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Zug

Es ist ein ungleicher Kampf zwischen Befürwortern und Gegnern des Ausbaus der Fensterfabrik Hagendorn

Eine kleine Gruppe stellt sich gegen die Erweiterung des grössten Produktionsbetriebs der Gemeinde Cham.
Die Ausbaugegner, die nicht von vorn im Bild gezeigt werden wollen, bei der Begehung entlang der Flurstrasse. Links ist Baumgartner Fenster ansässig. (Bild: Patrick Hürlimann (Hagendorn, 27. Oktober 2020))
Die Flurstrasse (links unten ins Bild kommend) trennt Wohnquartier und Fensterfabrik (hinten). (Bild: Patrick Hürlimann (Hagendorn, 27. Oktober 2020))
Die Erweiterungspläne sind auch bei der Frauentalstrasse gut sichtbar aufgehängt.  (Bild: Patrick Hürlimann (Hagendorn, 27. Oktober 2020))
Auch dieses Haus würde zugunsten des neuen Gebäudes entlang der Flurstrasse abgerissen. (Bild: Patrick Hürlimann (Hagendorn, 27. Oktober 2020))
Seit dem Dienstag stehen die Profile rund um die Fabrik. (Bild: Patrick Hürlimann (Hagendorn, 27. Oktober 2020))

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Raphael Biermayr

Manchmal trennt nur eine Strasse Befürworter und Gegner. Das ist selten so anschaulich wie in Hagendorn bei der Abstimmung über den geplanten Ausbau der Fensterfabrik (siehe Box am Ende des Textes). Am Dienstagnachmittag fand zunächst eine Begehung der Gegner des Projekts statt. Die Medienvertreter fanden sich hierfür bei Catherine Ast an der Flurstrasse 6 ein. Eine Stunde später wechselten sie die Strassenseite, wo der Fabrikchef Stefan Baumgartner zur Pressekonferenz lud.

Die Abstimmung bewegt in Hagendorn und Cham, wie unter anderem Leserbriefe in unserer Zeitung verdeutlichen. Die Gegner monieren zusammengefasst, dass das Projekt zu gross ist, Grünfläche in der Schutzzone zerstört, zu viel Verkehr und damit Sicherheitsprobleme und Lärm nach sich zieht und die Bauzeit zu lang dauert. Ausserdem weisen sie darauf hin, dass es bei der Abstimmung zum letzten Ausbau im Jahr 2003 vonseiten des damaligen Chefs Thomas Baumgartner geheissen hätte, es würde danach keine Erweiterung mehr geben. «Dass dieses Versprechen gebrochen wurde, schmerzt am meisten», sagt Catherine Ast.

Bis zu 36-mal täglich fährt ein Lastwagen vorbei

Sie wohnt seit über 30 Jahren an der Flurstrasse und wünscht sich, hier einen ruhigen Lebensabend zu verbringen. Nun sieht sie dieses Vorhaben durch die Pläne der Baumgartners, mit denen sie privat einen freundschaftlichen Umgang pflege, gefährdet. «Die Fabrik ist gut und recht – aber sie steht einfach am falschen Ort. Sie gehört in ein Industriegebiet», findet Ast. Sie zeigt auf den Spielplatz und auf die Gärten, die zum Quartier gehören. Um sie zu erreichen, muss man ebenfalls die Flurstrasse überqueren. Heute fahren nach Angaben von Baumgartner Fenster bis zu 18 Lastwagen täglich von der Sinserstrasse über die Dorfstrasse und die Flurstrasse zur Fabrik und von da wieder zurück. Künftig könnten es bis zu vier Fahrten pro Richtung mehr sein, zeigt Stefan Baumgartner bei der folgenden Pressekonferenz auf.

Catherine Ast und ihre Nachbarin Iris Züblin hegen jedoch nicht nur Befürchtungen bezüglich des Mehrverkehrs nach dem Ausbau, sondern auch während der Bauzeit der neuen Gebäude. Die Menge an Aushub für die bis zu elf Meter in den Boden ragenden Fabrikerweiterungen ist enorm. Später wird Stefan Baumgartner, darauf angesprochen, aufzeigen, dass der Bauverkehr zwar über die Dorf- und Flurstrasse auf das Areal fahren, jedoch über das Frauenthal und den Mattenboden weggeführt wird. Gespräche mit der davon tangierten Gemeinde Hünenberg seien positiv verlaufen.

Catherine Ast und Iris Züblin hatten schon die letzte Fabrikerweiterung bekämpft. Unterstützt vom Verein Mehrwert Cham, von dem am Dienstag Hermann Kiener anwesend war, riefen sie kürzlich zu Spenden auf. Der Rücklauf ist anscheinend nicht allzu hoch. «Es ist ein ungleicher Kampf», macht sich Iris Züblin keine Illusionen. «Die Gemeinde ist für den Bau, das Gewerbe sowieso. Und jemand, der im Alpenblick wohnt, interessiert bei der Abstimmung wahrscheinlich nicht, wie es uns hier geht.» Dennoch bestreiten die beiden den Kampf. Warum? «Wir wollen nicht tatenlos aufgeben», sagt Ast.

Linke Parteien sind gegen das Projekt

Allein sind sie nicht. Neben dem Verein Mehrwert Cham erhalten sie Unterstützung von den Ortsparteien der SP und der ALG. Die SP Co-Präsidentin Jasmin Gretener-Fröhlich weist auf Anfrage unserer Zeitung auf die Bedeutung der Landschaft in der Lorzenebene hin und zitiert die Auswirkung darauf aus den Abstimmungsunterlagen: die Verkleinerung der Schutzzone um rund 9500 Quadratmeter und die Zerstörung des heute darauf befindlichen landwirtschaftlich genutzten Lands.

Dieses befindet sich in der Wohn- und Arbeitszone – und gilt als archäologische Fundstätte. In den Abstimmungsunterlagen heisst es dazu, der Kanton würde die Erdarbeiten überwachen. Jasmin Gretener kommt dennoch zum Schluss: «Die privaten Interessen der Fensterfabrik, also wirtschaftliche Interessen, werden eindeutig stärker gewichtet als das öffentliche Interesse am Schutz von Landschaft, Umwelt und Landwirtschaft.»

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