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Zug

Der «Löwen» in Sihlbrugg verschwindet

Das Haus an der Grenze der Kantone Zug und Zürich soll nach 52 Jahren abgerissen werden. Was darauf gebaut werden wird, ist noch offen. So spektakulär wie einst wird es kaum mehr sein.
Das 1967 erbaute Haus in Sihlbrugg wird aller Voraussicht nach bald Geschichte sein. (Bild: Stefan Kaiser (Sihlbrugg, 13. Februar 2019))

Raphael Biermayr

Stolz ist der «Löwen» im Neuheimer Teil von Sihlbrugg schon lange nicht mehr. Ende August 2018 kam schliesslich das Aus für das Restaurant, und bald wird das Haus ganz verschwunden sein. Denn die Grundbesitzerin, die im Autohandel tätige Emil-Frey-Gruppe aus Zürich, hat über ihre Immobilienverwalterin Kalono AG ein Gesuch bei der Gemeinde gestellt, das den Abbruch des 52 Jahre alten Hauses beinhaltet. Die Unterlagen liegen derzeit auf.

Aus ihnen geht hervor, dass derzeit noch nicht «restlos bekannt» sei, was auf das Lokal folgen wird. Weil einem Nachfolgeprojekt jahrelange Vorarbeiten zugrunde liegen würden, und man mit dem leerstehenden Gebäude keine Auslagen haben will, hat man gleichwohl beschlossen, es demnächst abzureissen. Übergangsweise sollen Parkplätze und eine Ausstellungsfläche geschaffen werden: Die angrenzende Auto Iten AG gehört ebenfalls zur genannten Gruppe.

Ein Geheimnis wird bewahrt

Auf Nachfrage, was dereinst auf dem rund 3600 Quadratmeter grossen Grundstück, das in einem Bebauungsplangebiet liegt, entstehen könnte, reagiert man bei der Kalono AG zurückhaltend. Es ist allem Anschein nach ziemlich geheimnisvoll. Denn nicht einmal der Name des leitenden Angestellten, der Folgendes dazu sagt, darf in der Zeitung stehen: Man äussere sie niemals zu Bauprojekten.

Das Ende des «Löwen» steht sinnbildlich für zahlreiche Restaurants im Kanton Zug, wenn man ihn im Zeitraffer betrachtet. Noch 1997 versprach sich die Mövenpick-Gruppe, der das Lokal gehörte und die auch in Zug eines betrieb, eine Menge vom Standort Sihlbrugg und investierte in einen Umbau. Elf Jahre später zog sich die Gruppe zurück, womit der «Löwen» auf sich allein gestellt war und, wie erwähnt, 2018 aufgab.

Zwei Löwen neben dem «Löwen»

Was auch immer an seiner Stelle gebaut werden wird: Es wird kaum eine Attraktion sein, wie es das Bauwerk, das einst in Nachbarschaft zum Restaurant entstand, war – ein Raubtierhaus samt Gehege. Denn damals hausten jahrelang echte Löwen in Sihlbrugg. Anlässlich der Eröffnung einer neuen Firma im Jahr 1959 erhielt deren Chef Josef Iten – ein leidenschaftlicher Jäger – ein Löwenjunges mit Namen Asum geschenkt. Damit jenes nicht vereinsamte, besorgte er sich wenig später einen zweiten Löwen, Melaku. Dieser kam im Zug in Sihlbrugg Station an, berichtet der «Zugerbieter», als er diese grossartige Geschichte in einer Ausgabe vom Juni 2016 aufarbeitete. Josef Iten liess für die Raubkatzen, mit Unterstützung der Fachleute vom Zoo Zürich, eine Unterkunft bauen, und stellte einen Pfleger an. Die Löwen lebten bis zum Schluss an der Grenze zwischen den Kantonen Zug und Zürich. Was mit Melaku geschah, ist nicht überliefert. Asum starb 1977, wurde danach ausgestopft und war vor nicht allzu langer Zeit bei der Auto Iten AG ausgestellt.

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