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Zug

Eine grosse Portion Drama und spanisches Temperament im Zuger Casino

Ein gelungener Spagat zwischen Kunst und Kulinarik: Am Wochenende vom 21./22. Februar feierte das Theater Casino Zug die spanische Lebensart.
Das Ballet «Carmen» bot ein tänzerisches Spektakel. (Bild: Jan Pegoraro (Zug, 21. Februar))
Der Flamenco-Sänger Duquende wurde in Zug wie ein Superstar gefeiert. (Bild: PD)

Haymo Empl

Haymo Empl

Man verbindet sie oft mit Fussball oder den grossen Sommerferien, die Spanier. Dabei haben sie noch viel mehr zu bieten: grosse Dramen auf der Bühne, kulinarische Köstlichkeiten und jede Menge Lebensfreude. All dies war an der «Fiesta Española» im Theater Casino Zug zu erleben. Am Freitag, 21. Februar, begeisterte «Carmen» auf der Bühne, die altbekannte Geschichte des französischen Komponisten Georges Bizet. 1875 in Paris uraufgeführt, schockierte die Oper das Publikum, weil mit Konventionen gebrochen wurde.

Die Oper spielt in Südspanien und erzählt die Geschichte des Untergangs von Don José, einem naiven Soldaten, der von den Machenschaften der feurigen Zigeunerin Carmen verführt wird. José verlässt seine Jugendliebe und desertiert von der Armee, verliert jedoch die Liebe von Carmen an den Torero Escamillo. So weit die Geschichte. Das von Johann Inger choreografierte Ballett unter der musikalischen Leitung von Thomas Herzog (Theater Basel) fokussierte sich weniger auf Carmen, sondern auf Don José. Die Komposition wird seit über 100 Jahren für die Brillanz der Melodie, der Harmonie, der Atmosphäre und der Orchestrierung sowie für die Fähigkeit, mit der Bizet die Gefühle seiner Figuren musikalisch darstellte, gefeiert.

Das Ballett «Carmen» emotional dargestellt

Es ist also ein folgerichtiger Entscheid, wenn «Carmen» dramaturgisch entstaubt als Ballett aufgeführt wird, denn im Tanz lassen sich Emotionen bestens darstellen. Und von diesen gab es eine Menge auf der Bühne im Theater Casino. Carmens Freiheitsdrang, Don Josés Zerrissenheit, der omnipräsente Tod – das alles in einem Bühnenbild, welches Raum für das tänzerische Drama bot: ein atemberaubendes Spektakel.

Am Samstag, 22. Februar, dann der zweite Teil: Spanische Köstlichkeiten, liebevoll und äusserst engagiert vom Centro Español de Zug zubereitet. Bereits um 18.30 Uhr wurde das Buffet eröffnet; auf dem Programm standen Flamenco und Kulinarik. Allerdings war, wie sich bereits beim ersten und zweiten Programmpunkt «spanische Folklore/Flamenco» herausstellte, nicht das bekannte «Mallorca-Tourismus-Getanze» gemeint, sondern authentische Darbietungen auf allerhöchstem Niveau. Überhaupt war der Abend in jeder Hinsicht gelungen: Das Centro Español de Zug kochte für viele Hundert Leute und das nicht in Kantinen-Qualität, sondern genauso, wie man sich spanische Küche von der «madre» vorstellt.

Höhepunkt des Abends war der Auftritt des Sängers Duquende. Hierzulande vielleicht in der spanischen Gemeinschaft ein Begriff, ansonsten kennt man den Sänger in Mitteleuropa eher weniger. Bereits im Alter von acht Jahren wurde der 1965 in Barcelona geborene Sänger entdeckt und tritt seither mit den Grossen dieser eher kleinen Flamenco-Szene auf, die spanische Gemeinschaft feierte ihn am Samstagabend wie einen Superstar und die Zuger – übrigens die Mehrheit im Saal, zumindest dialektisch – zeigten sich ebenfalls begeistert.

Der Flamenco-Sänger Duquende begeisterte

Da die Definition von Flamenco unscharf ist, lässt die Interpretation entsprechenden Freiraum. Ist es Tanz? Oder Gesang? Oder beides? Auf jeden Fall schafften es die Darbietenden, in wenigen Minuten mit entsprechenden Kostümen und viel Können perfektes Drama auf der Bühne zu inszenieren. Und auch wenn man Duquende auf verbaler Ebene aufgrund mangelnder Spanischkenntnisse nicht verstand, wusste man, dass der Herr sehr traurig, fröhlich oder unglücklich war – die Ausdruckskraft seiner Stimme und Gestik waren enorm und teilweise geradezu spektakulär. Der bis auf den letzten Platz gefüllte Festsaal dankte es mit tosendem Applaus.

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