Harry Ziegler
«Die Coronakrise trifft den Zuger Tourismus wie auch alle übrigen Städte in der Schweiz mit voller Wucht», erklärt Renya Heinrich, Geschäftsführerin von Zug Tourismus. Der Businesstourismus habe in Zug durch die bisher verfolgte Strategie den Hauptteil an Logiernächten und Wertschöpfung generiert, umso schmerzlicher seien der Einbruch dieses Teilmarktes und die düsteren Prognosen für die kommenden Jahre, so Heinrich. Denn:
«Schweiz Tourismus rechnet mit einer Erholung des Businesstourismus frühestens im Jahr 2023 bis 2024.»
In der Kasse fehlt ein stolzer Betrag
Zwar habe Zug Tourismus (ZT) im vergangenen Frühjahr rasch ein Notbudget ausgearbeitet, um so den Betrieb der Geschäftsstelle aufrechterhalten zu können. Aber der Einnahmenausfall 2020 liegt laut Renya Heinrich dennoch bei rund 500'000 Franken. Während die Tourismusregion Zug darbte, legten andere Regionen 2020 in der Schweiz übermässig zu. Grund für den Rückgang in Zug seien die fehlenden Angebote und Bekanntheit in diesem Sektor, führt Heinrich aus.
Den Löwenanteil der Logiernächte machen in der Stadt und den umliegenden Gemeinden Übernachtungen von Geschäftsreisenden aus. «Aktuell weichen die Einnahmen aus Logiernächten um bis zu 70 Prozent vom budgetierten Betrag ab, in einigen Monaten sogar bis zu 90 Prozent. Der Verlust lag Ende 2020 bei rund 270'000 Franken», wie Renya Heinrich auf Anfrage unserer Zeitung schreibt. Hinzu komme, dass 2020 massiv weniger Erträge aus der Organisation von Events oder Stadtführungen und anderen Aktivitäten erwirtschaftet werden konnten. Statt der rund 190'000 Franken resultierten wegen der Auswirkungen der Coronakrise nur rund 50'000 Franken.
Tourismusorganisation verliert in der Krise Mitglieder und Partner
Die Coronakrise trifft alle, die touristische Leistungen anbieten oder davon profitieren – ob gross oder klein. Aber gerade die kleineren Unternehmen müssten ihren Gürtel massiv enger schnallen. Und zwar so eng, «dass auch der Mitgliedschaftsbeitrag an Zug Tourismus zumindest vorübergehend nicht mehr geleistet werden kann», führt Renya Heinrich aus. Und die ausbleibenden Zahlungen der Mitglieder, aber auch Partnerschaften führen zu einer entsprechenden Einbusse beim Marketingertrag. Mit der Folge, dass ZT den Leistungsauftrag der touristischen Vermarktung von Stadt und Gemeinden nur noch eingeschränkt erfüllen kann.
Für das laufende Jahr seien die Signale wenig ermutigend. «Der Sommer 2021 verspricht ähnliche Szenarien wie 2020, und es wäre jetzt wichtig, mittels Produktinnovationen, Marketingkampagnen und anderem im hart umkämpften Markt für Sichtbarkeit zu sorgen», sagt Heinrich. Trotz aller negativen Tendenzen glaubt sie, dass sich eine «neue Normalität» einstellen werde. Zu diesem Zeitpunkt müsse ZT allerdings bereit sein und fixfertige Angebote präsentieren können.
Lichtblicke gibt es trotz Krise. «Innerhalb kürzester Zeit haben wir im letzten Jahr die «Zug Card» entwickelt und vermarktet», erklärt Renya Heinrich. Wer in einem Zuger Hotel übernachtet, nutzt gratis den ÖV und profitiert von weiteren Angeboten. Als Pilotbetrieb 2020 begonnen, wird die «Zug Card» auch dieses Jahr weiter eingesetzt. Trotz Krise arbeitet ZT an einem Strategieprozess. Ziel ist, neben dem Geschäftstourismus neue strategische Geschäftsfelder zu definieren und sich touristisch neu zu positionieren. Zug soll als touristische Marke erfolgreich im Städtetourismus sowie im Bereich des sanften Freizeittourismus mit vergleichbaren Destinationen mithalten können. Renya Heinrich rechnet damit, die neue Strategie im Frühsommer dieses Jahres präsentieren zu können.