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Zug

Gefordert wird Fernwärme – auch für Hagendorn

Eine Motion verlangt, dass die Randgebiete um Cham mit Abwärme aus der Kläranlage gespeist wird.

Das ganze Schulhaus Hagendorn sowie das Wohnquartier Hofmatt – welches ungefähr 100 Wohneinheiten umfasst – werden mit Fernwärme von der Abwasserreinigungsanlage (ARA) in Cham gespeist.

Das entspricht den Prioritäten, welche Cham sich 2013 mit dem Energieplan gesetzt hat. So sollen möglichst ortsgebundene hochwertige Abwärme, also Industrieabwärme verfügbar ohne notwendige Hilfsenergie, und niederwertige Abwärme – dazu zählt Abwärme aus der Industrie, der ARA und Umweltwärme aus Flüssen und Seen – zur Beheizung verwendet werden. Allerdings wird noch nicht das gesamte Potenzial der Fernwärme ausgeschöpft: Weite Teile in Hagendorn, Lindencham und dem weiteren Einzugsgebiet werden nicht mit Abwärme aus der ARA bedient.

In Liegenschaften müssen Ölheizungen ersetzt werden

Das ist nicht akzeptabel, wie einige Chamer finden. Sie haben daher dazu eine Motion eingereicht. Konkret fordern die Motionäre, eben jene Gebiete mit Fernwärme zu erschliessen. Parallel dazu soll die Gemeinde Cham die Realisation und den Betrieb einer Fernwärmeanlage ab der ARA für diese Gebiete vorantreiben. Einer der Motionäre, Kantonsrat Jean Luc Mösch (CVP/Cham), sagt: «Das Thema war und ist immer aktuell. Ausserdem ist es im Energieplan ausgewiesen.» Zusätzliche Aktualität bekommt das Thema – neben jener durch den Energieplan – nun in einigen Quartieren in Hagendorn, Rumentikon, Lindencham und Friesencham, da die alten Ölheizungen wegen der anstehenden Revision des kantonalen Energiegesetzes ersetzt werden müssen. «Die Liegenschaftsbesitzer stehen unter einem enormen zeitlichen Druck und wurden mit ihrem Problem nicht ernst genommen», findet der CVP-Politiker. Man habe diesbezüglich auch schon vorgängig das Gespräch mit der Gemeinde gesucht. «Jedoch waren der Gemeinde die Hände gebunden», führt er aus.

Welche Erkenntnisse resultierten aus den Gesprächen? «Die Zeit zum Zuwarten ist vorbei. Nun gilt es, zu handeln», so der Kantonsrat. «Die Besitzer der Liegenschaften suchen als Alternative zu den Ölheizungen mit erneuerbaren Energien Lösungen», ist Mösch überzeugt. Die Antwort darauf lautet für ihn: Fernwärme direkt vor der Haustür.

Realisierung in den nächsten zwei Jahren

Laut Motion habe die WWZ kein Interesse daran, das Gebiet mit der Abwärme der Kläranlage oder durch Gas zu erschliessen. Daher die Motion mit der Forderung an die Gemeinde, aktiv zu werden.

Sollte nämlich kein Interessent gefunden werden für die Realisation und den Betrieb einer Fernwärmeanlage, wird die Gemeinde der Motion nach aufgefordert eine Betriebsgesellschaft gründen und das Projekt selbst an die Hand nehmen.

Der Zeitplan, welchen die Motionäre vorschlagen, scheint sportlich: Das Fernwärmenetz in Hagendorn etwa soll innert zweier Jahre umgesetzt werden, da in diesem Zeitraum Belagssanierungsarbeiten an der Dorfstrasse anstehen. «Womit Leitungsarbeiten gleichzeitig vollzogen werden können», formulieren es die Mitunterzeichner. «Wir sind keine Fachplaner, müssen das Netz auch nicht planen. Sollte es anderes gelöst werden können, so lassen wir uns gerne überzeugen», räumt Mösch ein. Wichtig für die Motionäre ist, dass das Projekt nun vorangeht.

WWZ wehren sich gegen Vorwürfe

Dass im Motionstext erwähnt sei, WWZ, der regionale Zuger Energieanbieter, habe kein Interesse daran, das fragliche Gebiet zu versorgen hat Marcel Fähndrich, Leiter Wärme & Kälte WWZ auf den Plan gerufen. In einem ursprünglich als Leserbrief gedachten Schreiben, heisst es: «Die WWZ haben in den letzten Jahren keine Anfrage zur Nutzung der Abwärme der ARA erhalten. Davor plante das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich diese Abwärme für einen Wärmeverbund zu nutzen – ein Vorhaben, das bekanntlich sistiert wurde.» Tatsächlich wurde das einstige Vorhaben des Elektrizitätswerks Zürich (EWZ)nach diversen Schwierigkeiten aufgegeben.

«Die Aussage, WWZ habe kein Interesse, das Gebiet zu versorgen, ist so nicht korrekt. Sie stehe im Widerspruch zu den beträchtlichen Investitionen in verschiedenen Projekten. Für Fähndrich ist klar, es handelt sich auch um eine wirtschaftliche Frage. «In der Umgebung der ARA Schönau ist nach unserer Einschätzung diese Energiedichte zu gering, um den Aufbau und Betrieb eines neuen Verbunds zu rechtfertigen. Auch eine Erschliessung von Hagendorn ist aufgrund der Distanz zur ARA nicht rentabel.»

Aber: Die WWZ seien immer interessiert, für Gebiete, die sich aufgrund der Energiedichte oder geografischen Lage nicht für Verbünde eignen, Insellösungen zu entwickeln. Eine solche Lösung würde momentan just in Hagendorn geprüft, wo die WWZ für die Versorgung von 12 Liegenschaften eine zentrale Erdsonden-Heizzentrale finanzieren, bauen und betreiben wollen.

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