Zwei Trends hat die Coronakrise in der Zuger Tourismusbranche beschleunigt: Der Geschäftsreisetourismus ist rückläufig, und der lokale Detailhandel kann die örtliche Kundschaft nicht genügend mobilisieren. So fasste der Stadtrat das Ganze in einem Bericht zusammen. Deshalb präsentierte Zug Tourismus eine neue Strategie – um eben diese neuen Entwicklungen zum Guten zu wenden. Dafür seien aber mehr Marketingmittel nötig, um auf das schöne Zug aufmerksam zu machen. Weshalb der Stadtrat vorschlug, in den nächsten vier Jahren – ab 2022 – den städtischen Beitrag von 100000 auf 190000 Franken zu erhöhen. Gestern hat der Grosse Gemeinderat über diesen Antrag diskutiert.
GPK-Präsident Philip C. Brunner sagte einleitend zur Diskussion: «Es ist eine sehr gute und wichtige Vorlage.» Die Geschäftsprüfungskommission hatte bereits im Vorfeld einen Bericht veröffentlicht. Brunner betonte an der gestrigen Sitzung noch einmal, dass die GPK den Antrag des Stadtrats einstimmig genehmigt habe. Er appellierte:
«Der Stadtrat ist mutig vorangegangen, und ich bitte Sie, den Mut zu belohnen – speziell unter Coronabedingungen.»
Die Parteien sind dafür – aber nicht vorbehaltlos
Vorneweg: Die städtischen Fraktionen befürworteten die Vorlage, betonten aber, dass der Verein Zug zeigen müsse, was in der Organisation stecke. Benny Elsener (Die Mitte) kommentierte die Vorlage: «Wer sucht, der findet. Doch Zug findet man in keinem Tourismusranking, denn Zug ist auf den Wirtschaftsstandort gedreht.» Vor allem der Wegbruch der Geschäftskunden, welcher in der Coronakrise deutlich spürbar war, wurde betont. «Unsere Stadt hat Handlungsbedarf, gezielte Werbung ist jetzt sicher vonnöten.» Für den Tourismus sei man noch zu wenig fit. Deshalb: «Der Verein Zug Tourismus ist mehr denn je gefordert.» Mit dem neuen Team und der neuen Vision dürfe man hoffen.
Doch man hat auch Vorbehalte. Elsener:
«Die neue Strategie gibt noch nicht allzu viel preis, deshalb sind wir noch zurückhaltend mit der Euphorie.»
Man unterstütze den Vorstoss zwar, aber es habe noch zu wenig Fleisch am Knochen.
Nachhaltige Entwicklung soll gefördert werden
Ins selbe Horn stiessen die Vertreter und Vertreterinnen anderer Fraktionen. So hielt es Martin Iten (ALG) für unbestritten, dass die aktuelle Situation eine enorme Herausforderung für den Tourismus darstelle. Die vorliegende Strategie klinge vernünftig und es habe sich gezeigt: Die Hotellerie hat sich zu stark auf die Geschäftsbranche konzentriert. Für die Zukunft wünscht er sich: «Der Tourismus muss sich mehrere Standbeine aufbauen.»
Seitens der SP forderte man – schon bei der letzten Strategie, die 2017 erschienen war –, dass der Blick in die Zukunft gerichtet wird. «Gefordert ist eine nachhaltige Entwicklung», erklärte Barbara Gysel (SP) an der gestrigen Sitzung. Ausserdem, so die Votantin, stünden auch der Kanton Zug und die anderen Gemeinden in der Pflicht, den Verein zu unterstützen.
Stefan Huber (GLP) gab zu Bedenken, dass man sich überlegen müsse, welchen Zweck man mit einer Erhöhung des Beitrags verfolge. Die ganze Branche könne man damit wohl nicht umkrempeln. Die GLP stellte deshalb den Antrag, dass der Beitrag wie bislang auf 90 000 Franken belassen werden soll. Die anderen Fraktionen sahen das allerdings anders, und verschiedene Votanten widersprachen der GLP. Man wolle ein Zeichen setzen mit der Beitragserhöhung. Philip C. Brunner (SVP) sagte: «Der Verein hat zwar immer wieder überlebt, aber grosse Würfe konnte er nicht machen. Setzten wir deshalb ein Zeichen.» Das tat der Grosse Gemeinderat und nahm den Antrag in der Schlussabstimmung deutlich an.