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Zug

Hingeschaut: Künstler holt für die «Oele» das Draussen ins Drinnen

Die Eingangsbereiche der Überbauung Oele an der Steinhauser Hochwachtstrasse sind künstlerisch individuell gestaltet. Alle drei aber teilen sich das Thema. Dieses hat der Künstler in unmittelbarer Nähe gefunden.
Im Eingangsbereich von Haus B findet man sich am Steinhauser Waldweiher wieder. (Bilder: Jan Pegoraro (Steinhausen, 26. November 2020))
Im Haus A wird man direkt in den Wald «hineingeführt».
Und der Eingangsbereich in Haus C ist dem Waldrand und dem Feld davor gewidmet.

Andreas Faessler

Andreas Faessler

Andreas Faessler

Die im Sommer 2020 fertiggestellte Wohnüberbauung Oele 4 an der Hochwachtstrasse in Steinhausen steht zusammen mit der Aussenraumgestaltung ganz in Harmonie. Die drei siebengeschossigen Baukörper mit ihren bemerkenswerten Fassaden sind ein Gemeinschaftswerk der Baarer Architektenbüros Röck Baggenstos und AmreinHerzig. Harmonisch ist auch die Gestaltung der drei Eingangsbereiche – darauf legten die Architekten in Übereinstimmung mit der Bauherrschaft ein besonderes Augenmerk.

Den eigens dafür ausgeschriebenen Wettbewerb hat der Baselländische Künstler Andreas Schneider mit seinem Projekt «GANG» gewonnen. Thema dieser dreiteiligen Intervention ist der Steinhauser Wald. Eine Brücke von der Oele zu diesem beliebten Naherholungsgebiet findet sich zum einen bereits bei der Bauherrschaft, die als Besitzerin eines Waldgrundstücks auf diese Weise einen Bezug mit einbringt, zum anderen kann die senkrecht angeordnete Holzverschalung der Fassaden als abstrahiertes Zitat des Steinhauser Waldes verstanden werden. Mit «GANG» geht Andreas Schneider noch einen grossen Schritt weiter und bringt den Steinhauser Wald, den er bei einem Spaziergang vor Ort als passendes Thema für sich entdeckt hat, ins Innere der Gebäude.

Zum «Abbiegen» verleitet

In den Eingangsbereichen, den sogenannten Schmutzschleusen, hat Schneider die drei Motive Steinhauser Wald, Waldweiher und Feld/Waldrand verarbeitet. Anhand von Fotografien liess er raumhohe, goldfarben eloxierte Aluminiumplatten von einem Laser in einem Sublimierungsverfahren dahin gehend behandeln, dass sich die Fotografie auf der Oberfläche abzeichnete. Von der Eingangstür her führt ein in den Kunststeinboden pfadartig eingelegter, erdfarbener Schmutzschleusenteppich zu den Bildern hin.

Jeder der drei Eingangsbereiche hat eine unterschiedliche Weg/Bild-Kombination: Beim einen scheint der Pfad direkt ins Bild hinein in den Waldweg überzugehen, beim Thema Weiher mündet er in eine Art Plätzchen am Ufer, und beim «Waldrand» kehrt der Weg um 180 Grad und führt übers Feld am Waldrand vorbei. «Die Idee ist – aus der Sprache der Architekten heraus –, eine ‹Abzweigung› in Kombination mit einem Bild zu generieren», merkt der Künstler hierzu an.

«Die geradlinige Belagsführung der Schmutzschleuse im Eingang wird verformt und verzogen. Drei unterschiedliche Pfade verführen zum Umweg.» Betritt man das jeweilige Haus, wird man also verleitet, dem «Weg» zu folgen, anstatt ins Treppenhaus zu gelangen. Für Letzteres muss man den Weg «verlassen».

Nachhaltige Bauweise widerspiegelt sich

Jeweils in die Installation integriert ist ein Betonblock als Sitzbank, welcher die Mauern der Aussengestaltung der Oele zitiert. Somit wird nicht nur der Steinhauser Wald ins Gebäudeinnere transferiert, sondern auch die nächste Umgebung. Ein wichtiger Punkt für den Künstler war dabei, dass sich die beim Hausbau verwendeten Materialien – Holz, Beton, Aluminium – auch in «GANG» finden, physisch und/oder thematisch. Die nachhaltige Bauweise widerspiegelt sich somit in der naturbezogenen Intervention – und umgekehrt.

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.

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