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Zug

Zivildienstler verbauen rund 100 Tonnen Bruchsteine

Zivildienstleistende haben an der Höfenstrasse ein Kunstwerk geschaffen: Mit dem Bau einer Trockensteinmauer leistet Steinhausen einen besonderen Beitrag, eine Übergangszone naturnah und mit Mehrwert zu gestalten.
Frisch vollendet: die 100 Meter lange Trockensteinmauer an der Höfenstrasse. Von links: Projektleiter Stefan Rey, der Zuger Bauchef Florian Weber und Grundstückeigentümer Beda Schlumpf. (Bild: Matthias Jurt (Steinhausen, 26. Juni 2020))

Andreas Faessler

Gestalterischen Massnahmen am Übergang von Siedlungsgebiet zur Landwirtschaftszone wird oft wenig Beachtung geschenkt. Dabei gibt es hervorragende Möglichkeiten, diesen bedeutenden Bereichen ein Gesicht zu geben, wie die Gemeinde Steinhausen aktuell mit einem bemerkenswerten Projekt aufzeigt. Konkret geht es um die Höfenstrasse, welche exakt die Grenze zwischen Bau- und Landwirtschaftszone markiert. Dort steht nun eine rund 100 Meter lange, sauber aufgeschichtete Trockensteinmauer. Sie verläuft entlang dem Bord unterhalb der Häusergruppe Höfen bis knapp vor die Kreuzung mit der Albisstrasse.

Der Impuls ist ursprünglich von Grundstückeigentümer Beda Schlumpf gekommen, der für sein verwachsenes Bord eine gestalterische Lösung gesucht hatte und schliesslich nach Rücksprache mit der Gemeinde auf die Idee einer Trockensteinmauer nach alter Handwerkstradition gekommen ist.

Fast verlorenes Fachwissen

Der Steinhauser Bauchef Markus Amhof weiss aufgrund einer in der Gemeinde durchgeführten Befragung, dass die Bevölkerung offen ist für naturnahe Gestaltungslösungen. «Darum hoffe ich, dass unser Beispiel hier Schule macht.» Sagt’s und wendet seinen Blick der soeben fertiggestellten Mauer entlang der von Spaziergängern und Radfahrern gern frequentierten Strasse zu. Jeder Stein, egal welcher Form, sitzt perfekt und fest, als wäre er auf seine Position zugeschnitten worden. Um eine Trockensteinmauer so vollkommen hinzukriegen, braucht es freilich mehr als die einfache Ambition, ein paar lose Brocken aufeinander zu beigen; fundierte Sachkenntnis ist unabdingbar – nicht von etwa gilt es als Jahrhunderte alte aufwendige Handwerkskunst. Das war denn auch die Herausforderung zu Beginn: Wer hat das erforderliche Wissen? Bei der schweizerischen Stiftung Umwelteinsatz hat man die Kompetenzen gefunden. Seit Mitte der 1990er-Jahre setzt sich die Stiftung unter anderem mit dieser in der Schweiz bis dahin fast vergessenen Baukunst neu auseinander. Unter professioneller Anleitung durch die Stiftung haben schliesslich zwölf Zivildienstleistende innert nur drei Wochen rund 100 Tonnen Quarzsandstein aus einem Bruch bei Alpnach OW an der Höfenstrasse in Steinhausen verbaut. «Im Kanton Zug sind Trockensteinmauern erst seit etwa fünf Jahren wieder Thema», weiss Stefan Rey, verantwortlicher Projektleiter beim Kanton Zug. Er erachtet sie als sehr geeignete Gestaltungsmöglichkeit für Siedlungsrandzonen. «Und nicht zuletzt bringt so ein naturnahes Mauerwerk einen klaren Mehrwert – einerseits für die Bevölkerung und andererseits für die Fauna. Zahlreiche Tiere finden in und hinter der Mauer schützenden Lebensraum.»

Ambitiös war der Zeitplan: Der Entscheid für die Mauer fiel Ende 2019. Sie musste aber zwingend fertig sein, bevor die geplante Sanierung der Höfenstrasse noch in diesem Juni beginnt. Die Baueingabe erfolgte zügig und ohne Hürden. Baustart der Mauer war am 2. Juni. Nach drei Wochen war das Bauwerk – man muss es eher Kunstwerk nennen – vollendet. Im kommenden Winter ist eine sanfte Begrünung oberhalb der Mauer vorgesehen. Grundstückeigentümer Beda Schlumpf hat der Gemeinde im Zuge der Planung unentgeltlich rund einen halben Meter seines Bords überlassen, damit die bisher eher enge Strasse breiter und an dieser abschüssigen Stelle weniger gefährlich wird.

Florian Weber, Zuger Bauchef, zeigte sich begeistert vom Resultat und sprach sämtlichen Beteiligten grossen Dank aus.

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