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Zug

Der scheidende Chamer Fussballtrainer sehnt sich nach freien Wochenenden

Jörg Portmann (41) hat sich nicht leicht getan mit der Entscheidung, sich nach der laufenden Promotion-League-Saison aus Cham zu verabschieden. Der Rekordtrainer freut sich auf mehr Zeit mit der Familie. Und spricht davon, dass er in gewissen Bereichen am Limit war.
Jörg Portmann hat in den vergangenen Wochen und Monaten häufig gegrübelt. (Bild: Raphael Biermayr (Yverdon, 5. Mai 2018))

Raphael Biermayr

Wird Jörg Portmann in Cham eine «Lame Duck»? Dieser Begriff, der jemanden bezeichnet, dessen Einfluss aufgrund des bevorstehenden Endes seiner Aufgabe abhandengekommen ist, rührt an den Stolz des 41-Jährigen: «Ich war immer ein stolzer Trainer des SC Cham und werde selbstverständlich bis zum Schluss Gas geben.» Der Grund für die eingangs gestellte Frage: Am Freitag wurde öffentlich, dass Portmann den Sportclub nach sieben Saisons verlassen wird – Rekord in der jüngeren Geschichte des 109 Jahre alten Vereins.

Dass er sich so lange auf dem Eizmoos halten konnte und dabei mit dem Team Erfolg hatte, verdeutlicht, dass Portmann immer wieder Wege gefunden hat, der Gefahr, als «Lame Duck» zu enden, zu entgehen. Er sagt es nicht so, aber wenn man ihm zuhört, klingt es, als ob er nicht sicher ist, dass er das in Zukunft noch hinkriegen wird; dass er den «Hunger», der in den vergangenen Jahren bei jeder weiteren Vertragsverlängerung erwähnt wurde, noch verspüren wird.

Er spricht von Gedanken wie «Mal ein freies Wochenende zu haben, wäre schön», die ihm im Januar immer öfter durch den Kopf gegangen seien. Deshalb habe er letztlich den Entschluss gefasst, aufzuhören. «Ich fühlte mich aus Dankbarkeit gegenüber dem Verein verpflichtet, zu erkennen, wann die Zeit dafür reif war», sagt er. Er habe sich gleichwohl nicht leicht getan mit der Entscheidung, die letzte Woche gefallen sei. Er könne nun aber leicht damit umgehen: «Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, stellte sich umgehend Freude darüber ein.»

Der Lehrer will lernen

Portmann war auf dem Weg zur Entscheidungsfindung – abgesehen vom offenen Ohr seiner Frau Sonja – allein, wie das für die Trainerposition typisch ist: Der Verein ist ja die Gegenseite am Verhandlungstisch, und zu den Spielern herrscht stets eine gewisse Distanz. Beim Spazieren und Joggen reifte der Gedanke, sagt Portmann, und auch eine schlaflose Nacht sei dabei gewesen. Dass sein Abschied auf Raten erfolgen wird, freut ihn. «Die Alternative wäre ja eine Entlassung, bei der man den Schlüssel abgeben muss und am nächsten Tag nicht mehr auftauchen darf. Das wäre wohl eine traumatisierende Erfahrung», führt er aus.

In der Medienmitteilung, in der der Verein Portmanns Abgang bekanntgab, ist von einer Weiterbildung im Fussball die Rede, die jener anstrebe. Strebt er das Uefa-Pro-Diplom und damit eine Laufbahn als Profitrainer an? «Nein, das ist nicht realistisch. Wer heutzutage nach oben will, muss Profispieler gewesen sein. Und das war ich nicht.» Er erhoffe sich von Lehrgängen neue Ideen in Bezug auf Teamführung und Taktik. «In den letzten eineinhalb Jahren habe ich mich im Kreis gedreht», sagt er offen. Ein neues Diplom hat er allerdings bereits erlangt: in seinem Beruf als Lehrer. Neben Sportunterricht darf er in Zukunft auch Geschichtsunterricht erteilen.

Kein Ziel, aber ein Traum

Apropos Vergangenheit: Auf die sieben Saisons als Trainer in Cham zurückgeblickt habe Portmann noch nicht – dafür ist keine Zeit: Es geht darum, die letzten Wochen der Meisterschaft so seriös wie von ihm gewohnt zu gestalten. Zehn Runden vor Schluss beträgt der Vorsprung der sechstplatzierten Chamer auf die Abstiegsplätze 16 Punkte. Das sollte reichen, um mit dem Klassenverbleib zu planen.

Das letzte echte Saisonziel, das sich Trainer und Mannschaft stecken können, ist das Erreichen der direkten Qualifikation für den Schweizer Cup. Dafür muss Cham, das heute beim Zweiten in Yverdon antritt, einen Platz unter den ersten Drei belegen. Jörg Portmann lässt sich nicht darauf festnageln, das als unbedingt zu erreichendes Abschiedsziel auszugeben. Typisch bodenständig sagt er: «Das ist schwer zu erreichen. Sagen wir mal, dass es ein Traum von uns ist.»

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