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Zug

Getrunken wird zu Hause: Zuger Craft-Beer-Brauereien verkaufen wegen der Coronakrise weniger Bier in Gastrobetrieben

Lokale Bierbrauer rechnen mit 10 bis 50 Prozent weniger Einnahmen. Gründe gibt es viele, dazu zählen auch die verkürzten Öffnungszeiten der Gastrobetriebe.
Vor knapp einem Jahr zog die Bachweg-Brauerei in die Zuger Altstadt. Dieses Jahr muss sie mit knapp 50 Prozent weniger Bierverkauf rechnen. (Bild: Patrick Hürlimann (Zug, 3. Dezember 2019))

Vanessa Varisco

Auch Wasser wird zu einem edlen Tropfen, mischt man es mit Malz und Hopfen – und im Kanton Zug gibt es einige Brauereien, die aus Wasser edle Tropfen, eben Bier, machen. Die Bachweg-Brauerei in der Stadt Zug, die Eisbock-Brauerei aus Baar oder Einhornbräu, welche in Hünenberg angesiedelt ist, zählen unter anderen dazu. Auch sie haben die Auswirkungen der Coronakrise zu spüren bekommen. «Für uns als Brauerei, Restaurantbetreiber und Eventveranstalter hatte die erste Welle der Pandemie und deren Auswirkung fatale Auswirkungen auf Umsatz und Absatz in der gesamten Unternehmung», erklärt Freddy Niklaus von der Hünenberger Brauerei. Er beziffert die Einbussen durch die Coronakrise:

«Wir werden nun im Absatz des Bieres einen Rückgang von 10 Prozent verzeichnen und in der Unternehmung einen Minderumsatz zum Vorjahr um sicherlich 50 Prozent.»

Dies deshalb, weil die Brauerei 60 Prozent des Umsatzes in den Frühlings- Herbst und Wintermonate erziele. Bei einem normalen Verlauf des Jahres hätte Niklaus damit gerechnet, dass der Absatz der Biere um 30 Prozent hätte gesteigert werden können. Die Bierproduktion für den Frühling und teils Sommer für diverse Messen, Events und auch Restaurants, die unter normalen Bedingungen natürlich stattgefunden hätten, war bereits abgeschlossen und das Jahr selber sei durchgeplant und budgetiert gewesen.

Degustationen fallen weg

Woher rühren die Einbussen weiter? Sie sind auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Eine Schwierigkeit ist beispielsweise, dass im Lockdown die Gastronomiebetriebe ihre Türen schliessen mussten und damit die Vertreiber der Zuger Craft-Beer-Marken teilweise wegfielen. Auch jetzt, wo die Restaurants wieder offen haben, sind die Auswirkungen spürbar. «Die Gastronomen, welche wir beliefern, haben die Anzahl Plätze und somit das Volumen reduziert jedoch nicht geschlossen», schildert Roman Zwicky von der Brauerei Eisbock. In ihrem Fall war das jedoch bezüglich der Einnahmen nicht allzu gravierend, da man umgesattelt habe. Wegen wegfallender Events und Degustation vermutet er 10 Prozent weniger gegenüber dem Vorjahr. Die Eisbock-Brauerei hat auf andere Vertreibszwiege – wie die Onlinevermarktung – umgesattelt und konnte deshalb das reduzierte Gastrobusiness kompensieren, wie Zwicky Auskunft gibt.

Thomas Döbeli von Bachweg-Brewing in der Stadt Zug bestätigt die Beobachtung von Zwicky. Er beschreibt das Problem der kürzeren Öffnungszeiten: Eine Bar mache den Hauptumsatz nach 23 Uhr, somit breche «deren Umsatz komplett zusammen». Ausserdem essen weniger Leute auswärts und der einzelne Besuch wird auch kürzer. «Die Bierkonsumation ist auch bei den Restaurants eingebrochen», fasst er zusammen. Als Start-up-Brauerei sei es grundsätzlich nicht einfach, wie er schildert. «Mit einigen wenigen Getränkehändlern haben wir eine sehr gute Partnerschaft. Doch auf den Gestellen sind wir eben einer von vielen Anbietern.» Er hofft, dass in der Politik Lösungen ausgearbeitet werden, um die Gastronomie wieder anzukurbeln. Zumal es Bachweg Brewing härter getroffen hat als die anderen beiden. Döbeli erklärt: «Unser Verkaufsrückgang schrumpfte etwa auf die Hälfte des vorherigen Umsatzes.»

Zweite Welle als herber Schlag

Durchatmen konnten auch die Betreiber der Einhorn-Brauerei in der Zeit nach dem Lockdown und «vier Monate einigermassen guten Absatz verbuchen». Freddy Niklaus glaubte sogar, die weggefallenen Frühlingsgeschäfte wettmachen zu können, dabei habe ihn besonders der Ausblick auf den Herbst mit Veranstaltungen wie dem Oktober und die Weihnachtsgeschäfte zuversichtlich gestimmt. Dann der herbe Schlag der zweiten Welle. Niklaus sagt dazu: «Die zweite Welle und deren Massnahme hat das alles zunichtegemacht und wir mussten umgehend reagieren.» Umgeplant habe man schon seit April – beispielsweise wurden Investitionsprojekte storniert.

Um den Verlust einzuschränken, sind die Bierbrauer vor allem in den Onlinebereich ausgewichen. So bot die Eisbock-Brauerei beispielsweise Onlinedegustationen an. Ausserdem wurde zu Hause gebraut. Profitiert habe die Brauerei davon auch insofern, als dass man Heimbrausysteme verkauft habe, so Roman Zwicky:

«Wir haben bemerkt, dass viele während der Pandemie wieder angefangen haben, zu Hause selbst Bier zu brauen, was uns natürlich freut – so bleibt die Biervielfalt erhalten respektive wächst.»

Freddy Niklaus beschreibt ausserdem, dass er die Kunden als solidarisch erlebt habe. Trotz Krise sieht auch Thomas Döbeli die Situation nicht als Sackgasse: «Auch wenn der schweizerische Biermarkt zusammenfällt, haben wir als Start-up-Brauerei immer noch ein grosses Wachstumspotenzial.»

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