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Zug: Der EVZ als digitales Vorbild

Der Verein hat stark in seine Onlinepräsenz investiert und wird in den kommenden Monaten mit zahlreichen Neuigkeiten aufwarten. Ein Ziel ist, mehr tatsächliche Zuschauer ins Stadion zu bringen.
Die neue EVZ-Homepage ist bereits online, einige Funktionen sind jedoch noch nicht aufgeschaltet. (Bild: Stefan Kaiser (Zug, 31. August 2018))

Raphael Biermayr

Die grossen Veränderungen erfährt der EVZ vor der Saison 2018/19 nicht auf, sondern neben dem Eis. Genauer in der digitalen Welt. Seit dem Donnerstag ist die neue Homepage des Vereins aufgeschaltet. Die Macher, die vom Fussballklub Werder Bremen inspiriert sind, setzen auf das zeitgemässe Prinzip scrollen statt klicken. Die wesentlichen Menüpunkte – Forum, Shop, Tickets und Cashless – findet man auf den ersten Blick.

Der letztgenannte Punkt ist neu – wie vieles, das da noch kommen soll. Denn der überarbeitete Webauftritt ist nur der erste Schritt auf dem Weg zu einer digitalen Erscheinung. Diese suche gemäss dem EVZ-Geschäftsführer Patrick Lengwiler aus heutiger Sicht unter Schweizer Sportklubs ihresgleichen. Unter «Cashless» versteht man das Bezahlen mit einer Karte, genauer mit dem Saisonabonnement, auf das man per Kreditkarte Geld laden kann. Der EVZ verspricht sich davon eine schnellere Abwicklung an den Verpflegungsständen. Das ist nichts Revolutionäres in der heutigen Zeit, der FC Luzern etwa kennt dieses System schon länger.

Das Ticket online weiterverkaufen

Beim Ticketing hingegen wird es besonders. Künftig wird man sein Sitzplatz-Saisonabonnement für einzelne Matches digital weiterreichen können – entweder direkt einer bestimmten Person oder aber im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung auf einer neuen EVZ-Plattform. Bei der zweitgenannten Option kann man den gewünschten Preis einstellen. Diese sogenannte Resale-Funktion kennt man aus dem amerikanischen Sport oder der Fussball-Bundesliga, nicht aber aus dem Schweizer Sport. Neben den positiven Aspekten gibt es ein Problem: Saisonabonnemente könnten zum Spekulationsobjekt zum Geld verdienen werden. Das mag auf den EVZ bezogen übertrieben wirken. Allerdings sind verfügbare Sitzplätze in der Bossard-Arena bei manchen Partien tatsächlich rare Güter. Der EVZ will allfällige Spekulationen gar nicht erst aufkommen lassen. Er schiebt jenen einen Riegel vor, indem der Maximalbetrag (wie auch der Minimalbetrag), den man für ein weitergereichtes Ticket verlangen kann, festgelegt sein wird, sagt Lengwiler. Wie hoch diese Begrenzungen ausfallen, könne er noch nicht sagen, da die Umsetzung noch nicht erfolgt sei. Dreimal so teuer wie der Normalpreis soll es aber nicht angeboten werden können. Ein Teil des Erlöses fliesst in die digitale Tasche des Verkäufers, der andere kommt dem Club zu. Was den Aufteilungsschlüssel anbelangt, hält sich Lengwiler aus erwähnten Gründen ebenfalls bedeckt. Auch die Frage, ob der Verkäufer sich das Geld auszahlen lassen kann oder für ein allfälliges nächstes Abonnement verwenden muss, sei noch offen. Klar ist nur, dass er es – gemäss Lengwiler aus buchhalterischen Gründen – nicht auf das Konto für Konsumation transferieren kann.

Der Verein ist neuerdings – mit Ausnahme der Gäste-Stehplatz-Billete – selbst für das Ticketing verantwortlich. Dem liegen finanzielle Überlegungen zugrunde, denn der EVZ verdient nun an jedem Ticket mehr als zuvor. Auch für den Käufer ist das attraktiver, da die Tickets durch den Wegfall von Gebühren günstiger sind als zuletzt. Clever aus Vereinssicht: Um den regulären Verkauf nicht zu kannibalisieren, entscheidet nicht der Verkäufer, sondern der EVZ, wann ein Saisonabonnement zum Weiterverkauf aufgeschaltet wird.

Um die neuen Funktionen, die im Hintergrund alle miteinander vernetzt sind, nutzen zu können, muss man sich registrieren. Wird der EVZ zur Datenkrake, die mit Marketingmails um sich feuern wird? «Jeder kann selbst entscheiden, ob er über Neuigkeiten und Angebote auf dem Laufenden gehalten werden will», beschwichtigt Lengwiler.

Die Zuschauer sollen auch beim Spiel sein

Ein Ziel des Clubs ist es, mit tatsächlich Anwesenden eine hohe Stadionauslastung zu erreichen. In der Qualifikation 2017/18 betrugt der Zuschauerdurchschnitt offiziell zwar 6983, die Arena war also zu 97 Prozent ausgelastet. Allerdings wurden – wie bei anderen Vereinen auch – die 6000 Saisonabonnenten stets mitgezählt. Das führte mitunter zu augenscheinlichen Differenzen in der Wahrnehmung und der angegebenen Zahl. Und nur ein anwesender Besucher ist ein konsumierender Besucher – und ein Stimmungsfaktor, wie Patrick Lengwiler nicht zu erwähnen vergisst.

Schliesslich sollen auch die Matchgänger von der neuen Digitalstrategie profitieren: Neben einem kostenlosen und gemäss Lengwiler leistungsstarken WLAN wird man auf der noch in der Entwicklung stehenden App eine Replay-Funktion finden, die während des Spiels nur im Stadion funktioniert. «Damit kann man umgehend ein Tor nachschauen, wenn man es verpasst hat», erklärt der Geschäftsführer. Man habe festgestellt, dass das häufiger vorgekommen sei.

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