Livio Brandenberg
Was tun Sie, wenn Sie etwas nicht wissen? Genau: Sie fragen jemanden. Dieser «Jemand» ist in den letzten Jahren zunehmend Google geworden. Inzwischen ist die amerikanische Suchmaschine für viele praktisch immer die erste Anlaufstelle. Gegen diese Entwicklung tritt der Zuger Christoph Wirz (37) mit seinen Kollegen Jonas Schwarz (36) aus Basel sowie dem gebürtigen St. Galler Fabian Schumacher (34) an. Vor eineinhalb Jahren gründeten die drei Jungunternehmer das Start-up Pocket Solutions AG. Kernprodukt ist die Gratis-App mAsk.
Wer sich die App runtergeladen hat (www.askmask.ch), muss ein Profil – eine Maske – mit «Skills» erstellen, also Bereichen, in denen er oder sie sich gut auskennt. Diese Expertenfelder, beispielsweise «Fussball», «Backen» oder «Mode», werden als Schlagwörter hinterlegt. Die Registrierung erfolgt anonym, erforderlich ist einzig eine Telefonnummer. Wenn man als Nutzer dann aktiv wird, kann man selber entscheiden, ob man dies unter einem Pseudonym oder mit eigenem Namen tun will.
Mittlerweile auch Fragen aus den USA und Asien
Die App setzt also auf Schwarmintelligenz. Dieses Prinzip existiert bereits, etwa in der Form von Facebook-Gruppen. Ein Beispiel ist die Gruppe «Zuger helfen Zugern» mit knapp 16 000 Mitgliedern. Trotz deutlich weniger Nutzern – aktuell sind es rund 560 – sei ihre Schwarmintelligenz besser als jene von Facebook, liefere ihre App die besseren Antworten, sagen die mAsk-Verantwortlichen: «Facebook zeigt eine Frage nicht denjenigen Gruppenmitgliedern, welche für diese Frage relevant wären, also eine Expertise besitzen, sondern allen. Und genau das macht unsere App besser», sagt Christoph Wirz. Jonas Schwarz ergänzt: «Einfacher gesagt: Unsere Schwarmintelligenz findet die passenden Menschen – und somit auch Antworten – auf eine Frage.» Ausserdem steige die Qualität einer Antwort, wenn ein Fragesteller von sieben verschiedenen «Experten» dieselbe Antwort erhalte.
Laut den Machern können heute bereits mehr als 70 Prozent aller auf mAsk gestellten Fragen beantwortet werden. Bisher zählt die App knapp 2700 beantwortete Fragen, mittlerweile sogar auch den USA und Asien. Dabei hätten sich drei Hauptkategorien herausgebildet, sagt Schwarz: Dienstleistungsfragen respektive Empfehlungen, zum Beispiel: «Wo finde ich in Zug eine gute Reinigungsfirma?» oder «Welche Pizzeria in der Region ist die beste?», zweitens werde auch geflirtet oder abgemacht über die App und drittens stellten sich die mAsk-Nutzer auch oft Tabufragen, «etwa zu Krankheiten oder warum man nicht schwanger werden kann oder Arbeitsrechtliches», so Schwarz. «Wichtig ist uns darum auch, dass der einmal aufgebaute Dialog zwischen zwei Nutzern unbeobachtet und von Mensch zu Mensch bleibt», sagt Wirz. Das sei ja der Kern der App, dass eben nicht eine gigantische Suchmaschine auch noch alle Daten absauge. Tut dies mAsk denn nicht? Doch, natürlich, antwortet Jonas Schwarz. Doch man verkaufe die dann nicht teuer weiter, sondern versuche, sie zu nutzen, um die App weiterzuentwickeln. Programmiert wurde diese in der Schweiz, die Updates sowie die Android-Version, welche in Kürze folgen soll, wird nun im tschechischen Prag erstellt. Aktuell ist mAsk nur auf dem Apple-Betriebssystem iOS erhältlich.
Und wie wollen Wirz und seine Kollegen mit der App dereinst Geld verdienen? «Mit der Zeit sollen auch Dienstleister, etwa eine Pizzeria, direkt ihre Dienste anbieten können», sagt der Zuger. Dies sei dann der Schritt in die Werbung, quasi. Denn: Wer nach einer Dienstleistung frage, soll diese auch direkt bekommen können. Er glaube nicht, dass dies die Nutzer störe, so Wirz. «Wir werden auch nur eine limitierte Anzahl Accounts an Dienstleister und Experten verteilen.» Denn es soll dabei bleiben: Menschen sollen anderen Menschen Fragen stellen können.