Richard Greuter
Mit einem herrlichen Ballonreigen und einem feinen Apéro feierte Josefine Gabriel mit ihren Kindern und Angehörigen ihren 100. Geburtstag. Als besondere Überraschung spielte die zehnjährige Alissa Achermann – Grosskind von Tochter Anna Achermann – mit ihrer Violine ein «Happy Birthday» für ihre Urgrossmutter. Still, aber gerührt lauschte die Jubilarin diesen Klängen.
Die Aussenterrasse im hinteren Bereich des Alterszentrums Oeltrotte bot ideale Voraussetzungen für das Jubiläum, selbst die Wettergötter meinten es gut und schenkten der Jubilarin sonniges Frühlingswetter. Pandemiebedingt fand das Fest nur mit grösster Vorsicht und mit möglichst wenig Besuchern statt.
Der Jubilarin war die Freude ins Gesicht geschrieben. Sie genoss das Fest und konnte auch mit ihren Angehörigen mit einem feinen Gläschen anstossen. Dass sie unter diesen Umständen ihren 100. Geburtstag feiern könne, freue sie umso mehr: «Das ist ein Ereignis, das gibt es nicht jeden Tag», sagte sie im Gespräch mit unserer Zeitung, meinte dann aber: «Ich hätte nie gedacht, dass ich so alt werde.» Angesprochen auf ihre Gesundheit, betonte sie: «Es geht ‹ordeli›. Man nimmt es, wie es kommt.»
Fragt man Josefine Gabriel, was es brauche, um ein so hohes Alter zu erreichen, sagt sie: «Zufrieden sein, das ist sehr wichtig!» Das Geburtstagskind liess durchblicken, dass Zufriedenheit nicht nur ein Geheimtipp ist, sondern zweifellos auch zu ihrem Lebensmotto wurde. «Zufriedenheit ist wichtig in jeder Situation», fügte sie an. Angesprochen auf ihr heutiges Lebensmotto, meinte ihre Tochter Margrit Koch-Gabriel (60): «Zufriedenheit lernte sie in den letzten Jahren schätzen.»
«Man war noch nicht so modern wie heute»
Aufgewachsen ist Josefine Gabriel (geborene Gabriel) auf dem Bauernhof Hinterbreiten in Ennetbürgen, lebte dann aber mit ihrer Familie in Horw. Dort kamen auch ihre Kinder Toni, Anna, Werner, Margrit und Seppi zur Welt. Mit ihrem vor 17 Jahren verstorbenen Ehemann Toni bewirtschaftete sie während 30 Jahren den Hof Gerliswil in Horw. Später arbeitete ihr Mann in einer Spedition. Auf dem Hof habe es viel Handarbeit gegeben, berichtet die Pensionärin. Maschinen, die die tägliche Arbeit auf dem Hof erleichtern, habe es damals noch nicht gegeben. Sie habe immer gerne gearbeitet. «Man war noch nicht so modern wie heute», lacht die Jubilarin.
An diese Zeit erinnerte sich auch ihr ältester Sohn Toni Gabriel, heute 70 Jahre alt: «Mutter engagierte sich stark für die Landwirtschaft. Und ihre Kinder liess sie gewähren, gab aber klare Vorgaben», berichtet er weiter und fügt an: «Sie war sehr darum besorgt, dass wir alle einen guten Beruf erlernten.»
«Man muss halt zurückstecken, ob man will oder nicht»
Heute sei ihr wichtig, dass sie die Zeit selber einteilen kann, erklärte die umtriebige Seniorin. Sie male sehr gerne. «Ich habe ein ganzes Buch gemalt und 52 Paar Socken gestrickt», erzählt sie nicht ganz ohne Stolz. Laut Schwiegertochter Claudia Gabriel hat sie stets die gesamte Familie mit wollenen Socken versorgt.
Dass sich Josefine Gabriel in der Oeltrotte heimisch fühle, zeige die Tatsache, dass sie an vielen Veranstaltungen teilnimmt, wie Geschäftsführer Charly Pichler mitteilte. Für Josefine, die seit 16 Jahren in der Alterssiedlung Oeltrotte wohnt, sind diese Treffen wichtig. Zur derzeitigen Coronakrise zeigte sie sich eher gelassen: «Es ist nicht so einfach, aber man muss es akzeptieren. Man muss halt zurückstecken, ob man will oder nicht.»