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Zug

104 Millionen Franken hat der Kanton Zug für Härtefälle ausbezahlt

In der Pandemie war die Wirtschaft teils auf staatliche Hilfe angewiesen. Das Zuger Modell sei gelungen, zeigt sich der Regierungsrat überzeugt.
Finanzdirektor Heinz Tännler. (Bild: PD)
Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut. (Bild: PD)

Vanessa Varisco

Vanessa Varisco

«Allmählich», setzt der Zuger Finanzdirektor Heinz Tännler an, «scheint sich die Pandemie einem Ende zuzuneigen.» Weshalb es Zeit ist, an einer Medienkonferenz einen ersten Blick zurückzuwerfen – insbesondere auf die staatliche Hilfe, welche der Kanton Zug bot. Bis Ende Mai konnten Unternehmen Gesuche zur finanziellen Unterstützung einreichen, dann wurde das Programm beendet. Spannend dabei: Gegen Ende Mai wurden gemäss Angaben der Finanzdirektion noch einmal überdurchschnittlich viele Gesuche eingereicht, ganze 50 Stück. Davon wurde aber ein grosser Teil abgelehnt. Zum Vergleich: Insgesamt sind 740 Gesuche eingegangen, wovon gut 80 Prozent genehmigt wurden. «Wobei die Qualität der Gesuche zum Schluss abgenommen hat», erklärt Heinz Tännler an der Medienkonferenz und fügt an:

«Es gab wohl einige, die es einfach noch probieren wollten, könnte man salopp sagen.»

Doch man habe die Gesuche genau geprüft. Weshalb sich von der hohen Anzahl bewilligter Anträge, auch nicht darauf schliessen lasse, dass der Kanton «lockerflockig» Geld ausgegeben habe. «Vielmehr war der Prozess so aufgebaut, dass jene Unternehmen, die ahnten, nicht vom Programm profitieren zu können, gar nicht erst einen Versuch unternommen haben», wähnt Tännler. Insgesamt profitiert haben im letzten halben Jahr 582 Unternehmen – nicht zu vergessen, dass noch unbearbeitete Gesuche vorliegen.

Mehr A-fonds-perdu-Beiträge als gedacht

Grundsätzliche Bilanz von Heinz Tännler: «Das Härtefallprogramm war ein voller Erfolg. So konnten viele Konkurse abgewendet und die Zuger Wirtschaft stark entlastet werden.» Diese Einschätzung teilen ihm zufolge Branchenverbände, Direktbetroffene sowie die Öffentlichkeit.

Dass der Kanton Zug an diesem Programm des Bundes teilnehme, sei nie zur Debatte gestanden. Die Frage war vielmehr, wie hoch der Betrag ist, der eingeschossen wird. Ursprünglich rechnete man mit 44 Millionen Franken, erhöhte letztlich aber schrittweise auf 150 Millionen Franken. Grund dafür ist mitunter, dass öfter als erwartet die nicht rückzahlbaren Beiträge ausbezahlt werden mussten. Was daran liegen mag, dass die Massnahmen zur Eindämmung des Virus zeitweise verschärft wurden.

Wer zeigte am meisten Bedarf an? Wie zu erwarten, kam ein Löwenanteil der Gastronomie und den Hotels zugute. Rund 52 Prozent der gesprochenen Beiträge flossen dorthin, gefolgt von Sport (9 Prozent) und der Eventbranche (8 Prozent).

Erholung zeichnet sich ab

Nun aber soll die staatliche Hilfe beendet werden, betonte Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut. «Bei einem Weiterzug des Programms kann Missbrauch drohen», ergänzt sie erklärend. Abgesehen davon flacht die Notwendigkeit für staatliche Hilfen ab. «Die Indikatoren deuten auf eine breite Erholung der Wirtschaft hin.» Die Exportindustrie beispielsweise erlebt schweizweit einen starken Aufschwung.

Dafür, dass der Wirtschaftsraum Zug sich stabilisiert, gibt es ebenfalls einige Kennzahlen. So nimmt etwa die Zahl der Stellensuchenden leicht ab. Auch sind wieder mehr meldepflichtige Lehrstellen zu vergeben. Thalmann: «Die Wirtschaft hat den zweiten Shutdown gut verdaut und regeneriert sich. Wenige Bereiche, namentlich Gastro-, Event- und Reisebranche haben einen weiteren Weg vor sich als andere.» Weiter als etwa die Bau-, Mobilitäts- und IT-Branchen, welche im Kanton Zug boomen. Aber selbst bei den härter getroffenen Zweigen stünden die Zeichen gut.

Die Wirtschaft könne jetzt ohne staatliche Eingriffe fortbestehen. Überdies soll das vereinfachte Verfahren für Kurzarbeitsentschädigungen aufgehoben werden, weil Thalmann auch hier Missbrauchspotenzial verortet.

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