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Zug

Die Kreuzfahrt des Schreckens macht halt in Steinhausen

Mit «Passagier 23» vom deutschen Erfolgsautor Sebastian Fitzek bringt die Theatergesellschaft Steinhausen ab 9. März erstmals einen Psychothriller auf die Bühne im «Dreiklang». Es ist kein Stück für schwache Nerven.
Schiffskapitän Daniel Bonhoeffer (gespielt von Daniel Kauer) spricht auf Passagierin Julia Stiller (gespielt von Patricia Theiler) ein, die mit ihrer Tochter auf Kreuzfahrt ist und auf dieser ebenfalls ein grausames Geheimnis entdeckt. (Bild: Stefan Kaiser (Steinhausen, 14. Februar 2019))

Christopher Gilb

Wer auf Happy Ends steht oder darin bestätigt werden will, dass jedem Menschen irgendetwas Gutes innewohnt, der sollte die Finger von den Büchern des deutschen Erfolgsautoren Sebastian Fitzek lassen. Doch wer Fitzek liest, sucht sowieso etwas anderes: Rasante Psychothriller, die einen tief in die Abgründe des menschlichen Daseins blicken lassen und die man, einmal angefangen, nicht mehr zur Seite legen kann. «Wie sicher bin ich überhaupt und wem kann ich wirklich vertrauen», sind solche Fragen, die man sich nach der Lektüre seiner Bücher oft stellt.

So ist es auch bei «Passagier 23», das im Jahr 2015 erschien. «Passagier 23», das ist die auf Kreuzfahrtschiffen gängige Bezeichnung für einen über Bord gegangenen Passagier, da jedes Jahr angeblich 23 Personen auf Kreuzfahrten spurlos verschwinden. Dies ist das Überthema von Fitzeks Buch. Ein Kreuzfahrtschiff, ein Ort ohne Polizei, als Schauplatz für das perfekte Verbrechen.

Krasse Szenen abgeschwächt

Auch Roli Misteli, Regisseur der Theatergesellschaft Steinhausen, hat den Thriller gelesen. «Es war mein erstes Buch von diesem Autor, ich wusste damals noch gar nicht, was es für einen Hype um ihn gibt», sagt er heute. Einen Thriller habe er aber schon länger auf die Bühne in Steinhausen bringen wollen:

«Nur das ist gar nicht so einfach. Ein Thriller lebt von der Spannung, die sich durch intensive Dialoge und verschiedene Handlungsstränge, die sich miteinander verweben, ergibt und weniger von der Kulisse.»

So seien selbst Theatervorstellungen, die auf Agatha-Christie-Romanen basieren, oft nicht mehr als gute Unterhaltung, aber kalt den Rücken würde es einem nicht runterlaufen.

Bei «Passagier 23», da habe er aber irgendwie ein gutes Gefühl gehabt. «Ich hatte Glück, dass es zum Buch inzwischen wirklich ein Bühnenstück gibt, das derzeit in Berlin aufgeführt wird. Und dass darin gewisse krasse Szenen so abgeschwächt und Handlungsstränge so vereinfacht sind, dass man es überhaupt auf einer Bühne zeigen kann», so Misteli.

Trotzdem, da ist sich der 50-Jährige sicher, werde das Stück – das mit einer Altersempfehlung ab 16 Jahren versehen ist – auch polarisieren. «Es geht um konträre Themen.» Aber es sei sein Anspruch, auch etwas Neues und Modernes zu wagen. Und bisher laufe der Vorverkauf fürs Stück extrem gut. Einige Vorstellungen seien schon ausverkauft.

Eine folgenschwere Vergangenheit

Das Stück fesselt auch wirklich von Beginn an. Vor fünf Jahren hat der Polizeipsychologe Martin Schwartz (in Steinhausen gespielt von Ronny Sprenger) bei einer Kreuzfahrt auf der «Sultan of the Seas» seinen Sohn und seine Frau verloren. Seitdem leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung, trinkt viel Alkohol und gibt sich extremen Einsätzen hin, etwa gegen einen Pädophilenring.

Nun klingelt sein Telefon. Die Schriftstellerin Gerlinde Dobkowitz (Barbara Müller) meldet sich bei ihm, sie befindet sich auf der «Sultan of the Seas» und will dort jemanden gesehen haben. Ein ebenfalls vermisstes Kind soll wieder aufgetaucht sein, doch das Entscheidende ist, was es dabeihat. Es ist der Teddybär von Schwartz’ vermisstem Sohn, für den erneut eine Welt zusammenbricht.

Gesehen hat besagtes Kind auch Schiffkapitän Daniel Bonhoeffer (Daniel Kauer), der in einer der nächsten Szenen mit der Passagierin Julia Stiller (gespielt von Patricia Theiler) spricht. Sie macht sich Sorgen um ihre Tochter, die sie ebenfalls nicht mehr finden kann. Und über die im Internet ein Video kursiert, das sie in einer heiklen Situation zeigt. Und dann gibt es noch den Mann im schwarzen Kapuzenpullover (Cyrill Wesemann), der seiner Gefangenen droht. Sie würde Bekanntschaft mit einem «hübschen kleinen Erreger» schliessen, wenn sie ihm nicht verrate, was das Schlimmste ist, was sie je getan habe.

Projektionen im Bullauge

Diese Woche wird nun das Bühnenbild aufgestellt. Regisseur Roli Misteli, der im wahren Leben Inhaber einer Design-Agentur ist, legt darauf viel Wert. Dieses Mal steht ein Bullauge im Mittelpunkt. Misteli hat kleine Kreuzfahrtprojektionen passend zur jeweiligen Szene erstellt, die dann darin zu sehen sind. Dazu läuft spannungsgeladene Musik.

Bald ist die Premiere, für welche die Laienschauspieler seit Monaten proben. Die grössten Herausforderungen seien die Dialoge, so Roli Misteli. «Geht bei einem anderen Stück, das mehr vom Szenischen lebt, mal ein Teil des Textes vergessen, ist das nicht so schlimm. Bei einem Thriller aber ist jeder Satz entscheidend fürs Verständnis der Geschichte.» Ab 9. März, der Schweizpremiere des Stücks, wird man dann sehen, wie erfolgreich das Theaterschiff im Genre des Psychothrillers ablegt.

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