notifications
Zug

Die Coronapandemie hat die Asylzahlen im Kanton Zug ansteigen lassen

Das kantonale Sozialamt betreute 1265 Personen per Ende 2020 – ein hoher Wert. Trotzdem sind in manchen Gemeinden, wie etwa in Hünenberg, nicht alle Asylplätze belegt. Wie passt das zusammen?
Jris Bischof (Bild: PD)

Raphael Biermayr

Zwischen den Gemeinden im Kanton Zug besteht ein Verteilschlüssel betreffend die Aufnahme von Asylsuchenden. Dieser wird immer mal wieder bemüht, um gegenseitig und auch medial Lob und Tadel für die Bemühungen zu verteilen. Hünenberg gehört seit langem zu den Gemeinden, die zu wenige Plätze anbieten, aktuell liegt das Minus bei 20.

Jris Bischof vom für das Asylwesen zuständigen kantonalen Sozialamt stellt klar: Die Gemeinden müssen gemäss Sozialhilfegesetz Unterkünfte zur Verfügung stellen, «soweit die Personen nicht in den bestehenden kantonalen Unterkünften untergebracht werden können». Aktuell sei im Kanton Zug kein zusätzlicher Bedarf an Plätzen ausgewiesen.

In Hünenberg gebe es deren 44, die Kapazität sei derzeit nicht ausgelastet. Dass man dennoch auf der Suche nach Drei- und Vierzimmerwohnungen für Familien sei, erklärt Jris Bischof folgendermassen: «Man kann nicht einfach eine familienfremde Person in einer Familienwohnung unterbringen, nur weil noch ein Bett frei ist.» Die vorhandenen Plätze in der Gemeinde Hünenberg finden sich fast ausschliesslich in Wohnungen von privaten Anbietern. In der baufälligen Nothilfeunterkunft im Gewerbegebiet Bösch werden zehn Plätze für abgewiesene Asylsuchende angeboten.

Altes Kantonsspital federt hohe Zuweisung ab

Dass derzeit kein Bedarf an zusätzlichen Plätzen im Kanton Zug besteht, erstaunt. Denn das Sozialamt betreute per Ende Jahr 2020 im Flüchtlings- und Asylbereich 1265 Personen – die dritthöchste Anzahl überhaupt seit 1999. Zum Vergleich: Ende 2019 waren es 1203, ein Jahr zuvor 1184, und Ende Dezember 2017 deren 1213. Dies obwohl im vergangenen Jahr wegen der Coronapandemie die Rede von vergleichsweise niedrigen Flüchtlingszahlen war. Laut Jris Bischof hat Covid-19 dafür gesorgt, dass den Kantonen mehr Asylsuchende zugewiesen wurden als im Vorjahr:

«Der Bund musste seine Zentren leeren, um die in der Pandemiebekämpfung vorgeschriebenen Abstände einhalten zu können.»

Im Kanton Zug hätte man die Vorgaben stets einhalten können, indem man die Menschen auf verschiedene Standorte aufteilte. Dies war vor allem wegen der grosszügigen Platzverhältnisse im ehemaligen Kantonsspital an der Artherstrasse in Zug möglich. Darüber hinaus seien Infizierte im Frühling 2020 in einem vorübergehend geschlossenen Hotel untergebracht worden. Nach Bischofs Erfahrung würden sich die meisten Asylsuchenden gut mit der Abgeschiedenheit in Quarantäne arrangieren können. Sie zeigt auf:

«Viele haben einen schlimmen Weg hinter sich und sind sich ganz anderes gewohnt.»

Zudem habe man Deutschkurse und andere Integrationsbemühungen in angepassten Formen aufrechterhalten können. Dabei profitiere man auch von Hilfe von aussen: Als der sogenannte Lernflügel im Kantonsspital, der 28 Personen in Ausbildung umfasst, wegen Coronafällen geschlossen werden musste, hätten sich Arbeitgeber und Lehrer telefonisch um Lehrlinge und Schüler gekümmert. Bischof freut sich überdies, dass sich trotz der Pandemie nach wie vor Firmen fänden, die Plätze für Integrationsvorlehren anbieten würden.

Kommentare (0)