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Zug

«Die junge Sicht»: Ja zu einer starken Pflege!

Flavia Röösli zum Pflegenotstand.
Flavia Röösli

Flavia Röösli, Vizepräsidentin Junge Mitte Zug

Die Schweiz brüstet sich immer wieder gerne damit, dass wir eines der besten Gesundheitssysteme der Welt haben. Allerdings ist dieses eines der teuersten, denn hohe Behandlungsqualität kommt nicht von ungefähr. Bereits jetzt ist das Schweizer Gesundheitssystem mit Problemen konfrontiert, die sich in naher Zukunft zuspitzen werden: Bis im Jahre 2030 werden in der Schweiz zirka 65000 ausgebildete Pflegefachpersonen fehlen. Aus diesem Grund muss jetzt gehandelt werden, sodass wir auch noch in ein paar Jahren von einer solch guten Pflege profitieren können.

Einerseits muss fähiges Personal rekrutiert werden und dafür müssen Ausbildungsplätze geschaffen werden. Anderseits braucht es eine Förderung der Weiterbildungen, da unser hoch spezialisiertes Gesundheitssystem auf hoch qualifiziertes Personal angewiesen ist. Doch das allein reicht nicht, um dem Pflegenotstand wirklich entgegenzuwirken. Es gibt viel zu viele Pflegefachkräfte, welche bereits nach kurzer Zeit das Handtuch werfen, um sich beruflich neu zu orientieren. Diese Entscheidung erscheint nachvollziehbar, denn die Arbeitszeiten sind lange und unregelmässig, die physischen und psychischen Belastungen gross, wohingegen die Entlöhnung und Anerkennung für die geleistete Arbeit sehr bescheiden ist.

Aus diesem Grund müssen die Arbeitsbedingungen verbessert werden, um das frühzeitige Aufgeben dieses Berufes zu verhindern. Dazu gehört eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Damit verknüpft ist eine bessere Dienst- und Zeitplanung, welche allerdings bedingt, dass auf einen genügend grossen Personalpool zurückgegriffen werden kann. Genauso wichtig ist eine maximale Anzahl von Patienten und Patientinnen pro Pflegefachperson und eine Entlöhnung für den effektiven Leistungsaufwand. Dadurch verbessert sich nicht nur das Wohl der Pflegenden, sondern auch jenes der Patienten und Patientinnen. Zudem sollte darüber nachgedacht werden, wie dem gut ausgebildeten Pflegepersonal mehr Autonomie in geeigneten Bereichen zugesprochen werden kann. Grössere Selbstständigkeit würde nicht nur die Effizienz steigern, sondern könnte auch die Kosten senken. Positiv daran wäre zusätzlich, dass dem Pflegepersonal dadurch mehr Wertschätzung entgegengebracht werden könnte.

All diese Aspekte sind in der Pflegeinitiative enthalten, über die momentan im Parlament beraten wird. Voraussichtlich wird in dieser Sommersession, am 18. Juni, die Schlussabstimmung stattfinden, bei der festgelegt wird, ob ein Gegenvorschlag vorgelegt wird oder nicht. Sofern der Gegenvorschlag die Forderungen der Pflegeinitiative enthält, hat sich das Initiativkomitee dazu bereit erklärt, seine Initiative zurückzuziehen.

Es wäre wünschenswert, wenn unser Parlament den Pflegenotstand anerkennt und bereit ist, mit einem angemessenen Gegenvorschlag diesem Problem entgegenzutreten. Denn der Pflegenotstand betrifft sowohl die älteren Generationen, die in Zukunft auf Pflege angewiesen sein werden, wie auch die jüngeren Generationen, die die Pflege ausüben werden.

Hinweis: In der Kolumne «Die junge Sicht» äussern sich Mitglieder der Zuger Jungparteien zu frei gewählten Themen. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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