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Zug

Der Fernunterricht in Baar läuft bislang gut

Vertreter der Baarer Schulen geben Auskunft darüber, wie der Fernunterricht derzeit abläuft. Die erste Bilanz fällt positiv aus.
Monika Zimmermann Meyer und Christoph Eder im leeren Klassenzimmer: Der Unterricht erfolgt jetzt per Computer.
(Bild: Matthias Jurt (Baar, 30. März 2020))

Vanessa Varisco

Vor rund zwei Wochen wurden in Schweizer Schulen Kreide und Wandtafel gegen Laptop und Videochat getauscht. Grund dafür, war die Entscheidung des Bundesrats, die Schulen zur Eindämmung des Coronavirus bis zum 19. April zu schliessen. Betroffen von dieser Massnahme sind auch die Schulen im Kanton Zug.

Nun gewähren die Baarer Schulen unserer Zeitung einen Blick in den Schulalltag mit Fernunterricht. «Einen präzisen Notfallplan, welchen wir für eine Schulschliessung aus der Schublade ziehen könnten, existierte nicht», gibt Urban Bossard, Rektor der Schulen Baar, Auskunft. Allerdings hat die Schulleitung am Dienstag vor der Bekanntgabe der Schulschliessung intensiv darüber beraten, wie man damit umginge, erzählt Uschy Staub, Schulleiterin Sternmatt 1. Sie gesteht:

«Um diese paar Tage, die wir mehr Zeit hatten zur Planung, waren wir sehr froh.»

Denn die Umstellung von Präsenz- auf Fernunterricht erfolgte schnell. «Viele Lehrerinnen und Lehrer haben unheimlich schnell reagiert und sich übers Wochenende Gedanken gemacht, wie der Unterricht fortgeführt werden kann. Das ist bemerkenswert», lobt Urs Feusi, Schulleiter Dorfmatt.

Fixpunkte für Schüler schaffen

Zwei von den Lehrpersonen, die verzugslos reagiert und bereits am ersten Montagnachmittag ohne Präsenzunterricht eine Videokonferenz festgelegt hatten, sind Monika Zimmermann und Christoph Eder. Beide unterrichten Mittelstufe 2. «Für die Schüler war es extrem wichtig, dass sie einen Fixpunkt hatten», erklärt Monika Zimmermann und ergänzt: «Denn für viele war unklar, was es heisst, dass jetzt keine Schule mehr stattfindet.» Gefordert war ab dann vor allem die Kreativität der Lehrpersonen. «Vieles läuft schon gut, doch wir sind nach wie vor in einer Findungsphase», betont Christoph Eder. «Motivation beispielsweise ist beim Lernen essenziell und um diese aufrechtzuerhalten, ist der persönliche Kontakt wichtig.»

Um den Kontakt aufrechtzuerhalten, gibt es verschiedene Möglichkeiten: Eine davon ist die Videokonferenz. Zimmermann und Eder zum Beispiel haben dazu drei feste Termine mit ihren Klassen vereinbart. Auch chatten sie mit ihren Schülern und telefonieren viel. «Entscheidend ist, dass wir erreichbar bleiben. Wenn ein Schüler bei einer Aufgabe nicht weiterkommt, hilft ihm eine Erklärung eine halbe Stunde später wenig», berichtet Monika Zimmermann aus dem neuen Schulalltag. Auch weil die Eltern zu Hause entlastet werden sollen. «Die Lehrpersonen haben teilweise bedeutend mehr Aufwand», unterstreicht Urs Feusi.

Doch in dieser ausserordentlichen Lage scheinen Schüler als auch Lehrer motiviert, das Beste daraus zu machen. «Früher mussten die Kinder in die Schule, jetzt erleben sie, was es heisst nicht mehr zu dürfen. Vielen fehlt der Unterricht und der Bezug zu Klassenkameraden und Lehrpersonen», weiss Uschy Staub. Den Lehrern gehe es nicht anders, wie Monika Zimmermann und Christoph Eder bestätigen. Doch Not macht erfinderisch und so engagieren sich auch die Schüler tatkräftig. Zimmermann erläutert:

«Der Unterricht soll nicht nur vor dem PC stattfinden, deshalb gibt es auch Bewegungsaufgaben. Spannend ist zu sehen, wie die Kinder selber kreativ werden.»

Ein Schüler habe etwa aus einem Wallholz und einem Brett ein Gerät gebaut auf dem es zu balancieren gilt und fordert nun seine Mitschüler auf, auszuprobieren, wie lange ihnen das gelingt.

Nicht jedes Kind lernt gleich schnell

Damit die Kinder aber nicht nur den ganzen Tag vor dem Bildschirm sitzen, werden auch Arbeitsdossiers per Post verteilt, die es zu lösen gibt. Generell werden die jüngeren Schülerinnen und Schüler nicht mit Aufgaben im digitalen Raum konfrontiert. Das geschieht erst ab der fünften Klasse – und jene Generation hat keine Schwierigkeiten sich auf die Technik einzulassen und sich darin zurechtzufinden. «Anfangs war es zeitweise manchmal ein bisschen chaotisch oder die Verwirrung gross, wenn ich mich in der Konferenz versehentlich stumm geschaltet habe», gibt Monika Zimmermann mit einem Lächeln preis. Doch das habe sich gelegt. «Von den Kindern kommt viel zurück und das gehört derzeit zu unseren Highlights», findet Christoph Eder. Da für den digitalen Unterricht entsprechende Hardware nötig ist, stellt die Schule bei einem Mangel an Laptops den Familien kostenfrei einen solchen zur Verfügung. «Wir wollen das so unkompliziert wie möglich halten», sagt Urban Bossard.

Noch immer gibt es Herausforderungen zu meistern. Ein Aspekt ist die Individualisierung des Unterrichts aus der Ferne, denn nicht jedes Kind lernt gleich schnell und die familiären Hintergründe unterscheiden sich. Um die Kinder entsprechend nicht zu überfordern, muss «intensive Beziehungsarbeit aus der Ferne geleistet werden», wie es Urs Feusi ausdrückt. «Ausserdem», so Urban Bossard, «müssen sich die Lehrpersonen untereinander absprechen, damit nicht eine Flut an Aufgaben gleichzeitig an die Kinder herangetragen wird.» Das klappe mittlerweile gut. Auffallend sei ausserdem, wie Schüler, die im regulären Unterricht teilweise Mühe hätten, plötzlich viel Eigeninitiative zeigen würden, beschreibt Uschy Staub ihre Beobachtungen. Dort gelte es einzuhaken.

Was passiert nach dem 19. April?

Bislang läuft es also gut. Gedanken machen sich die Verantwortlichen in Baar darüber, was geschieht, sollte die Schulschliessung länger als bis zum 19. April andauern. Dann sehe man sich vor andere und neue Herausforderungen gestellt. «Wir müssten uns Gedanken darüber machen, wie neuer Stoff eingeführt wird», erklärt Urban Bossard. Auch die zeugnisrelevante Bewertung wird dann wichtiges Thema sein. Dazu wird die Direktion für Bildung und Kultur noch kantonale Weisungen erlassen. «Im Rahmen unserer Kompetenz bereiten wir uns auf verschiedene Szenarien vor, um bereit zu sein, wenn es so weit ist», resümiert Urban Bossard.

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