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Zug

Diese kirchliche Genossenschaft ist oft die letzte Adresse

Die Bürgschafts- und Darlehensgenossenschaft der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde des Kantons Zug gewährt günstige Darlehen. Sie versteht sich als Steigbügel für Leute in Not oder ohne entsprechendes Netzwerk.
Andreas Blank (links) und Josef Huwyler erklären die Hintergründe der Genossenschaft. (Bild: Maria Schmid (Zug, 18. Januar 2019))

Charly Keiser

Ein zinsgünstiges Darlehen von 15000 Franken ohne Sicherheit. Und mit zinsgünstig ist ein Zins von im Moment nur gerade drei Prozent pro Jahr zu verstehen. Wunschdenken? Nein. Denn genau das bietet die Bürgschafts- und Darlehensgenossenschaft der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde des Kantons Zug, die 1964 «zur Gewährung günstiger Darlehen» gegründet worden ist.

Für fünf primäre Zwecke werden die Darlehen gesprochen: um Investitionen zu finanzieren, eine eigene Liegenschaft zu renovieren, ein Mietzinsdepot oder eine Aus-, Weiter- oder Zusatzausbildung zu finanzieren oder damit jemand einen finanziellen Engpass überbrücken kann. Letzteres betrifft eine Schuldensanierung, die in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle Triangel ausgearbeitet wird, die ebenfalls von der Reformierten Kirche angeboten wird.

Offen für sämtliche Konfessionen

Erhalten nur Reformierte ein Darlehen? «Nein, wir sind sehr offen», sagt Andreas Blank, Präsident der Genossenschaft: «Wir geben Leuten sämtlicher Konfessionen wie auch Konfessionslosen Darlehen. Es ist aber selbstverständlich kein Nachteil, wenn man reformiert ist.» Ob jemand ein Darlehen bekomme oder nicht, sei situationsabhängig, erklärt Blank: «Wir geben Leuten ein Darlehen, die nirgends mehr etwas bekommen. Jemandem, dem keine Bank etwas gibt, und der niemanden kennt, der ihm Geld gibt.»

Konkurrenziert die Genossenschaft damit nicht die Banken? Allefalls im Bezug auf einen Kleinkredit, antwortet Blank und Josef Huwyler, Geschäftsführer der Bürgschafts- und Darlehensgenossenschaft, fügt an: «Wir kommen grundsätzlich nach den Banken zum Zug, also wenn diese keine Darlehen mehr sprechen.» Sie würden zwischen zwei Kreditarten unterscheiden, erklärt Huwyler: «Blankokredite bis 15000 Franken und gedeckte Kredite bis 30000 Franken.» Bei gedeckten Darlehen handle es sich meistens um einen Schuldbrief, den die Bank nicht akzeptieren würde. Von daher sei auch klar, dass die Genossenschaft die Banken nicht konkurrenziere.

Rund 50 Prozent der Kredite würden in Zusammenarbeit mit der Triangel-Beratung gesprochen, führt Huwyler aus. Dabei gehe es meist um Schuldensanierungen, bei denen zum Beispiel Konsumkredite abgelöst würden, die bei ihnen moderate 3 statt 11 und 12 Prozent teuer seien. «Es gibt auch Leute, die diverse Schulden haben», sagt Blank. Triangel helfe bei einer Schuldensanierung, bei der die Gläubiger zu Gunsten einer einmaligen Auszahlung auf einen Teil der Schuld verzichten würden. «Den Betrag per Saldo aller Ansprüche stellen wir dann als Darlehen zur Verfügung.»

Ihnen sei wichtig, dass die Darlehen zurückgezahlt werden, betont Blank und Huwyler fügt an: «Das ist darum so wichtig, damit wir mit dem Geld anderen helfen können.» Mit wenig Geld Leuten in Not auf unkomplizierte Art und Weise helfen. Das sei sehr befriedigend, sagt Huwyler: «Vor allem, weil die Leute auch hoch dankbar sind.»

Kapital und Kreditnehmer gesucht

Die Genossenschaft verfügt über ein Kapital von rund 720000 Franken. Etwa 600000 Franken sind momentan auf 78 Darlehensnehmer verteilt. «Wir sind oft die letzte Adresse, die helfen kann», ergänzt Huwyler. Sie verstünden sich als Steigbügel, damit Leute es wieder auf den Sattel schaffen würden. «Und für jeden sieht der Sattel anders aus.»

So bekomme zum Beispiel eine ältere Frau ein Darlehen mit monatlichen Auszahlungen, führt Blank aus. Sie wohne in ihrer eigenen sehr günstigen Wohnung, die nur zu 40 Prozent belehnt sei. «Ihr reicht aber das Geld zum Leben nicht, und sie müsste die Wohnung verkaufen. Die Bank gibt nichts und dank unseres Darlehens kann sie mindestens fünf Jahre länger in ihrer Wohnung bleiben.» Sie würden gerne auch öfters Start-ups unterstützen, ergänzt Blank. «Wir haben eben erst ein Darlehen für ein Start-up gesprochen, damit dieses einen Grundstock kaufen konnte. Und wir hätten auch nichts dagegen, wenn einige neue Anteilsscheine gezeichnet würden.»

Kontakt unter: 041 760 00 01 oder josef.huwyler@jotha.ch

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