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Zug

Auch für den EVZ machen die Chauffeure keine Overtime

Seitdem es in Playoffmatches kein Penaltyschiessen mehr gibt, sind die Herausforderungen auch an das Car-Unternehmen, das die EVZ-Fans zu den Auswärtsspielen befördert, gestiegen. Das zeigt das jüngste Beispiel.
Tobias Katholnig ist Chauffeur bei Strickler Reisen in Neuheim und fährt Fans an die Auswährtsspiele in den Playoffs. (Bild: Stefan Kaiser, Neuheim, 21. März 2019)

Raphael Biermayr

Die Eishockey-Playoffs bedeutet nicht nur für die Fans eine Zeit der erhöhten Anspannung und des sorgfältigen Energiehaushaltens. Auch die Carchauffeure sind gefordert, die die Anhänger zu den Auswärtsspielen befördern. Der EVZ-Fanclub mit seinem Carchef Raffaele Ciancio vertraut dabei seit Jahren auf Strickler Reisen aus Neuheim. Für die – wie sich herausstellte letzte – Partie der Viertelfinalserie gegen Lugano am vergangenen Samstag organisierte die Firma vier Cars für die Reise ins Tessin.

Tobias Katholnig war einer der Chauffeure. Der Baarer war doppelt gefordert, ist er doch darüber hinaus im Unternehmen auch für die Disposition zuständig. Diese Aufgabe ist seit der vergangenen Eishockeysaison noch kniffliger geworden, gibt es doch in den Playoffs kein Penaltyschiessen mehr. Die Partien dauern also so lange, bis ein Team einen Treffer erzielt. Am Samstag in Lugano ging es in die zweite Verlängerung. Und Katholnigs Gedanken kreisten im Stadion um die Frage: Was ist, wenn die Partie so lange dauert, dass die Chauffeure nicht mehr fahren dürfen? Das ist entweder der Fall, wenn neun Stunden Fahrzeit, oder aber 15 Stunden Präsenzzeit erreicht sind. Eine Overtime ist ihnen nicht erlaubt.

Weil es weder aus personeller noch wirtschaftlicher Hinsicht möglich war, zwei Chauffeure pro Fahrzeug aufzubieten, hätte die Lösung so ausgesehen, dass sich Ersatzlenker ins Tessin aufgemacht hätten, um die Cars zu übernehmen. Das bedeutet natürlich auch, dass diese Chauffeure während dieses Abends auf Pikett sind, was zum Vornherein organisiert werden musste. Ganz zu schweigen von den Herausforderungen bei der Planung des nächsten Tags, wo weitere Fahraufträge warten.

Mit der Rückfahrt ist die Arbeit nicht getan

Letztlich musste der Notfallplan nicht umgesetzt werden. Brian Flynn erzielte das Tor zum 5:4 für die Zuger um 0.05 Uhr. Katholnig und seine Kollegen waren gegen 3.30 Uhr, nach über zwölf Stunden Präsenzzeit, zurück im Depot in Neuheim. Damit war ihre Arbeit aber noch nicht getan: Die Aussenreinigung und das Auftanken sind Sache der Chauffeure. Um 5 Uhr war Katholnig schliesslich im Bett.

Auswärtsfahrten von Sportfans können mitunter äusserst stimmungsvoll sein. Für die Chauffeure gilt es dabei, die Konzentration aufrecht zu erhalten. Tobias Katholnig zufolge hat jeder sein eigenes Rezept dafür. Er selbst schalte bei Bedarf sein Radio in der Fahrerkabine etwas lauter. Während des Gesprächs erwähnt der 34-jährige, ehemalige Lastwagenfahrer mehrfach das löbliche Verhalten der EVZ-Anhänger. «Der Müll wird sauber entsorgt. Und wenn das bei einer Fahrt mal nicht so gut klappt, werden die Gäste bei der nächsten Fahrt vom Carchef darauf hingewiesen.» Selbst beim siegreichen Cupfinal am Sonntagnachmittag in Rapperswil-Jona, als 13 Fahrzeuge im Einsatz und die Fans besonders freudentrunken waren, habe man nur zwei kleinere Beschädigungen in Cars ausgemacht. «Das kann vorkommen», sagt Katholnig gelassen. Fahrer von Partnerunternehmen hätten ihm bestätigt, dass die Zuger Anhänger vorbildlich seien im Vergleich zu Fans anderer Teams.

Von der Waschanlage aufgeweckt

Auf ausgefallene Wünsche und besondere Erlebnisse angesprochen, gerät Katholnig ins Grübeln. Es gebe wiederkehrende abwegige Sehnsüchte, wie die Fahrt mit dem Car durch einen McDrive. Im Zusammenhang mit Fanfahrten fällt ihm nichts Bemerkenswertes ein. Er erinnert sich aber an ein Guggenmusikmitglied, das am frühen Sonntagmorgen bei der Kontrolle des Cars im Depot übersehen worden war und schliesslich von der Lautstärke der Reinigungsbürsten in der Waschanlage geweckt wurde. «Er fragte meinen Kollegen, wie man mit dem Zug von Neuheim nach Lauerz gelangt. Der Kollege nahm ihn schliesslich nach Arbeitsschluss zum Bahnhof Zug mit», erzählt das ehemalige Guggenmusikmitglied Katholnig schmunzelnd.

Noch ist nicht klar, auf wen die Zuger im Halbfinal treffen werden, Biel und Lausanne sind die Optionen. Tobias Katholnig, selbst EVZ-Fan, hat keine Präferenz. Aber einen Wunsch: «Der EVZ soll in maximal fünf Spielen den Final erreichen.» Warum gerade fünf? Am 6. April, dem Tag des sechsten Halbfinalspiels, warteten eine Menge weiterer Fahraufträge auf die Strickler-Chauffeure, erklärt er. Sollte sein Wunsch nicht in Erfüllung gehen, wird das aber keine Konsequenzen für die Zuger Fans und deren Auswärtsfahrt haben, versichert Katholnig. «Wir kriegen es immer hin», lautet sein Motto. Dieses habe sich bislang stets bewahrheitet.

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