Zoe Gwerder
Die Meldung von Zug Tourismus, Anfang November, kam überraschend: Nach nur einem Jahr wird Geschäftsführer Nicolas Ludin im April seinen Posten verlassen. Grund sei die gescheiterte Unternehmensstrategie des Vorstands. Dieser wollte den Kanton Zug bis zum Jahr 2025 zu einer «klassischen Tourismusdestination» machen. Individualtouristen aus dem In- und Ausland standen dabei im Fokus, wie der Präsident von Zug Tourismus, Heini Schmid, erklärt. «Wer eine Reise durch die Schweiz plant, hätte dann auch Zug auf dem Radar haben sollen.»
Die Strategie habe bereits in den ersten beiden Jahren Mehrkosten von rund 100000 Franken verursacht. «Wir haben zusätzliche Leute eingestellt und mit Partnern bereits Leistungen vereinbart, die wir nun erbringen müssen.»
Gescheitert sei die Strategie auf der Seite der Einnahmen. «Wir erhofften von unseren Zuger Tourismuspartnern Sponsorengelder von je 20000 Franken.» Es habe sich aber gezeigt, dass diese derzeit höchstens 10000 Franken zahlen. «Wir haben es versucht aber leider gemerkt, dass es so nicht funktioniert», so Schmid. «Zusätzlich haben wir unterschätzt, dass derzeit viele unserer Partner beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfeste eingebunden sind und das Sponsoring auch deshalb schwieriger wird.» Hinzu seien dann auch noch die Sparprogramme des Kantons gekommen. «Dort fielen nochmals 80000 Franken weg.»
Die Organisation steht nun mit ihrer Strategie vor einem Scherbenhaufen. «Jetzt geht’s darum, den Boden unter den Füssen wieder zu festigen.» Sprich, die Ausgaben müssten ins Lot gebracht werden. «Wir versuchen die Leute, die wir zusätzlich eingestellt haben zu halten und auf Entlassungen zu verzichten.» Ob dies gelingt, sehe man jedoch erst Mitte Dezember, wenn die Strukturen der Organisation den finanziellen Mitteln angepasst werden. Klar sei, dass man im nächsten Jahr nun 100 000 Franken einsparen müsse.
Experte kritisiert Strategie
Vermutlich war die Strategie, mehr Individualtouristen auch aus dem Ausland nach Zug zu locken von Anfang an kaum zu realisieren. So schätzt es Urs Wagenseil ein. Er ist Leiter des Kompetenzzentrums Tourismus der Hochschule Luzern. «Insbesondere im internationalen Markt, vor allem in den Fernmärkten ist ‹Zug› wohl nicht stark genug, um eine begehrenswerte Tourismusmarke zu werden.»
Eine solche müsse man aber sein, um ausländische Touristen anziehen zu können. «Die Schweiz besitzt schon etliche Destinationen, welche das schaffen und diese wirken wie Magnete; alle darum herum haben es schwerer.» Mit einem vergleichbar kleinen Budget, wie es Zug Tourismus habe, sei so etwas nur mit einer Strategie über mehrere Jahrzehnte hinweg realisierbar.
Potenzial sieht Wagenseil hingegen auf dem nationalen Markt. «Diesen zu bearbeiten hat Berechtigung.» Hier hat der Konsument bereits ein anderes, umfassenderes Verständnis von «Zug». «Mit den Seen, der Altstadt, der Höllgrotten, dem grünen Hügelland und anderen Attraktionen kann man im nationalen Geschäft durchaus mitwirken.»