräumlichkeiten und die Sitzungszimmer aufgefrischt. Zudem schien auch die Nachfolgeregelung ausserhalb der eigenen Familie gesichert. Denn bereits vor sechs Jahren zog sich die Familie Schriber aus dem Geschäft zurück und verpachtete die gesamte Liegenschaft an die Firma Hotel Waldheim Risch AG. Als Geschäftsführer eingesetzt wurde Martin Eggimann, der den Betrieb fortan mit seiner Frau Ursi Eggimann führte.

Der Komplex ist nicht denkmalgeschützt

2012 trat ebenfalls der Bebauungsplan «Waldheim» in Kraft. Denn baurechtlich liegt das Areal in der Wohnzone W2A, wie Patrik Birri mitteilt. «Der Bebauungsplan hat zum Ziel, den Bestand des Hotels sowie betriebliche Erweiterungen und Anpassungen zu sichern.» Wie es mit dem Betrieb und der rund 10000 Quadratmeter grossen Liegenschaft weitergeht, wird noch nicht kommuniziert. Bei der Gemeinde Risch seien bisher keine entsprechenden Anfragen oder Gesuche eingereicht worden. Bei «Zentralplus» wird vermutet, dass das Hotel für Wohnungen weichen könnte. Das Grundstück liegt an bester Lage – Seesicht inklusive. Eine solche Umnutzung wäre mit einem grossen administrativen Aufwand verbunden: «Im Falle einer Umnutzung wären nicht nur ein vollständig neuer Bebauungsplan erforderlich, sondern möglicherweise auch eine Änderung der Nutzungsordnung», sagt Patrik Birri. Diese sei dem Souverän zur Beschlussfassung zu unterbreiten. Will heissen: Das Volk hat das letzte Wort.

Grundsätzlich wäre auch ein Abriss des Komplexes denkbar. «Das Hotelgebäude ist nicht denkmalgeschützt oder im Inventar der schützenswerten Denkmäler aufgeführt», so Birri. Jedoch liege das Grundstück in der überlagerten Ortsbildschutzzone und im Einflussbereich der denkmalgeschützten Pfarrkirche St. Verena. «Ob das Hotel/Restaurant abgerissen werden darf, ist im Rahmen eines Abbruch- oder Baugesuchverfahrens zu prüfen», erklärt Patrik Birri.

Bisher deutet, zumindest auf der Homepage des Betriebs, noch nichts auf die grosse Veränderung hin: Reservationen können getätigt werden, Zimmer begutachtet und die Menükarte bestaunt werden. 15 Gault-Millau-Punkte hat das Restaurant. Auch kulinarisch wäre eine allfällige Schliessung für den Ennetsee ein Verlust. Zudem war das Restaurant eine beliebte Apéro-Location für zahlreiche Hochzeitspaare, die sich in der Kirche St. Verena das Jawort gaben.

Eine lange und traditionsreiche Geschichte

Zu Ende geht aber auch eine lange Familientradition. Bereits im Jahr 1842 ist auf dem Areal gewirtet worden, das zumindest besagt ein Wirtepatent des damaligen Besitzers Gregor Lutiger. Dieser war Sigrist der Kirche St. Verena und des Pfarrpfrundhofs. Den Hof verkaufte Gregor Lutiger 1848 an Josef Schriber aus Rüti/Risch. Seither ist die Waldheim-Liegenschaft im Besitz der Familie Schriber, gegenwärtig in der fünften Generation. Ganz werden die Schribers aus dem Gebiet nicht verschwinden: Andrea Schriber, Tochter des letzten Besitzers Sepp Schriber, besitzt laut dem Onlineportal Zugmap zwei unbebaute Parzellen, die der Wohnzone 1 angehören sowie ein rund 35000 Quadratmeter grosses Grundstück, das direkt an den See angrenzt. Dieses ist zum grössten Teil in der Landschaftsschutzzone.

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