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Zug

Der Zuger Autor Lorenz Müller präsentiert sein Erstlingswerk, einen Regiokrimi

Der Zuger Jurist Lorenz Müller gibt seinen Debütroman heraus. Es ist ein hintergründiger Krimi mit Suchtpotenzial, der sich in Zug und der Leventina abspielt.
Der Jurist und Krimiautor Lorenz Müller lässt seine Figuren zwischen Zug und der Leventina agieren. (Bild: Jan Pegoraro, 16. Oktober 2019)

Cornelia Bisch

Ein Mann auf der Flucht im tiefen, dunklen Wald. Es ist kalt, der Flüchtende ist barfuss, nackt und in schlechter Verfassung. Die Verfolger mit Hund sind höchstens noch 100 Meter entfernt. Er denkt nur an eines, an die Freiheit, die greifbar nah scheint. Er hat keine Kraft mehr, stürzt und fällt.

Der rund 350-seitige Erstling des Zuger Autors Lorenz Müller mit dem Titel «Endstation Gotthard» beginnt mit einem spannenden Prolog, der in eine fesselnde, gut durchdachte und bildhaft nüchtern geschilderte Geschichte überleitet. Sie spielt zwischen Zug und der Leventina mit dem Gotthard als dramatisch mystischer Kulisse, «welche gleichzeitig die geografische, gesellschaftliche, soziale und politische Trennung zwischen den beiden Welten symbolisiert», wie der Autor ausführt. Hauptfigur ist Daniel Garvey, Betreiber einer Sicherheitsfirma, der den Tod seines zuvor ein Jahr lang verschwundenen Bruders untersucht (siehe Kasten). Er ist ein Held wider Willen, der sich plötzlich mit Problemen konfrontiert sieht, mit denen er im Grunde nichts zu tun hat und auch nicht haben will.

Zeitungsberichte haben ihn inspiriert

Dennoch bleibt ihm keine Wahl, als sich der Sache zu stellen. «Das passiert doch oft im Leben, dass man ohne Absicht irgendwo hinein gerät und sich dann durchwühlen muss», erklärt der 42-jährige Autor. «Es gehört zu unserem Leben, dass wir Probleme haben und verursachen. Keiner von uns hat eine ganz blütenweisse Weste. Das wäre nicht menschlich», ist er überzeugt.

Die Gesellschaft bewege sich oft im Grauzonenbereich. Es sei jedoch die Pflicht des Einzelnen sowie der Gesellschaft, der Politik und der Medien nachzuhaken, Geschehnisse zu hinterfragen und sich nicht von heiklen Themen und Fragen abschrecken zu lassen.

Es sind denn auch verschiedene Berichte über brisante Geschehnisse in den Tageszeitungen, die Lorenz Müller zum Schreiben seines Debütromans inspiriert haben. Ebenso wie sein ehemaliger Beruf als Staatsanwalt im Kanton Schwyz. «Die Romaninhalte sind jedoch rein fiktiv», betont er. Erst, als Müller ins Versicherungswesen gewechselt hatte, begann er mit dem Schreiben. «Als Staatsanwalt hatte ich täglich genug Krimis, sodass ich mich nicht auch noch in der Freizeit damit befassen wollte», stellt er klar.

Zwei Schauplätze sind autobiografisch

Autobiografisch sind die beiden Schauplätze Zug und Leventina, die eine sehr wichtige Rolle spielen im Roman wie im Leben des Autors. «Ich bin in Zug aufgewachsen und bereits in meiner Kindheit oft mit der Familie in die Leventina in die Ferien gefahren.» Auch heute noch faszinieren ihn die raue Landschaft des Nordtessins, die kräftigen Farben der Alpenflora im Sommer und des Laubwaldes im Herbst, die langen Schatten und die mystische Melancholie während des Winters. «Die Gegensätze der beiden so nahe bei einander liegenden Regionen Zug und Nordtessin sind frappant.» Das schlichte, von der Natur geprägte, einsame Leben des Südens und jenes der modernen, offenen, luxuriösen Kleinstadt mit internationaler Ausstrahlung.

Trennlinien und Gegensätze

Auch der irische Name «Garvey» der Hauptfigur schafft Internationalität. «Nordirland hat eine Geschichte, die europaweit ausstrahlt», erklärt Müller. Unsichtbare Trennlinien und Gegensätze bestünden dort wie hier in der Schweiz, eben beispielsweise zwischen den beiden Gebieten der Handlung oder auch dies- und jenseits des Röstigrabens. «Es braucht Gegensätze, sie machen uns aus. Trotzdem gehören wir zusammen», so der Autor. Es ist deshalb auch kein Zufall, dass die beiden Brüder in der Geschichte so grundlegend verschieden gestrickt sind, der eine präzise und organisiert, der andere ganz Lebemann auf seinem Motorrad der Marke Moto Guzzi.

Auch die Schauplätze sind teils fiktiv. «Aber der Zuger Park Tower kommt als reales Gebäude vor.» Einen unbeleuchteten Tunnel im Süden beschreibt Müller nach einer Kindheitserinnerung. «Heute ist der Tunnel natürlich saniert und beleuchtet, aber damals war er für mich ziemlich unheimlich.»

Ein Krimi stand von Anfang an fest

Als er die Arbeit an seinem Roman vor rund drei Jahren aufnahm, dachte er noch gar nicht an eine Veröffentlichung. «Ich schrieb einfach für mich.» Dass es ein Krimi werden würde, war von Anfang an klar. «Diese lese ich selbst sehr gerne.» Anfangs habe er aus Unerfahrenheit hin und wieder Lehrgeld bezahlen und die Geschichte stellenweise revidieren müssen, erzählt Müller. «Frustriert war ich eigentlich nie darüber, aber ich investierte schon sehr viel Freizeit in das Projekt.» Für die Geduld und Unterstützung seiner Ehefrau ist er sehr dankbar.

Kaum jemand wusste von dem Projekt, bis kurz vor der Veröffentlichung des Romans. «Der Emons Verlag hat schnell reagiert und mir einen Vertrag angeboten.» Neben diesem hat der Autor nur zwei andere Verlagshäuser angeschrieben. «Hätte keines davon Interesse gezeigt, wäre der Roman in der Schublade verschwunden.» Die Geschichte ist so angelegt, dass eine Fortsetzung möglich wäre. Mit einem kryptischen Lächeln sagt Lorenz Müller dazu nur: «Wir werden sehen.»

«Endstation Gotthard» von Lorenz Müller, Emons Verlag, Köln, ISBN 978-3-7408-0666-8, Vernissage am Freitag, 18. Oktober, 18 Uhr, im Bolwijerkanal 23,
Dorfstrasse 23, Zug.

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