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Kanton Uri

Zahl der über 80-Jährigen könnte in den kommenden zwei Jahrzehnten um 82 Prozent zunehmen

Eine Projektgruppe arbeitet derzeit daran, die Pflege im Kanton Uri zukunftstauglich zu machen. Unter anderem soll das ambulante Angebot hierfür ausgebaut werden.

Wie soll der Kanton Uri den künftigen Herausforderungen im Bereich der Alterspflege begegnen? Mit dieser Frage befassen sich seit März der Kanton, die Gemeinden sowie die Urner Pflegeinstitutionen im Rahmen des Projekts «Weiterentwicklung Langzeitpflege Uri». Vergangene Woche haben sich die diversen Akteure wieder getroffen, um das Thema miteinander in einem Workshop weiter zu bearbeiten, wie die Gesundheitsdirektion mitteilt.

Dabei sei unter anderem aufgezeigt worden, wie sich der Bedarf an Pflegebetten für ältere Menschen in den kommenden Jahrzehnten entwickeln könnte. Eine Prognose des schweizerischen Gesundheitsobservatoriums von 2020 geht davon aus, dass die Anzahl Personen ab 65 Jahren im Kanton Uri bis 2040 um 41,1 Prozent zunehmen könnte. Dabei wird bei den 65- bis 79-Jährigen mit einer Zunahme um 26 Prozent gerechnet, bei den Personen ab 80 Jahren allerdings mit einer um knapp 82 Prozent, was sich auch in anderen Kantonen beobachten lasse.

15 bis 71 Betten mehr benötigt

Die Zahl der pflegebedürftigen Personen ab 65 Jahren im Kanton Uri könnten sich somit bis 2040 auf 785 Personen erhöhen, schätzt das Gesundheitsobservatorium. Verglichen mit den 567 Personen, die im Jahr 2018 pflegebedürftig waren, würde diese Gruppe also um 218 Personen zunehmen.

Je nachdem, für welche Arten von Pflegebedürftigen – nicht, leicht, mittel oder schwer pflegebedürftig – man zusätzlich Plätze schaffen möchte, würden bis 2040 zusätzlich 15 oder bis 2035 weitere 71 Betten benötigt, kommt die Prognose zum Schluss. Dies hänge aber auch davon ab, wie die Anteile an ambulanter und stationärer Pflege bis dann aussehen werden.

Projektleiter Roland Wormser informiert über den Stand der Arbeiten.
Bild: Bild: PD (Erstfeld, 22. September 2022)

Am Treffen der Projektgruppe wurden ausserdem die wesentlichen Erkenntnisse der bisherigen Arbeiten präsentiert. Demnach sollen im Kanton Uri zusätzliche Angebote in Bereichen wie Unterstützung zu Hause und betreutes Wohnen geschaffen werden. In den Pflegeheimen gelte es, die bestehenden Plätze auf dem heutigen Niveau zu halten und einen Abbau zu verhindern. Deren Anzahl sei aktuell ausreichend, wie Gesundheitsdirektor Christian Arnold auf Anfrage sagt. Den ambulanten Bereich wolle man aber noch ausbauen. «Die Herausforderung wird dabei aber sein, das benötigte Pflegepersonal zu finden», sagt Arnold.

Ambulante Angebote könnten Kosten senken

Mehr ambulante Angebote würden auch helfen, bestehende finanzielle Fehlanreize und Systemmängel im Pflegebereich anzugehen. Konkret geht es dabei darum, dass gewisse Personen, die heute in Pflegeheimen wohnen, je nach Stufe ihrer Pflegebedürftigkeit eigentlich auch zu Hause leben könnten, wie Arnold erklärt. Ihre Pflege könnten sie durch ein grösseres ambulantes Angebot auch daheim ausreichend erhalten – mit entsprechend tieferen Kosten.

Auch Ferienbetten in Heimen könnten die Anzahl der Pflegheimbewohnenden senken, so Arnold weiter. Wenn Personen grundsätzlich zu Hause durch ihre Angehörigen gepflegt werden und diese eine Zeit lang abwesend sind, könnten die pflegebedürftigen Personen währenddessen vorübergehend in ein Heim.

Zentrale Planungsstelle fehlt noch

Was in Uri ebenfalls noch fehle, sei eine zentrale Stelle, welche sich der Planung und Steuerung von ambulanten und stationären Angeboten annehme, kommt die Projektgruppe weiter zum Schluss. Zudem brauche es künftig eine übergreifende Beratungs- und Koordinationsstelle für die Bevölkerung.

Als Nächstes sollen nun verschiedene Modelle und Varianten für die künftige Ausgestaltung der Langzeitpflege in Uri erarbeitet werden. «Diese werden dann wieder anlässlich eines Workshops mit den Gemeinden und den kantonalen Akteuren geprüft und bewertet.» Dieser werde voraussichtlich im nächsten Frühling stattfinden, sagt Gesundheitsdirektor Arnold. Dazu sollen auch Vertreter des Kantons Glarus eingeladen werden. Dieser führe aktuell nämlich Angebote ein, welche auch für Uri sinnvoll sein könnten. Die Projektgruppe werde nun aber den ganzen Winter über weiterarbeiten, so Arnold. Der Schlussbericht zum Projekt soll bis Ende 2023 vorliegen.

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