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Zug

Ein Baarer Datenversicherer wächst rasant

Über eine Milliarde Franken will die Softwarefirma Veeam im kommenden Jahr umsetzen. Schweizchef Douglas Chechele erklärt, warum sich die Firma den Kanton Zug als Hauptsitz ausgesucht hat, und welche Kunden ihre Dienste nutzen.
Veeam-Schweizchef Douglas Chechele erklärt, wie die Software ihrer Firma funktioniert. (Bild: Bild:)

2011 hat sich die Veeam Software AG in Baar niedergelassen und ist Ende November in eine GmbH umgewandelt worden. Die Aktiven der Firma betrugen Mitte Jahr rund 630 Millionen Franken. Gar über eine Milliarde Franken will Veeam im kommenden Jahr umsetzen. Dies mit den rund 4000 Mitarbeitern, die die Firma in 30 weltweiten Niederlassungen und regionalen Firmenzentralen beschäftigt.

Sind Sie aus steuerlichen Gründen in Baar? Dies fragen wir Veeam-Schweizchef Douglas Chechele. «Nein, überhaupt nicht», antwortet der 47-Jährige: «Wir haben uns 2010 entschieden in die Schweiz zu kommen, als die Firma zwei Jahre alt war.» Nach zwei Jahren Entwicklung mit rund zwölf Programmierern ging Veeam mit ihren Produkten an den Markt, erklärt er. Es sei 2010 darum gegangen, zu entscheiden, wo die Firma aus strategischen Gründen hin wolle. «Für die Schweiz sprach die Sicherheit und Stabilität, auch in politischer Hinsicht, die Infrastruktur und die gute Ausbildung der Leute und die multikulturelle Art.» Die Schweiz und vor allem Zug sei IT-technisch sehr fortgeschritten. Baar liege schweizweit und die Schweiz europäisch zentral. «Und für uns war auch die Zeitzone ein Thema, bei der die Schweiz ebenfalls zentral gelegen ist.»

«Die Schweiz ist sehr relevant»

Wie wichtig ist die Schweiz für Veeam? Die Schweiz werde immer unterschätzt, antwortet Chechele. Sie sei zu einem Land der Rechenzentren geworden, was für Veeam sehr wichtig sei. «So konnten wir im letzten Jahr den grössten Deal der Firmengeschichte in der Schweiz abschliessen, sagt er und doppelt nach: «Die Schweiz ist als Markt für Veeam sehr relevant und sehr wichtig.» Veeam sei sehr stark im KMU- und im mittleren Segment und zähle in der Schweiz mittlerweile rund 12 500 zahlende Kunden. Im Vergleich: Weltweit kann die Firma rund 320 000 Firmen zu ihren Kunden zählen.

Virtual Machines werden in den USA als VMs – ausgesprochen Veeams – bezeichnet. Daher rührt der Name der Firma. Doch was bietet Veeam überhaupt seinen Kunden an? «Wir sind eine Art Datenversicherer», erklärt Chechele. «Wir stellen die Datenverfügbarkeit sicher. Unsere Software läuft zentral im Hintergrund des Datencenters und produziert mit der Hardware zusammen Kopien – die dann von unserer Software gemanagt werden.

Produktionsstillstände nach Hackerangriffen

Rund 80 Prozent der Firmen würden gehackt, erklärt Chechele. «Und 50 Prozent davon erleiden in der Folge Produktionsstillstände. Erst dann tritt unsere Lösung in Aktion, in dem wir sicherstellen, dass die Daten möglichst schnell wieder zur Verfügung stehen und die Programme wieder funktionieren.»

Das Datensammeln, -archivieren und -transferieren sei nicht ihre Sache, führt Chechele aus. «Wir sprechen allerdings Empfehlungen aus, damit die Verfügbarkeit tatsächlich gewährleistet ist.» So werde zum Beispiel das so genannte 3-2-1-System empfohlen, bei dem drei Kopien auf zwei verschiedenen Datenträgern und eine davon ausser Haus sein müssten.

Veeam sei branchenunabhängig und könne Spitäler wie Banken als Kunden bedienen. «Es geht um unser intelligentes Datenmanagement, dank dem uns jeder Markt offen steht. Die Systeme sind dabei völlig irrelevant. Ihre Mitbewerber kämen aus der sogenannten alten, der physischen Welt, und Veeam aus der virtuellen Welt, erklärt Chechele. «Wir haben 2008 angefangen und unsere Basis ist die virtuelle Welt.» Erst kürzlich hätten sie in Prag eine Entwickler-Unit mit mehreren Hundert Mitarbeitern hochgefahren, verrät Chechele, der die Ziele der Firma so beschreibt: «Wir wollen 2019 weltweit eine Milliarde Franken umsetzen.» Seit 41 Quartalen, und damit seit es Veeam gebe, befinde sich das Wachstum im zweistelligen Prozentbereich. «Und diese Dynamik wollen wir mitnehmen.» Das Cloudbusiness und die Grosskunden böten Chancen, die die Firma nutzen wolle.

Welche Firmen nutzen die Software von Veeam? «Zum Beispiel Schenker Storen, die Basler Versicherungen die Hirslanden Gruppe und ganz neu, die Pilatus-Werke und die Bell Food Group», antwortet Chechele. Auch Banken und die öffentliche Hand würden auf die Datenversicherung von Veeam setzen, ergänzt er und sagt: «Und dies auch im Kanton Zug.»

Und was empfiehlt Chechele den Lesern in Sachen Datensicherheit? «Es braucht einen Grundrespekt, wie man mit seinen Daten umgeht. Das beginnt beim Setzen des Passworts.» Die Mitarbeiter müssten sich bewusst sein, dass Daten das Kapital der Firma seien. So habe zum Beispiel der Ausfall der Computersysteme die Delta Airlines Millionen gekostet. «Sie konnten drei Stunden lang keine Tickets verkaufen und die Flieger blieben am Boden stehen.» Das Sichern der Daten sei kein Problem, betont Chechele «Wichtig ist, dass sie schnell wieder hergestellt werden und zur Verfügung stehen.»

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