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Zug

Das «Topas» schliesst – die Clubszene wird damit noch übersichtlicher

Den Ausschlag für die Schliessung habe nicht nur das Coronavirus gegeben, sagt die Betreiberin Helena Todorovic. Andere Lokale wollen trotz misslicher Lage weitermachen.
Seit 1973 hat es an der Zuger Bahnhofstrasse ein Lokal gegeben.

(Bild: Maria Schmid (2. März 2021))
Bessere Zeiten im «Topas» in Zug: Helena Todorovic und Markus Huber (rechts) am Mischpult. Links ist der ehemalige Club-DJ Christian Fleischli. (Bild: Maria Schmid (16. September 2010))

Fabian Gubser

Fabian Gubser

Der Club Topas ist Geschichte. Die Betreiberin Helena Todorovic gibt das Lokal nach 16 Jahren auf. Damit verliert das Zuger Nachtleben eine Institution, denn im zentral gelegenen Lokal an der Bahnhofstrasse mitten in der Stadt Zug machten mehrere Generationen ihre ersten Ausgangserfahrungen.

«Mich schmerzt die Aufgabe des ‹Topas› sehr», bestätigt Todorovic einen Bericht des Onlineportals zentralplus. Viel Herzblut habe sie in ihren Club investiert. Zugleich betont sie:

«Ich bin sehr dankbar für alles, was ich in dieser Zeit erleben durfte.»

Corona ist nicht der einzige Grund, sagt die ehemalige Betreiberin, die im Vorstand des Branchenverbandes Gastro Zug sitzt, denn: «Die Clubszene und vor allem das Ausgangsverhalten haben sich in den letzten Jahren stark verändert.» Einerseits würden die Menschen kurzfristiger entscheiden, wohin sie gehen, andererseits habe das Angebot an Abendveranstaltungen zugenommen. Und dies schweizweit, wie Todorovic betont: «In den letzten Jahren gingen die Gäste immer weniger lokal in den Ausgang.» Härtefallhilfe habe sie übrigens beim Kanton nicht beantragt, da sie schon vor einigen Monaten beschlossen hatte, das Lokal zu schliessen. Helena Todorovic wird wie bisher auch künftig in der Panorama-Schiff-Bar am Zugersee anzutreffen sein.

Die Vermieterin der Räumlichkeiten, in denen seit 1973 ein Lokal war, ist die Landi Zugerland. Der Mietvertrag sei noch nicht offiziell gekündigt worden, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Weil man aber mitbekommen habe, dass die bisherige Betreiberin aufhöre, sei man bereits im Kontakt mit neuen Interessentinnen und Interessenten. Wie genau die zukünftige Nutzung aussehe, sei noch offen.

Die L&G profitiert mittlerweile von finanzieller Hilfe des Kantons

Was bedeutet das Aus des «Topas» für die kleine Zuger Clubszene? «Es ist schade für jede Lokalität, die für das Nachtleben wegfällt», sagt Philipp Waldis, Inhaber des mit 900 Plätzen grössten Zuger Clubs Lounge&Gallery (L&G). Man bedaure, dass es für das «Topas» nicht weitergehe. Sein Lokal und der Club an der Bahnhofstrasse hätten nebeneinander gut funktioniert, eine «problemlose Co-Existenz», betont Waldis.

Auch für die L&G sei die finanzielle Situation schwierig. Dort fand die letzte Party – natürlich unter Schutzmassnahmen – im vergangenen Oktober statt. Sobald die Behörden es erlauben, wird sie ihre Tore aber wieder öffnen, verspricht Waldis. Zurzeit ist Waldis mit seinen Vermietern im Gespräch und hofft auf Kulanz. Er sagt:

«Ideal wäre eine Lösung wie in Basel-Stadt oder in Zürich, wo sich jeweils Bund, Kanton und Mieter einen Drittel der Miete teilen.»

Hilfe bekam er jüngst von anderer Seite: Die L&G erhielt vom Kanton Zug finanzielle Unterstützung, nachdem Waldis in unserer Zeitung im letzten Sommer von der Politik eine Entschädigung gefordert hatte. «Wir sind sehr zufrieden und dankbar, dass der Kanton zu seinen Betrieben schaut – unkompliziert und grosszügig im Vergleich zu anderen.» Aber: Der Beitrag sei nur für die Zeit von November bis Februar gedacht. «Für die Schliessung davor haben wir kaum Hilfe bekommen.» Waldis appelliert an die Politik, sich weiterhin für das Zuger Nachtleben einzusetzen.

Mitbewerber bedauern die Schliessung

«Wir finden es sehr schade, dass es das ‹Topas› in Zukunft nicht mehr gibt», sagt etwa Eila Bredehöft, Geschäftsleiterin der Galvanik. Weil Partys bei der Galvanik nur einen kleineren Teil des Programms ausmachten, gehe sie davon aus, dass die ehemaligen «Topas»-Gäste eher nach Luzern oder Zürich ausweichen werden.

Markus Huber führt das «Dukes» auf der Zürcher Seite in Sihlbrugg. Er war von 1990 bis 1996 Geschäftsführer im «Topas» und bedauert die Schliessung ebenfalls. Hubers jetziges Lokal empfange rund 70 Prozent seiner Gäste aus der Region Zug. Seine Zielgruppe sei aber mit 25 bis 30 Jahren etwas älter als jene des ehemaligen Stadtzuger Clubs – und zudem eher ländlich.

Er habe für das «Dukes» beim Kanton Zürich vor kurzem einen Härtefallantrag gestellt und warte derzeit auf Geld. Von der von Philipp Waldis erwähnten Drittels-Lösung profitiere er nicht, da die Liegenschaft in seinem Besitz sei.

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