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Zug

Der Zuger Wald wird sich wandeln

Zur Frage «Wie geht es den Zuger Wäldern» fand am Freitag, 14. Juni, eine WWF-Exkursion statt. Das Fazit: Ein grosses Waldsterben wird nicht erwartet. Der Wald wird sich aber verändern – mit oder ohne Klimaerwärmung.
Der Seewald oberhalb der Räbmatt in Oberwil schützt Bahn, Strasse und Häuser vor Steinschlägen. (Bild: Maria Schmid, Oberwil, 13. Dezember)

Nadine Wyss

Nach der Begrüssung durch Irène Kamer vom WWF Zug machte sich eine Gruppe von 20 Personen auf zu einem Abendspaziergang von Oberwil, Station Klinik Zugersee, bis zur Waldhütte Oberboden. Es war sehr windig, der Zugersee zeigt sich rau und in einem aschgrauen Farbton. Die Antwort auf die zentrale Frage nahm Albin Schmidhauser, Leiter des Amtes für Wald und Wild, zu Beginn vorweg: «Wir können nicht Fieber messen, um etwas über den Zustand des Waldes zu erfahren. Wir können nur die verschiedenen Aspekte beleuchten und uns dann ein Bild machen.»

Um dies den Teilnehmern zu ermöglichen, nahm er sie mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Waldes. Wichtig zu wissen: Eine grosse Aufforstungsaktion zwischen 1876 und 1930, teilweise mit importiertem Saatgut, hat dazu geführt, dass in den Zuger Wäldern anfällige Fichten stehen, die da gar nicht stehen sollten. «Fichten gehören in die Voralpen», so die Aussage von Albin Schmidhauser. Gerne gesehen sei jedoch die Esche. Wegen des Eschensterbens werde sich der Bestand der Esche reduzieren. Forstbetriebe sind aufgefordert, kranke Bäume zu entfernen, da diese im Extremfall innerhalb von drei Monaten zusammenbrechen könnten.

Die Natur ist nicht überall perfekt

Der Wald erfüllt eine Vielzahl von Aufgaben, unter anderem auch eine Schutzfunktion. Ein Schutzwald soll Murgänge, Rutschungen und Steinschläge verhindern, dabei sind hohe Stammzahlen gefragt, weniger einzelne alte Bäume. An anderen Standorten wiederum möchte man ältere Baumexemplare unbedingt erhalten, auch unter dem Aspekt der Biodiversität. Albin Schmidhauser räumte ein: «Was den Waldrand anbelangt, ist eine Abstufung sinnvoll. Dies muss jedoch von Menschenhand getan werden. Lässt man die Natur machen, sieht es ganz anders aus.» Anhand von Beispielen erklärte er, warum ein abgestufter Waldrand besser gegen Sturmwind schützt und die Bäume vor Sonnenbrand bewahrt.

Der bald pensionierte Leiter des Amtes für Wald und Wild ist sich sicher: Ein Umdenken habe stattgefunden. Der Wald sieht anders aus als noch vor 20 Jahren. Sein Fazit: «Die Natur geht nicht kaputt, aber die Form wird sich ändern. Es gibt Aspekte, die zeigen, dass der Wald sich transformiert.» Aktuell werden Baumarten gesucht und mit Saatgut erforscht, die sich in wärmeren und derzeit tieferen Lagen zurechtfinden, dies im Hinblick auf die Klimaerwärmung. In diesem Zusammenhang erfuhren die Teilnehmer, wie der letzte Sommer dem Wald zugesetzt hat. Nicht nur die Buche hat reagiert, insbesondere auch die Rottanne hat gelitten. Dieses Jahr machte der Spätfrost den Bäumen zu schaffen und die Borkenkäfer sind sehr aktiv.

Dem Wald muss Sorge getragen werden

Das Schlusswort von Albin Schmidhauser richtete sich zwar an die Teilnehmer der WWF-Exkursion, gemeint waren jedoch verantwortungslose Waldbenutzer: «Der Wald ist für uns alle zugänglich, dies steht im Artikel 699 des Zivilgesetzbuches. Der heutige 24-Stunden-Betrieb im Wald macht mir Sorgen. Ich befürchte, dass man früher oder später an gewissen Orten Betretungsverbote erlassen muss.» Die am Abend angetroffenen Velofahrer waren auf befestigten Strassen unterwegs und verhielten sich anständig. Dies ist nicht immer so.

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