notifications
Nidwalden

Zürcher, Basler und Thurgauer sind den Nidwaldnern am wenigsten sympathisch

Rachele Gut hat in ihrer Maturaarbeit untersucht, welchen Einfluss der Dialekt einer Person auf den ersten Eindruck hat, den sich hinterlässt. 120 Personen hat sie hierfür befragt und herausgefunden: Soziale Wertungen spielen dabei eine grosse Rolle.
Rachele Gut (rechts)  im Gespräch mit einer Kollegin. (Bild: Flavia Niederberger (Stans, 21. Dezember 2018))

Flavia Niederberger

«Wer von Ihnen kommt aus Nidwalden? Und wer «nidwoudneret» richtig?» Mit diesen Fragen begann Rachele Gut kürzlich provokativ die Präsentation ihrer Maturaarbeit am Kollegium in Stans. Ihr Thema: Der Einfluss des Dialekts auf den ersten Eindruck. «Im Kollegi wurde ich das erste Mal mit meinem Dialekt konfrontiert und im Ausgang ist er oft das erste Gesprächsthema», erklärt die Beckenriederin ihre Motivation. Das Thema sei für sie alltäglich.

In ihrer Arbeit wollte sie kantonsspezifische Tendenzen herausfinden. Dazu führte sie Interviews und Umfragen durch. Drei thematisch neutrale Geschichten liess sie von sechs dialektalen Muttersprachlern mit den Dialekten aus den Kantonen Wallis, Graubünden, Bern, Zürich, Basel und Thurgau vorlesen. Sie wählte möglichst Dialekte, die jeder kennt. Passanten im Einkaufszentrum Länderpark in Stans sollten sich eine Geschichte anhören und beantworten, ob ihnen die Person sympathisch sei, ob sie sich weiter mit ihr unterhalten würden, und sie liess sie ihre Aussage begründen. Passanten, die den eigenen Dialekt gehört haben, wurden aus der Umfrage ausgeschlossen. Aus diesem methodischen Grund wurde der Nidwaldner Dialekt ausgeschlossen. So kamen 120 gültige Umfragen zusammen.

Positive Eindrücke zur Hälfte der Kantone

Zu ihrer Erkenntnis meint die Beckenriederin: «Ich finde es spannend, dass der Dialekt bei der Sympathie eine so grosse Rolle spielt, obwohl nie darüber gesprochen wird.» In ihrer Umfrage war bei einem Drittel der Befragten der Dialekt ein Argument für Sympathie und eine Weiterführung der Unterhaltung. Die Ergebnisse ergaben positive Eindrücke der Dialekte aus den Kantonen Wallis, Bern und Graubünden und negative Bewertungen jener aus Zürich, Basel und Thurgau. Die Walliser wurden als andersartig und speziell mit einem seltenen Klang bezeichnet, die Berner fand man vor allem gemütlich. «Eine Sprache ist viel verständlicher, wenn sie langsamer gesprochen wird», vermutet die Maturandin einen Zusammenhang. Ebenfalls gebe es viele Berner Sprecher und Mundartkünstler, daher liege uns der Dialekt in den Ohren. Zürcher dagegen wurden als arrogant und zu viel redend eingestuft. «Zürich ist das ökonomische Zentrum der Schweiz», erklärt Rachele Gut. Da könne Neid bei der Sympathie eine Rolle spielen, genauso wie Überheblichkeit.

Glückshormone bei Ähnlichkeit

Den Einfluss des Dialekts auf den ersten Eindruck erklärt Rachele Gut anhand von verschiedenen Theorien. Im Gehirn sei das lymbische System zuständig für den ersten Eindruck. Bei Ähnlichkeit würden Glückshormone ausgestossen. Gemäss der impliziten Persönlichkeitstheorie gebe es unbewusste Schemata. Als Beispiel nennt die Maturandin Folgendes: «Ich lerne jemanden kennen. Er ist Zürcher. Zürcher finde ich arrogant. Er ist ja Zürcher, also ist er arrogant.» Ähnlich sei der Halo-Effekt, der sogenannte Heiligenschein-Effekt, bei dem ein Merkmal wie der Dialekt alles andere überschatten kann. Dabei seien soziale Wertungen entscheidend und nicht die Laute der jeweiligen Sprache. Beruhigenderweise könne der erste Eindruck verändert werden, wenn der Kontakt ausgebaut wird.

Auch wenn sich Rachele Gut nun bewusst ist, dass ihr Dialekt den ersten Eindruck beeinflusst, möchte sie ihn behalten. «Ich finde es schön, wenn Personen ihren Dialekt behalten», erklärt sie überzeugt. Sie versuche nun objektiver mit den Dialekten umzugehen. In Zukunft möchte sie bei der Rega arbeiten, oder vielleicht gar im Wallis bei Air Zermatt. Auf die Frage, ob sie aufgrund des Dialekts dorthin wolle, meinte sie nur schmunzelnd: «De Dialekt isch sicher nid wiäscht!»

Kommentare (0)