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Walchwil

Beim Bärgfäscht stand die Volksmusik im Mittelpunkt

Die Jodlermesse am Sonntag markierte den Höhepunkt des diesjährigen Walchwiler Bärgfäschts. Dass während des Gottesdienstes Handys klingelten, war für einmal gar nicht so unpassend.
Alphornklänge, Ländler und Jodeln begleiteten das Bärgfäscht. Einer der Höhepunkte war der Gottesdienst beim Buschenchappeli. (Bild: Werner Schelbert (Walchwil, 19. August 2018))

Fabian Gubser

«Ich weiss nöd, ob de heilig Geischt bis da hindere mag», sagt ein Grossvater zu seiner Familie, die sich vor Beginn der Jodlermesse etwas abseits eingerichtet hat. Das ist verständlich, denn der Andrang vor dem Buschenchappeli oberhalb von Walchwil ist am Sonntagmorgen gross. Das hat wahrscheinlich auch mit dem idyllischen Ort zu tun, von dem die Anwesenden einen guten Ausblick auf die mächtige Rigi geniessen.

Auf jeden Fall fühlt man sich, als die Männer des «Echo vo dä Bärenegg» zum Auftakt des Gottesdienstes in ihre Alphörner blasen, plötzlich weit weg vom Zuger Stadtleben. Der warme Klang schmeichelt den Ohren des Zuhörenden. Nur das plötzliche Klingeln eines Handys stört diese romantische Stimmung kurzzeitig, und es sollte während der Messe nicht das einzige bleiben.

Am Anfang war der Glockenturm

Der Ursprung des Bärgfäschts hat ebenfalls mit Klingeln zu tun, aber mit «echtem». 1966 erhielt die kleine Kapelle nämlich einen Turm mit Glocke. Der Jodlerklub Edelweiss aus Walchwil organisierte damals zur Einweihung ein kleines Fest. Seither ist das Bärgfäscht der jährliche Höhepunkt des Vereinslebens.

Was als kleiner Anlass begann, lockt mittlerweile von Freitag bis Sonntag geschätzte 1200 Besucherinnen und Besucher an. Die lange Schlange von geparkten Autos lässt darauf schliessen, dass wenige zu Fuss oder mit dem Velo anreisen. Neben Ländermusik-Formationen und Trychlergruppen markiert der Gottesdienst am Sonntag jeweils den Höhepunkt des Fests.

Heuer führen die Sängerinnen und Sänger am Gottesdienst die 1. Jodlermesse des Innerschweizer Kirchenmusikers und Lehrers Jost Marty auf. Besonders gefällt das Stück «Herrgott mier stönd vor dier», das sich mit seinem sanften Charakter und sich abwechselnden Jodel- und Textpassagen auszeichnet. Unter den Zuhörenden weilt auch die Soulsängerin Sharon aus London, die gerade bei einer Freundin zu Besuch ist. Sie hört zum ersten Mal in ihrem Leben Jodel, und verfolgt die Aufführung aufmerksam. «Es erinnert mich an Operngesang», meint sie später und urteilt, dass sowohl Harmonien als auch Zusammenspiel gut gepasst hätten.

Gemeindeleiter lobt die Gemeinschaft

Das Klingeln der Handys schien bereits auf die kommende Predigt hinzuweisen: Gemeindeleiter Ralf Binder lobt darin das Bärgfäscht. Ein Fest spende Gemeinschaft, und gerade im Zeitalter des Internets sei das für eine funktionierende Gesellschaft dringend nötig. Seine Worte kommen beim Publikum an. Hans Müller aus Unterägeri sagt im Anschluss, diese Predigt sei endlich eine, die man auch verstehen würde. Neben den Besuchern zeigt sich später auch OK-Präsident Martin Fuchs im Festzelt beim Pfaffenboden zufrieden mit dem Anlass, der wohl vor allem durch seine musikalische Leidenschaft lebt. Fuchs formuliert es so: «Wenn du nur mit deiner eigenen Stimme eine solche Musik herzaubern kannst, ist das einfach schön.»

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