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Obwalden

World Skills: So feiern die Obwaldner ihre Weltmeister

Mario Enz und Sonja Durrer holten Gold an der Berufsweltmeisterschaft. Der Empfang in Sachseln wurde zum Volksfest.
Empfang der Obwaldner Berufsweltmeister in Sachseln: Bäckerin-Konditorin Sonja Durrer aus Kerns (links) und Landschaftsgärtner Mario Enz aus Giswil freuen sich über ihre Goldmedaille. (Bild: Izedin Arnautovic, Sachseln, 29. August 2019)

Matthias Piazza

Grosser Aufmarsch am Donnerstagabend auf dem Sachsler Dorfplatz. Es wird angestossen, Musik erklingt. Die Obwaldner feiern ihre zwei neuen Weltmeister: Sie haben zwar keine Bestzeit auf der Skipiste oder in einer anderen Disziplin im eigentlichen sportlichen Sinn vollbracht, dafür glänzten sie an den World Skills, die vom 22. bis 27. August im russischen Kazan stattfanden, in ihrem Beruf. Landschaftsgärtner Mario Enz aus Giswil und Bäckerin-Konditorin Sonja Durrer aus Kerns holten zwei der fünf Schweizer Goldmedaillen. Bereits bei ihrer Ankunft am Flughafen Zürich am Mittag wurde die Obwaldner Delegation lautstark mit Trychlerklängen empfangen.

Die beiden Obwaldner Weltmeister trugen zudem massgeblich dazu bei, dass die Schweiz dank der insgesamt 16 Medaillen den dritten Rang in der Nationenwertung hinter China und Korea belegt und damit erneut das beste europäische Land an einer Berufs-WM ist. Mit dem Sachsler Martin Amstutz (Koch) stellte sich ein dritter Obwaldner dem weltweiten Wettbewerb. Dank der Stanser Bekleidungsgestalterin Denise Stöckli (21) war auch Nidwalden in Kazan vertreten.

Der Obwaldner Bildungsdirektor Christian Schäli, der im Namen der Regierung den Teilnehmern gratuliert, spricht in seinem Grusswort von denkwürdigen Tagen für den Kanton. Dass von 41 Schweizer Teilnehmern drei aus Obwalden stammten, sei sehr stark.

«Das nennt sich Obwaldner Power.»

Die Resultate würden sprachlos machen. Schäli würdigte auch die Leistung von Lukas Muth. Der Luzerner Polymechaniker, der bei der Ruag in Alpnach arbeitet, gewann Silber. Mit 12 World-Skills-Medaillen, vier Diplomen und einem Zertifikat in den vergangenen 20 Jahren reihe sich der jüngste Erfolg geschichtlich perfekt ein. Unfassbar viele, nämlich 16 junge Berufsleute, hätten an den Berufsweltmeisterschaften mit ihren Leistungen den Kanton, die Berufsbildung und ihre Berufe ehrenvoll vertreten. «Mit diesem Medaillenspiegel ist Obwalden gemessen an der Bevölkerungszahl mit Abstand Schweizer Meister. Das alles macht einen Bildungsdirektor schlicht und einfach stolz.»

Schäli zeigt sich zuversichtlich, dass die Erfolgsgeschichte schon im Oktober nächsten Jahres fortgesetzt wird. Für die World Skills der Dachdecker/Abdichter in Peking hat sich der Sachsler Simon Amrein qualifiziert.

Nicht nur Ehre, sondern Referenz im Berufsleben

«Es ist megacool, mit einer Goldmedaille um den Hals nach Hause zu kommen», beschreibt Mario Enz im Gespräch mit unserer Zeitung seine Emotionen. «Ich kann es immer noch nicht richtig fassen, es kommt mir vor wie ein Traum.» Auf diesen Traum arbeitete der 22-Jährige mit seinem Partner Fabian Hodel aus Oberkirch, mit dem er schon Gold an den Swiss Skills im vergangenen Jahr geholt hatte, rund ein halbes Jahr lang hin. Ganz überrascht über den Erfolg sei er denn auch nicht, gesteht Mario Enz, darauf angesprochen, dass er im Vorfeld Ambitionen auf eine Goldmedaille geäussert hatte.

In 21 Stunden, verteilt auf vier Tage, mussten die 24 Zweierteams eine Gartenanlage bauen, die genaue Aufgabenstellung wurde erst kurz davor bekanntgegeben. Die Anforderungen waren hoch, so betrug die Toleranz bei der Natursteinmauer nur zwei Millimeter. «Nachdem wir am ersten Tag die Anfangsschwierigkeiten überwunden hatten, ging es nur noch bergauf», blickt Enz auf den Wettkampf zurück. Die Medaille sie nicht nur eine Ehre, sondern eine Referenz im Berufsleben.

Der Weg zur Lehre als Landschaftsgärtner und wohl auch zum Weltmeistertitel wurde ihm in die Wiege gelegt. «Mein Vater, der ein Gartenbauunternehmen führt, nahm mich schon auf die Baustellen mit, als ich noch Windeln trug.» Enz spricht von einem Traumberuf: «Das Arbeiten in der Natur und die Vielseitigkeit gefallen mir. Wir pflanzen, bauen Teiche und Mauern.» Kaum den beruflichen Sieg realisiert, schmiedet er schon neue Pläne. Mario Enz beginnt eine Weiterbildung zum Vorarbeiter.

Mit vielen wertvollen Begegnungen zurück

Ähnlich überwältigt äussert sich auch Sonja Durrer, die im Vorfeld von einer Medaille als Krönung sprach. «Mit einer Goldmedaille hätte ich nicht gerechnet, da nicht alles perfekt lief», blickt die 19-jährige Kernserin zurück. Am zweiten Tag habe sie befürchtet, dass ihr die Zeit nicht reiche. Schliesslich habe doch alles geklappt.

Nebst der Goldmedaille nehme sie auch die schönen Erinnerungen aus Kazan mit. «Ich lernte viele Leute kennen, nur die Besten der Welt.» Sie sei dankbar, dass sie diese Chance habe nutzen können. Elan, Leidenschaft und Durchhaltewillen sind ihrer Ansicht nach die Zutaten für den Erfolg in Beruf und Wettkampf. Für die World Skills habe sie gegen Ende der Vorbereitungsphase praktisch sechs Tage in der Woche trainiert.

Und die Zukunft? Voraussichtlich wolle sie bei ihrem jetzigen Arbeitgeber, der Richemont-Fachschule in Luzern, bleiben. Später wolle sie mal eine eigene Bäckerei haben. «Das Backen ist meine Leidenschaft.» Eigentlich gebe es nichts, was ihr an ihrem Beruf nicht gefalle.

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