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Zuger Wald

Ein Mord und ein Autounfall

Nicht nur unheimliche Sagen, sondern auch reale, tragische Ereignisse spielten und spielen sich in Zuger Wäldern ab.
Nebelschwaden lassen den Wald schnell zu einem unwirtlichen, unheimlichen Ort werden. (Corinne Glanzmann, Neue Luzerner Zeitung)
Die Gedenktafel für den Polizisten Roman Staub, der im Jahr 1907 einem Mörder zum Opfer fiel.  (Bild: Andreas Faessler)
Zeitungsartikel über den Autounfall im Jahr 1982 bei Finstersee, bei dem drei junge Zuger Maturanden ihr Leben verloren. (Bild: Rahel Hug)

 

Rahel Hug

Freizeit, frische Luft und viel Grün – viele verbinden den Wald mit positiven Gefühlen und Erinnerungen. Doch der Wald hat auch eine düstere, unheilvolle Seite. Nicht ohne Grund spielen sich viele Zuger Sagen, denen Unheimliches anhaftet, im Wald ab.

So etwa die Geschichte vom Bannhölzler in Walchwil, einem Reiter auf einem weissen Pferd, der aufgrund eines falschen Eides keine Grabesruhe gefunden haben soll. Das Gespenst treibt angeblich in den Wäldern auf dem Walchwilerberg sein Unwesen.

Oder die Sage vom Holzsteg über die Sihl. Sie handelt von einem schrecklichen Unwetter über dem Menzingerberg. Der Sohn einer reichen Witfrau vom Bostadel wollte trotz aller Gefahren ins nahe Zürichbiet und als er die einzige Verbindung, einen schmalen, schwankenden Holzsteg über die Sihl, überquerte, soll ihn eine gewaltige Welle mitgerissen und in die gierigen Fluten gespült haben.

Nicht nur in den Sagen und Legenden zeigen die Zuger Wälder ihre dunkle Facette. Auch in der Realität spielt sich Tragisches und Unschönes in den Wäldern ab. So erschütterte beispielsweise ein kaltblütiges Verbrechen im Jahr 1907 den Kanton Zug.

Es war der 15. November, als ein Pistolenschuss durch den Wald am Ratengütsch hallte und das Leben eines jungen Mannes jäh beendete. Am Waldrand in der Nähe des Tüfelsmösli fiel der 27-jährige Kantonspolizist Roman Staub aus Menzingen einem Mörder zum Opfer.

Der Täter wurde in Deutschland zum Tode verurteilt

Beim Täter handelte es sich um einen Hausierer namens Karl Ebner aus Unterlauchringen bei Waldshut (Deutschland). Er war in seiner Heimat bereits aktenkundig und vorbestraft wegen mehrfachen Einbruchdiebstahls. Der Polizist wollte beim verwahrlost aussehenden Mann eine Personenkontrolle durchführen, als dieser seine Pistole zog und ihm in den Kopf schoss.

Nur kurze Zeit nach der grausamen Tat konnte der Mörder in einer Gaststätte in Radolfzell festgenommen werden. Ebner wurde vom zuständigen Schwurgericht Konstanz zum Tode verurteilt. Am 31. August 1908 informierte die Staatsanwaltschaft Waldshut den Zuger Polizeidirektor, dass Grossherzog Friedrich II. von Baden das Gesuch von Ebner um Begnadigung abgelehnt habe.

Das Urteil wurde gemäss Angaben des Staatsanwaltes im Hof des Gefängnisses in Konstanz, wo Ebner einsass, vollstreckt. Er wurde am 2. September 1908 enthauptet.

Noch heute steht am Tatort eine kleine Gedenkstätte. Der Gedenkstein mit Metallplakette und den Worten «Hier wurde am 15. Nov. 1907 von ruchloser Hand ermordet: Jüngling Roman Staub, Polizist v. Menzingen, stat. in Oberägeri, geb. 5. Jan. 1881, R.I.P» wurde inzwischen sogar erneuert.

Drei junge Menschenleben bei Autounfall ausgelöscht

Vielen Zugern älteren Semesters dürfte der schlimme Unfall in der Nacht auf den 24. Juni 1982 noch in Erinnerung sein. Auf der Heimfahrt von einem Fest zur bestandenen Matura in einer Hütte oberhalb Finstersee stürzten fünf junge Zuger mit ihrem Auto in ein Tobel. Drei von ihnen wurden dabei getötet, zwei schwer verletzt. Das Unfallauto wurde total zertrümmert.

Das Unglück ereignete sich um halb drei Uhr nachts. Hilferufe aus dem Tobel und ein zertrümmerter Strassenzaun machten den Hüttenwart und Mitarbeiter des Forstamtes am frühen Morgen auf die Tragödie aufmerksam. Ihnen eilten einige junge Leute, die in der Hütte aufräumten, zu Hilfe, um auf der Unfallstelle Erste Hilfe zu leisten.

Die Bergung der verunfallten Kantischüler gestaltete sich wegen des abschüssigen Geländes ausserordentlich schwierig. Zur Bergung musste die Schweizerische Rettungsflugwacht aufgeboten werden. Im Einsatz standen zwei Helikopter mit einem Rettungsteam von sechs Mann, darunter zwei Ärzte.

Mittels Helikopter und Seilwinde gelang es der Rettungsflugwacht, die Unfallopfer zu bergen. Die Verletzten wurden sofort in die Kantonsspitäler Zürich und Zug geflogen. Für zwei junge Frauen kam jede Hilfe zu spät, das dritte Opfer, ein junger Mann, starb kurz nach der Einlieferung ins Spital.

Ein Tag der Freude und des Stolzes wurde zum Tag der Trauer und des Schmerzes: Wegen des schrecklichen Unglücks wurde die für den 24. Juni angesagte Schlussfeier abgesagt und die Fahnen vor dem Schulgebäude wurden auf halbmast gesetzt. Die Reifezeugnisse wurden den Absolventen per Post zugesandt. Die Trauerfeier für die verunglückten Maturanden fand unter grosser Teilnahme der Bevölkerung in der darauffolgenden Woche in der Kirche St. Michael in Zug statt.

Mysteriöse Baumfällaktion auf dem Gottschalkenberg

Weniger tragisch, eher rätselhaft ist eine Geschichte, die sich Anfang Mai 2014 auf dem Gottschalkenberg ereignete. Damals wurde bekannt, dass Unbekannte unterhalb des Aussichtspunktes Bellevue illegal 55 Bäume gefällt hatten. Die 49 Fichten und 6 Laubbäume wurden ungenutzt im Wald liegen gelassen.

Es wurde wild spekuliert, ob die Deltaflieger für die Rodung verantwortlich sind. Denn die Stelle diente seit jeher als beliebter Startplatz für sie. Nachdem im Jahr 2006 der Wald im Startkorridor zu hoch wurde, entfachte ein Streit um das Niederhalten der Bäume.

Der Schweizer Hängegleiterverband opponierte auch gegen das Baugesuch für eine neue, inzwischen gebaute Aussichtsplattform. Der Fall ging bis vor Bundesgericht. Die Täter wurden nie gefasst.

Ebenfalls im Jahr 2014 hat sich im Ratengebiet ein Exhibitionist herumgetrieben. Laut der Zuger Polizei präsentierte sich der Mann seit Jahren in unregelmässigen Abständen nackt, 2014 kam es wieder zu einer Häufung. Über die Vorfälle wurde in Oberägeri rege diskutiert.

Der Mann tauchte vor allem auf dem Weg zwischen Raten und Gottschalkenberg auf. Mehrere Anzeigen waren eingegangen. Auch Feuer sorgten in der Vergangenheit in den Wäldern im Kanton für Schlagzeilen. Im April 2016 brannte die Urzlenbodenhütte auf dem Weg zwischen der Schönalphütte und dem Wildspitz auf Unterägerer Boden bis auf die Grundmauern ab.

Der Sachschaden belief sich auf rund 30'000 Franken. Nachdem die Polizei betreffend die Brandursache zunächst im Dunkeln tappte, zeigte ein Zeugenaufruf Wirkung: Nach den Befragungen und aufgrund der Resultate der Spurensicherung stand ein technischer Defekt im Bereich des Kamins im Vordergrund.

Quellen: «Zuger Sagen. Sage, Legände und Gschichte usem Kanton Zug», Maria Greco und Brigitt Andermatt. «Zuger Sagen und Legenden», nacherzählt von Hans Koch. Zeitungsberichte aus der «Zuger Zeitung», dem «Zuger Tagblatt», den «Zuger Nachrichten» und den «Luzerner Neuste Nachrichten».

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