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Luzern

Wo Realität und virtuelles Bild verschmelzen – Lorena Fankhauser forschte zu Augmented Reality

Zum ersten Mal verlieh die Universität Luzern in diesem Jahr Masterdiplome in Wirtschaftswissenschaften. Lorena Fankhauser (24) ist eine der Absolventinnen und erzählt, was ihre Masterarbeit mit einem Sammlermodell des VW-Bullis zu tun hat.
Lorena Raffaela Fankhauser hat ihren Master der Wirtschaftswissenschaften abgeschlossen. (Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 24. März 2021))

Salome Erni

Lorena Fankhauser öffnet einen Link auf ihrem Handy. Über die integrierte Smartphone-Kamera wird unsere Umgebung auf dem Bildschirm wiedergegeben. Das Programm bettet nun in dieses Bild die dreidimensionale Abbildung einer Zimmerpflanze ein. Auf dem Bildschirm sieht das aus, als würde im leeren Ecken des Zimmers plötzlich ein grünes Pflänzchen stehen.

Was die Masterabsolventin der Universität Luzern auf ihrem Handy zeigt, nennt sich Augmented Reality (AR) und kann als «erweiterte Realität» übersetzt werden. Dabei werden virtuelle Bilder oder Informationen so dargestellt, dass sie mit der Wirklichkeit zu verschmelzen scheinen.

Bereits heute werde AR auch im Marketing benutzt, erklärt Fankhauser. So könne man online sein eigenes Zimmer mit Ikea- oder Micasa-Möbeln einrichten oder virtuell verschiedene Brillenmodelle anprobieren. Als Studentin der Wirtschaftswissenschaften interessierte sich Fankhauser in ihrer Masterarbeit genau für diese Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Technologie und Psychologie.

VW-Bus-Modell als Testobjekt

Den Schwerpunkt legte Fankhauser dabei auf den «gefühlten Besitz». Diesen Begriff vergleicht sie mit dem Kinderzimmer im Elternhaus, welches zwar rechtlich nicht dem Kind gehört, aber gefühlsmässig halt doch. Sie stellte die These auf, dass AR dieses Gefühl im Vergleich zu einem 2D- oder 3D-Bild verstärkt erzeugt und Menschen dadurch für das präsentierte Produkt eine höhere Zahlungsbereitschaft haben.

Um ihre Hypothese zu überprüfen, machte Fankhauser ein Laborexperiment mit einem Fragebogen, der per Handy oder Tablet abgerufen werden konnte. Als Testobjekt verwendete sie das Sammlermodell eines VW-Busses. Nach drei Wochen hatten mehr als 300 Studierende an ihrer Umfrage teilgenommen. Fankhausers These bestätigte sich zum Teil: Das Gefühl von Besitztum ist tatsächlich stärker, wenn den Probandinnen und Probanden eine AR-Darstellung des Bulli-Modells anstelle einer konventionelleren 2D-Darstellung gezeigt wurde.

Fankhauser ist spürbar begeistert für die neue Technologie und sieht viel Potenzial unter anderem in der Anwendung für Marketingzwecke. Sie kommt nochmals auf das Beispiel der Zimmerpflanze zu sprechen: «Wenn ich im Onlineshop die Pflanze virtuell in meine eigenen vier Wände stellen kann, bietet mir dies als Kundin natürlich einen zusätzlichen Service.»

Neue Studie

Auch ausserhalb der Masterarbeit beschäftigte sich die gebürtige Wolhuserin mit AR. Sie erhielt die Gelegenheit, an einem Forschungsprojekt der Universität Luzern als Mitautorin zu arbeiten. Dass dieses parallel zur Masterarbeit stattfand, «war eine gute Abwechslung», so die ehemalige Studentin. Beim Projekt handelt es sich um eine repräsentative Studie zur Wahrnehmung und Nutzung von AR-Anwendungen, deren Ergebnisse bald publiziert werden. Sie soll Aufschluss darüber geben, wie die Schweizer Bevölkerung gegenüber AR eingestellt ist. So, wie Fankhauser dies bisher erlebte, würden die meisten Menschen dieser neuen Technologie aber sehr positiv und neugierig gegenüberstehen.

Auf die Frage, ob sie sich in Zukunft weiter mit AR auseinandersetzen möchte, antwortet sie: «Wer weiss, vielleicht habe ich wieder einmal die Gelegenheit dazu? Die Technologie hat mich schon ein bisschen gepackt.» Sie fährt fort:

«Es stellen sich momentan spannende Fragen: Welche Anwendungsgebiete kann man noch entdecken? Wie entwickelt sich die Technologie? Wird AR weiterhin Anklang finden?»

Gute Erinnerungen an die Universität

Seit dem Abschluss ihres Studiums arbeitet Fankhauser als Trainee in der Marktforschung bei Post Finance. Obwohl der Masterstudiengang drei Semester dauerte, sei die Zeit wie im Flug vergangen, sagt Fankhauser rückblickend. Dass sie nun nicht mehr an der Universität Luzern sei, käme ihr immer noch etwas unwirklich vor. Besonders, da sie immer noch viele Freundschaften mit Studierenden pflege.

Fankhauser gehörte zum ersten Jahrgang des noch jungen Luzerner Studiengangs Wirtschaftswissenschaften, der Masterdiplome entgegennehmen durfte. Fankhauser schwärmt von der familiären Atmosphäre im Vorlesungssaal, der guten Beziehung zu den Dozierenden und der trotz Coronapandemie gemütlichen Atmosphäre unter den Studierenden. An die Universität zurückzukehren, beispielsweise für ein Doktorat, kann sich Fankhauser vorstellen. «Doch ich lasse mich überraschen,» sagt sie zuversichtlich.

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