Hugo Bischof
Hugo Bischof
Anfang 15. Jahrhundert wurde auf dem Kapellplatz der erste Brunnen errichtet. Er ist in der Diebold-Schilling-Chronik von 1513 (Eigentum Korporation Luzern, Standort ZHB Luzern) abgebildet. Die Illustration zeigt die Verhaftung des aufrührerischen Entlebucher Hauptmanns Peter Amstalden. Adolf Reinle beschreibt diesen ersten Brunnen in «Die Kunstdenkmäler der Schweiz» (Kanton Luzern, Band 2, 1953) als «rechteckigen Holztrog mit fialenförmigem Stock».
1541 wurde auf dem Kapellplatz eine Sust gebaut. Dabei wurde der bisherige durch einen neuen Brunnen ersetzt. Er ist auf der Martini-Stadtansicht 1597 gut erkennbar – gekrönt von einem schildhaltenden Löwen. Die Sust war ein Lagerhaus für umzuladende Transportgüter. «Sie wurde anstelle des früheren Friedhofs neben der Peterskapelle gebaut», sagt der ehemalige Stadtluzerner Denkmalpfleger Ueli Habegger, ein profunder Kenner der Stadtgeschichte.
Der Kapellplatzbrunnen wurde nach 1541 wohl mehrfach abgeändert. 1861 wurde die Sust abgetragen. «Das Holzschild dieser Sust als letztes Relikt des Gebäudes befindet sich heute in der Kunstsammlung der Stadt Luzern», sagt Habegger. Mit der Sust wurde auch der Brunnen abgetragen.
Ein Brunnen auf Wanderschaft
Dieser wurde danach gemäss Adolf Reinle beim «Grossen Heiland» an der Zürcher Strasse (heute Zürichstrasse) neu errichtet – auf dem heutigen Museumsplatz (Ecke «Lapin», Chäs Barmettler), wo früher das 1860 abgerissene Äussere Weggistor als östlicher Abschluss der Museggbefestigung stand. «Der ‹Grosse Heiland› bezeichnete nach alter Tradition die Grenze des Stadtbanns», erklärt Habegger. Ein ähnliches Wegzeichen steht zum Beispiel noch heute an der Horwerstrasse. Die steinerne Nische mit dem Kruzifix am unteren Ende der Zürichstrasse wurde später auf die andere Strassenseite gezügelt. Noch heute ist dieser Grosse Heiland im Eckhaus Hofstrasse 1 sehr gut sichtbar. Der 1861 vom Kapellplatz an die Zürichstrasse versetzte Brunnen wurde später in den Garten des Guts Seeburg versetzt, wo er offenbar ebenfalls heute noch steht.
Zurück zum Kapellplatz: Durch den Abriss der Sust 1861 entstand der heutige freie Platz zwischen Peterskapelle und nordseitiger Häuserreihe. 1864/65 errichtete die Stadt hier einen «neuen, nichtssagenden Brunnen aus Solothurnerstein», schreibt die Zunft zu Safran in einer 1968 zum 50. Geburtstag des Fritschibrunnens erschienenen Broschüre. Sie verweist darin auch auf den Historiker Theodor von Liebenau; der Brunnen habe «nicht zur Zierde des Platzes gereicht», urteilte dieser 1881.
Schattendasein auf dem Ufschötti-Veloparkplatz
Vom Brunnen von 1864/65 gibt es Fotos im Stadtarchiv. Beim Betrachten stellt man verblüfft fest, dass dieser Brunnen heute am Alpenquai steht. Laut Ueli Habegger wurde er 1918, als der Fritschibrunnen gebaut wurde, verlegt. Nun führt dieser in der Altstadt einst verpönte Brunnen ein Schattendasein auf dem Kiesplatz neben der kleinen WC-Anlage, wo die Ufschötti-Besucher ihre Velos parkieren und Boule-Spieler ihrer Leidenschaft frönen. Der ehemals weisse Kalkstein-Brunnen sei ein Werk des ehemaligen Stadtarchitekten und Bauinspektors Samuel Senn, sagt Habegger, und wirke, «als sei er das Stein gewordene Echo von Conrad Ferdinand Meyers Gedicht ‹Der römische Brunnen›». Habegger erklärt: «Dass Brunnen mit Trögen, Stöcken und dem jeweiligen Born an einem Ort demontiert und an einem anderen Platz wieder installiert wurden, war ‹courant normal›.» Der Wagenbachbrunnen etwa, der vor dem einstigen Kunsthaus stand, musste 1996 dem Bau des KKL weichen. Er wurde einige Meter Richtung Norden verlegt.
Seit über 600 Jahren versorgt übrigens ein Brunnennetz die Stadt Luzern mit exzellentem Trinkwasser, unabhängig vom restlichen Wasserleitungsnetz. 134 solche öffentliche Brunnen gibt es, verteilt über die ganze Stadt (Übersicht auf www.lucernewater.ch).