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Luzern

Zentrale Anlaufstelle Inseli, Zivilschutzanlage, Wohnungen, Studienheim – so bereiten sich Kanton und Gemeinden auf Geflüchtete vor

Beim Inseli werden Neuankommende empfangen. Beromünster und die Stadt Luzern bieten zudem Unterkünfte an.

Da auch im Kanton Luzern mehr und mehr ukrainische Flüchtlinge eintreffen, richtet der Kanton beim Inseli in der Nähe des Bahnhofs Luzern einen sogenannten First Contact Point ein. Mit dieser Anlaufstelle sollen Mitarbeitende der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF) ankommende Schutzsuchende «rasch und unkompliziert» empfangen, teilte der Kanton gestern mit. In Betrieb genommen wird der Kontaktpunkt ab Montag. Von den Ankommenden werden die Personalien aufgenommen und die Unterbringung sowie der Transport zu den Unterkünften organisiert. Bedürftige Personen erhalten eine erste finanzielle Überbrückungshilfe. «Alle ukrainischen Schutzsuchenden können sich beim First Contact Point melden, auch wenn sie noch nicht in einem Bundesasylzentrum registriert wurden», heisst es weiter.

Mit der Anlaufstelle fange man die dem Kanton Luzern von einem Bundesasylzentrum zugewiesenen Personen auf, sagt Silvia Bolliger, Leiterin der Dienststelle Asyl und Flüchtlingswesen des Kantons Luzern auf Anfrage. Aktuell werden dem Kanton Luzern 4,8 Prozent der Flüchtlinge zugewiesen. Der Verteilschlüssel richte sich nach der Einwohnerzahl. Laut Bolliger können sich Flüchtlinge bei der Anlaufstelle nicht offiziell registrieren, dies sei nach wie vor Sache des Bundes. Die Kapazitäten auszubauen, benötige jedoch Zeit. «Die Herausforderungen für alle Beteiligten sind viel grösser als bei der Flüchtlingskrise 2015, da es kaum Vorlaufzeit gibt», so Bolliger.

Der Kanton richtet vorsorglich 440 Plätze ein

Um auf einen möglichen Ansturm ukrainischer Schutzsuchender vorbereitet zu sein, richtet der Kanton zudem vorsorglich die Zivilschutzanlage Rönnimoos in Luzern ein. Diese biete 140 Personen Platz. Zusätzlich werde die Mehrzweckhalle Allmend mit maximal 300 Plätzen eingerichtet. «Zum jetzigen Zeitpunkt ist nicht klar, ob die beiden Unterkünfte tatsächlich benötigt werden», lässt sich Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements, zitieren. «Trotzdem müssen wir sicherstellen, dass bei einem grossen Andrang alle Betroffenen einen warmen Schlafplatz sowie Essen und die notwendigen Hygieneartikel haben», so Graf weiter. Er betont, dass beide Unterkünfte nur der kurzzeitigen Notunterbringung der Schutzbedürftigen dienen sollen. Ziel sei es, die Betroffenen so rasch wie möglich in Unterkünfte der DAF zu transferieren oder sie bei Privaten unterzubringen.

80 Wohnungen an der Libellenstrasse in Luzern

Weiter hat der Kanton gestern mitgeteilt, dass ihm die Wohnbaugenossenschaft Luzern an der Libellenstrasse in Luzern bis zu 80 Wohnungen für ukrainische Flüchtlinge zur Verfügung stellt. Der Kanton könne dort vorerst bis Ende Juli Flüchtlinge aus der Ukraine unterbringen und betreuen. «Die Situation in der Ukraine macht uns traurig und empört uns. Es ist uns sehr wichtig, hier rasch zu helfen», sagt Andy Bucher, Präsident der Wohnbaugenossenschaft.

Die Häuser an der Libellenstrasse stehen zur Verfügung, da das Areal in den nächsten Jahren mit neuen genossenschaftlichen Wohnungen überbaut wird. Ende März ziehen aufgrund des Bauprojekts die letzten Mieter aus. Vorerst übernimmt der Kanton zehn leerstehende Dreizimmerwohnungen. Die Wohnbaugenossenschaft überlasse diese dem Kanton für einen Unkostenbeitrag pro Wohnung plus Nebenkosten. «Wir sind der Wohnbaugenossenschaft dankbar für das unkomplizierte, rasche Angebot», sagt Silvia Bolliger. «Das ist für uns eine hervorragende Möglichkeit, an einem zentralen Ort einer beachtlichen Zahl von Menschen in Not ein Dach über dem Kopf zu bieten.»

Unterkunft im stillgelegten Don Bosco-Studienheim

In Beromünster nimmt die Schweizer Hilfsorganisation Don Bosco Jugendhilfe Weltweit 20 Flüchtlinge aus der Ukraine auf und will ihnen umfassende Unterstützung bieten. Gemäss einer Mitteilung werden sie im vor zehn Jahren stillgelegten Don Bosco-Studienheim, das heute als Gästehaus zur Verfügung steht, unterkommen. Die Räumlichkeiten umfassen nebst Schlafzimmern auch Freizeitanlagen, eine Schulküche, sanitäre Anlagen und Spielplätze.

Der Geschäftsleiter der Don Bosco Jugendhilfe Weltweit, Markus Burri, war von 2012 bis 2014 bei der Caritas für die Unterbringung sämtlicher Flüchtlinge und Asylsuchende im Kanton Luzern zuständig und sagt: «Wir haben unsere Idee bei der Gemeinde und dem Kanton platziert und sie haben unser Vorhaben sofort unterstützt und geschätzt.» Gestern seien die ersten sechs Flüchtlinge in Beromünster angekommen.

Vor Ort werden sich Mitarbeitende der Organisation, kantonale Angestellte sowie Freiwillige aus der Gemeinde und der Pfarrei engagieren. Burri: «Wir möchten den Flüchtlingen Freizeitangebote oder Sprachkurse anbieten, damit sie hier eine möglichst angenehme Zeit haben.»

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