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Zug

Der Steinhauser Stefan Meienberg sucht potenzielle künftige Medaillengewinner

Stefan Meienberg war einst leidenschaftlicher Curlingspieler. Nun kümmert sich der Steinhauser selber um den Nachwuchs in der Schweiz. Der 30-Jährige bereitet sich nun auf einen Grossanlass vor.
Stefan Meienberg in der Curlinghalle Zug. (Bild: Werner Schelbret (24. September))

Michael Wyss

«Ich freue mich auf die Winter-Jugendolympiade 2020 in Lausanne. Das ist eine grosse Challenge, die auf mich wartet», sagt Stefan Meienberg. Der 30-Jährige ist Projektleiter für diesen Grossanlass, die Youth Olympic Games (YOG). Als Nachwuchs-Nationaltrainer betreut er im Auftrag seines Arbeitgebers Swisscurling einige Athleten der Jahrgänge 2002 bis 2005.

«Meine Aufgabe ist es, für die Schweiz ein Mixed-Team zu stellen, das in Lausanne an den Start gehen wird. Anfänglich hatten wir 60 Jugendliche aus der ganzen Schweiz, die sich angemeldet hatten. Schliesslich haben wir je zwei junge Frauen und Männer selektioniert.» Gute Aussichten auf einen Startplatz im Vierer-Team für YOG hätten auch Spieler aus Luzern und Zug. Der definitive Entscheid wird laut Meienberg im Jahr 2019 fallen.

Der Steinhauser war früher selber ein leidenschaftlicher und erfolgreicher Curlingspieler. Im Nachwuchs gewann er 2011 Silber an den YOG in der Türkei. Und als Aktiver wurde er 2012 mit dem CC Zug als Halbprofi Zweiter an der Schweizer Meisterschaft. Seinen grössten Erfolg feierte Meienberg aber als Profi mit dem Team Adelboden. 2014 startete es für die Schweiz an der Europameisterschaft und holte Bronze.

Warum kam es zum Wechsel vom Zugersee ins Berner Oberland? «Ich suchte eine neue Herausforderung und neue Perspektiven für meine weitere Laufbahn. Dann entschied ich mich, mit meinem langjährigen Teamkollegen und guten Freund Florian Meister, zu wechseln.»

Der Tag dürfte mehr als 24 Stunden haben

Meienberg startete seine Curlinglaufbahn beim CC Zug bei den Cherry Rockers, den Jüngsten. «Schuld» war Severin Gassmann, ein Freund aus der Schulzeit und Musikschule. «Wir verbrachten viel Zeit miteinander. Er ging jeweils am Mittwochnachmittag in Zug ins Curling. Eines Tages ging ich mit und war begeistert.» Meienberg war, bevor er den Schritt ins Curling machte, Musikschüler (Cornet und Tuba) und im Fussball-Nachwuchs des SC Steinhausen.

Und heute bleibt noch Zeit für andere Hobbys? «Ich spiele Tennis und Smolball. Zudem bin ich ein grosser EVZ-Fan und habe seit vielen Jahren die Saisonkarte. Politisch engagiere ich mich in meiner Wohngemeinde. Aber die meiste Zeit verbringe ich natürlich mit Curling, das ist klar.» Und er ist auch liiert, seine Freundin wohnt in Bäretswil im Zürcher Oberland. «Mein Terminkalender ist voll. Der Tag dürfte mehr als 24 Stunden haben», Meienberg lachend.

Seit drei Jahren ist der gebürtige Steinhauser bei Swisscurling in einem Teilzeitpensum zu 50 Prozent angestellt. In seinen ersten beiden Jahren als Nationaltrainer betreute er das Juniorinnen-Team aus Luzern um den Skip Selina Witschonke, das zweimal Schweizer Nachwuchs-Meister wurde.

«Meine Aufgabe war es, das Team an der Weltmeisterschaft 2017 in Südkorea und 2018 in Schottland zu betreuen. Leider verpassten wir bei beiden Weltmeisterschaften die Podestränge sehr knapp. Das Positive überwog jedoch. Es war für mich eine sehr lehrreiche Erfahrung, da es meine ersten grossen Anlässe als Nationaltrainer waren.»

Vom Curling allein kann er nicht leben. Neben seinem Engagement als Nationaltrainer ist er in einer Firma in der Buchhaltung tätig. Im Jahr legt Meienberg im Schnitt 20000 Kilometer mit dem Auto zurück, um talentierte und hoffnungsvolle Nachwuchsspieler in Trainings, Turnieren und Wettkämpfen vor Ort zu beobachten. «Wir haben in Magglingen aber auch vom Verband her immer wieder Kurse und Schulungen zu besuchen. Im Jahr 2019 werde ich in Magglingen die Ausbildung zum Berufstrainer machen.»

Seine Karriere als Curlingspieler hat Stefan Meienberg vorerst auf Eis gelegt. «Ich spiele zum Plausch, habe aber den Traum, eines Tages mit der Schweiz an den Olympischen Spielen zu starten, noch nicht ganz aufgegeben. Gut möglich ist, dass ich eines Tages wieder beginne, Leistungssport zu betreiben.»

Curling ist beliebt, aber eine Randsportart

Wie steht es eigentlich um den Curlingsport in der Schweiz? «Generell erleben wir jeweils nach Grossanlässen einen echten Boom im Nachwuchs», sagt Meienberg, um zu relativieren: «Curling ist beliebt, kämpft aber nach wie vor um Akzeptanz.» Es sei immer noch eine Randsportart, trotz grosser Bemühungen des Verbandes. In den Schulen werde mittlerweile aber dafür geworben. In Zug sei man damit erfolgreich. «Der CC Zug ist schweizweit eine Topadresse. Der Verein bietet für jeden Interessierten etwas an – Plausch-, Breiten- und Spitzensport».

Übrigens: Meienberg zufolge wird im Jahr 2020 an den YOG in Lausanne der Curlingwettkampf im 65 Kilometer entfernten Champéry austragen. An gleicher Stätte also, wo er 2014, mit Adelboden EM-Bronze gewann. Wenn das kein gutes Omen ist für das Schweizer Team.

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