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Zug

65 Millionen Flüchtlinge erhalten ein Gesicht

Eine Organisation präsentiert in Zug mit «Die Stimme meiner Verletzungen» die schwierige Reise zweier Flüchtlinge. Die Ausstellung in der Metalli will der Bevölkerung das Schicksal von Menschen auf der Flucht näherbringen.
Die Ausstellung im Einkaufszentrum Metalli zeigt die Geschichten von zwei Flüchtlingen. (Bild: Maria Schmid Zug, 16. Oktober 2018)

José Perez

Im Einkaufszentrum Metalli präsentiert die Organisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Geschichten von Christiana Alaba aus Nigeria und Ali Malikzada aus Afghanistan. Die grösste internationale Organisation für medizinische Nothilfe will mit der Ausstellung den 65 Millionen Flüchtlingen auf der Welt ein Gesicht geben. Die Ausstellung bleibt bis Samstag, 20. Oktober, im Zuger Einkaufszentrum.

«Wir wollen den Menschen die Augen öffnen», sagte die Koordinatorin der Sensibilisierungskampagne, Eva Buchs, am gestrigen Medientermin. «Mit der Ausstellung wollen wir nicht nur die Verletzungen von Flüchtlingen thematisieren. Ziel ist auch, in der Bevölkerung Empathie und Solidarität für Schutzsuchende zu schaffen.» Das Zelt in der Metalli ist so ausgerichtet, um die Aufmerksamkeit der Passanten auf die Ausstellung zu lenken.

Um das Zelt stehen nämlich acht Schilder mit kritischen Fragen. Wie zum Beispiel: «Könntest du dir vorstellen, dein Kind auf dem Mittelmeer zu gebären?» oder «Wie viel Gewalt und Angst kannst du ertragen, wenn es um dein Überleben geht?» Die Fragen deuten die miserablen Lebensbedingungen der Flüchtlinge an.

Der Logistik-Teamleiter Andres Müller erzählte von seinen Erfahrungen im Feld: «Ich arbeite seit zehn Jahren für die MSF und habe seither in mehreren Flüchtlingslagern gearbeitet. Die Lebensumstände dieser Menschen sind fürchterlich.» So seien die Nächte in einem griechischen Flüchtlingslager besonders schwierig gewesen. «Ich arbeitete vom Dezember 2015 bis Ende Februar 2016 an der Grenze von Griechenland und Mazedonien. Man stellt sich Griechenland immer als sonnig und warm vor, doch in der Nacht konnte es bis zu minus 10 Grad kalt werden. Da waren Frauen mit ihren Kindern, die zu erfrieren drohten.»

Besonderes Treffen im Flüchtlingslager

Was Müller besonders betroffen gemacht habe, sei eine Begegnung mit einer aus dem Irak geflüchteten Frau. Diese habe ihn in einem Flüchtlingslager angesprochen und als sie erfuhr, dass Müller Schweizer ist, sprach sie auf perfektem Schweizerdeutsch weiter. «Als diese Frau mich auf Schweizerdeutsch ansprach, war ich sehr betroffen. Es war definitiv ein grosser Schock.» Die Frau sei nach der Flucht aus dem Irak in der Schweiz aufgewachsen. «Ihre Familie entschied sich aber wieder in den Irak zu ziehen, da sich die Situation verbessert hatte. Sie musste bedauerlicherweise wegen des Krieges wieder flüchten».

Als Nebenveranstaltung präsentiert MSF heute um 20.15 Uhr im Kino Gotthard ein Film über die Flüchtlingstragödie der Aquarius. Danach gibt es eine Diskussion mit einer Vertreterin von MSF.

Infos auf: www.msf.ch

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