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Zug

Die Kolin-Apotheke in Zug deckt die gesamte Südregion des Kantons ab

Die Kolin-Apotheke in Zug feiert ihren 70. Geburtstag. Heute überlebt sie nur dank mehrerer Standbeine.
Seit bald 30 Jahren führen Stephan und Maya Schönenberger die
Kolin-Apotheke in Zug. (Bild: Matthias Jurt
(22. Januar 2020))

Cornelia Bisch

Im historischen Altstadtgebäude an der Grabenstrasse 16 in Zug, dessen Bau ins 15. Jahrhundert zurückreicht, besteht seit 70 Jahren die Kolin-Apotheke. Das verwinkelte Stadthaus ist noch immer im Besitz der Gründerfamilie Aschwanden. Die Apotheke selbst gehört den heutigen Geschäftsleitern Maya und Stephan Schönenberger. «Ich kam vor knapp 30 Jahren eher zufällig hierher nach Zug», erzählt der 58-jährige Apotheker, der ursprünglich aus Luzern stammt.

Über eine Bekannte knüpfte er Kontakt zum damaligen Betreiber der Kolin-Apotheke Leo Aschwanden. «Ich arbeitete während eines Jahres mit ihm zusammen, worauf er mir seine Nachfolge anbot.» Maya Schönenberger, seine frühere Studienkollegin, kam einige Jahre später dazu. Sie zeigt Bilder und Berichte aus der damaligen Zeit. «Schauen Sie sich bloss die alte Registrierkasse an», lacht sie. Ein antikes Stück, welches schon lange ausgedient hat. In die modernen, geschmackvoll eingerichteten Verkaufsräume, zu denen auch der traditionelle Kerzenkeller gehört, ist längst das Computerzeitalter eingekehrt, was Erleichterung und Herausforderung zugleich bedeutet.

Laufkundschaft hat merklich abgenommen

Früher habe es noch mehr Laufkundschaft gegeben, berichtet die 57-Jährige. «Seit die Läden der Altstadt nach und nach aufgeben, hat sie merklich abgenommen.» Auch der verbreitete Onlinehandel und der Preiszerfall bei den Medikamenten mache der Branche zu schaffen. «Viele Apotheken gehen zu oder schliessen sich einer Kette an», stellt Stephan Schönenberger fest. «In der Südregion des Kantons sind wir die einzigen.»

Die Kolin-Apotheke ihrerseits ist Mitglied der genossenschaftlich organisierten Top­pharm. «Das ist eine Gruppierung unabhängiger Apotheken, die es uns ermöglicht, selbstständig zu bleiben.» Im Verband haben die einzelnen Geschäfte bessere Einkaufsbedingungen, es gibt Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie eine gemeinsame Homepage und eine Kundenkarte, die in allen Geschäften gilt.

Komplementärmedizin als zweites Standbein

Mit dem sogenannten Handverkauf über die Ladentheke allein kann auch die Kolin-Apotheke längst nicht mehr bestehen. Als zweites Standbein hat das Unternehmerpaar die Komplementärmedizin ins Angebot aufgenommen. Stephan Schönenberger ist eidgenössisch diplomierter Homöopath und Bioresonanz-Therapeut. Seit zwei Jahren darf er auch Grippe- und Zeckenimpfungen an Erwachsene abgeben, in naher Zukunft vielleicht sogar Bluttests durchführen.

«Mit der zunehmenden Knappheit an Hausärzten bekommen die Apotheken wieder mehr Bedeutung und langsam auch mehr Kompetenzen.» Dies natürlich erst nach entsprechenden Schulungen. Impfungen sowie private Kundengespräche und Therapien finden im Obergeschoss der Apotheke in zwei Praxisräumen statt. Dort befinden sich auch die Arbeits- und Lagerräume für die Medikamente, die für drei Zuger Altersheime gerüstet werden. Dies bildet den dritten Geschäftsbereich der Kolin-Apotheke.

Medikamente für Heimbewohner

Gemeinsam mit seinen zehn Angestellten rüstet das Apotheker-Paar die Medikamente für die Bewohner der Heime mittels Blistersystem, an dessen Entwicklung Stephan Schönenberger massgeblich beteiligt war. Dabei werden die Medikamente für jeden Heimbewohner in eine individuell beschriftete, wegwerfbare Blisterverpackung abgefüllt, versiegelt und wöchentlich an die Heime geliefert. «Das macht mittlerweile rund 70 Prozent unseres Umsatzes aus», erzählt Maya Schönenberger.

Auch individuelle Behandlungssets für die Angehörigen von vier Zuger Spitex-Regionalstellen richten die Fachleute der Kolin-Apotheke bereits seit über zehn Jahren. «Wir verpacken alles, was für eine Behandlung, beispielsweise einen Verbandswechsel, gebraucht wird, in Plastikbeutel», erklärt der Apotheker. Eine sehr aufwendige und verpackungsintensive Arbeit, die den Spitex-Fachangestellten jedoch eine Menge Zeit erspart. «Wir sind daran, Alternativen zu finden, um den vielen Plastikabfall zu vermeiden.» Wegen der strengen Hygienevorschriften gestaltet sich das jedoch schwierig. Ebenfalls zu den Aufgaben der Apotheker gehört es, bei Bedarf direkt Erste Hilfe zu leisten.

Blutige Hände im Laden verbunden

«Heute beschränkt sich das in der Regel auf das Entfernen von Splittern und Zecken.» Das Paar erinnert sich auch an den Anfall eines Epileptikers auf der Strasse, zu dem es gerufen wurde. «Früher kamen in schöner Regelmässigkeit die Wirte und Metzger aus der Umgebung, um Schnitt- oder Brandverletzungen verarzten zu lassen», erzählt Stephan Schönenberger schmunzelnd.

Innerhalb der nächsten acht bis zehn Jahre will sich das Ehepaar aus dem Geschäftsleben zurückziehen und eine Nachfolge für die Kolin-Apotheke aufbauen.

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