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Zug

Der Wolf zu Gast im Kanton Zug – wahrscheinlich nur auf der Durchreise

Eine Kotprobe bestätigt das Vorkommen eines Wolfes im Zuger Seewald. Laut dem Amt für Wald und Wild soll er auf der Durchreise sein.
Im Waldgebiet auf der Grenze zwischen Walchwil und Zug wurde ein Wolf durch DNA nachgewiesen.
(Bild: Matthias Jurt (Zugerberg, 24. Juli 2020))

Tijana Nikolic

Im Gebiet Chellenweid im Zuger Seewald wurde mittels DNA-Analyse durch eine Kotprobe vom Juni das Vorkommen eines Wolfes im Kanton Zug bestätigt. Das Amt für Wald und Wild gehe zurzeit aber nicht von einer permanenten Besiedlung aus. «Vermutlich handelte es sich um ein durchziehendes Einzeltier, das sich auf seiner Wanderung auch im Kanton Zug aufgehalten hat», sagt Priska Müller, Leiterin des Amts für Wald und Wild. Eine Gefahr für Wanderer oder Spaziergänger bestehe nicht. Zug biete insbesondere in der Bergregion mit seinen zusammenhängenden Wäldern gute Lebensbedingungen für waldgebundene Wildtiere. «Die Wildbestände sind gut, daher ist es möglich, dass sich im Rahmen der Verbreitung des Wolfes über die ganze Schweiz, auch Tiere über einen längeren Zeitraum im Kanton Zug aufhalten», so Müller.

Der Wolf wurde im aktuellen Fall nicht gesichtet und konnte demzufolge auch nicht weiterverfolgt werden. Das Amt für Wald und Wild versuche anhand von Meldungen das Bewegungsverhalten eines Wolfes nachzuverfolgen. Bis jetzt gäbe es aber, ausser eben dem Kotfund im Juni, keine weiteren aktuellen Hinweise oder Meldungen über einen Wolf im Kanton Zug. «Wölfe können zudem in einer Nacht gut 50 Kilometer zurücklegen. Es ist deshalb ohne weiteres möglich, dass sich ein Tier auf seiner Wanderung rasch wieder aus dem Kanton Zug wegbewegt», erklärt Müller.

Eine Überwachung mit beispielsweise einem GPS-Senderhalsband wäre grundsätzlich möglich, werde aber in der Regel nur zu Forschungszwecken angewendet. Wölfe seien grundsätzlich scheue Tiere und würden den Menschen meiden. «Dank ihrem gut ausgeprägten Geruchs- und Gehörsinn bemerken sie uns Menschen meistens viel früher als wir sie und weichen uns aus», weiss Müller. Ein Zusammentreffen von Mensch und Wolf sei deshalb höchst selten.

Es könne vorkommen, dass sich Wölfe in bewohnte Gebiete «verlaufen». Meistens handle es sich dabei um Einzeltiere auf der Wanderung, oft auch im Zusammenhang mit der Suche nach Nahrung: «Weggeworfene Lebensmittel und Abfallsäcke sind für viele Wildtiere attraktive Nahrungsquellen, so auch für den Wolf.» Durch die bereits erwähnte scheue Lebensweise des Tieres und dem guten Nahrungsangebot in den Wäldern dürfte es sich dabei aber um Ausnahmen handeln.

Einige Beobachtungen in den letzten zwei Jahren

Der Wolf hinterliess in den letzten zwei Jahren immer wieder Spuren im Kanton. Im Mai 2018 konnte ein Biologe im Raum Bostadel, Gemeinde Menzingen, zum ersten Mal einen Wolf im Kanton Zug fotografieren. Fachleute beurteilten den Nachweis als «höchstwahrscheinlich». «Auf dem Foto ist das Tier von vorne in hohem Gras stehend zu sehen, weshalb einige Merkmale nicht oder nicht eindeutig zu sehen sind», erläutert Müller. Deshalb sei das Foto nicht als gesicherter Nachweis klassifiziert worden. Der erste gesicherte DNA-Nachweis folgte im Juni 2018 im Gebiet Gottschalkenberg in Oberägeri. Im Zeitraum vom Juni 2018 bis April 2019 wurden Tiere von mehreren Personen beobachtet, wobei die Nachweise nicht zweifelsfrei dem Wolf zugeordnet werden konnten. Eine weitere, bestätigte DNA-Analyse im Mai 2019 sowie Fährten im Schnee im Februar 2020 in Ober- und Unterägeri folgten.

Hohe Zäune und genügend Stromspannung

Selbst für Experten sei die Unterscheidung des Kotes eines Wolfes, eines Hundes oder eines Fuchses ohne DNA-Probe schwierig. «Hinweise, dass es sich um einen Wolfskot handelt, können gut sichtbare Haare oder Knochenbruchstücke im Kot sein.» Abschliessend gäbe aber nur die genetische Analyse Auskunft über die Herkunft der Exkremente. Schutzmassnahmen gegen Wölfe würden grundsätzlich in der Eigenverantwortung der Nutztierhalter liegen, wobei ihnen die kantonale Herdenschutzfachstelle beratend zur Seite stehe. «Die Verwendung von ausreichend hohen Zäunen, die täglich auf Beschädigung und genügend Stromspannung kontrolliert werden, lohnen sich», so Müller. Weiter empfehle es sich die Tiere über Nacht einzustallen, einen Zusatzzaun zu installieren sowie das Vermeiden oder Entfernen von Futterquellen wie Essensabfällen, Nachgeburten oder Futter für Haustiere, welche Wildtiere anlocken.

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