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Wo Kinder in Zug wichtige Stützen finden

Seit dem vergangenen August gibt es in Baar im Zentrum Sonnenberg ein Tagesambulatorium für Kinder mit einer psychischen Erkrankung. Damit ist im Kanton Zug eine Versorgungslücke geschlossen worden. In einem Punkt muss sich die Stelle noch bemühen.
Regula Blattmann (Chefärztin und Leiterin), Katharina Starzer (Oberärztin), Peter Syfrig (Leiter Schulpädagogik Sonnenberg) und Thomas Dietziker (Direktor Sonnenberg) in einem der neuen Räume (v. l.). Bild: Maria Schmid (Baar, 16. August 2017)

Scheinbar ohne Rast und Ruhe surfen die Menschen durch den Alltag. Der erste Blick am Morgen und der letzte am Abend gehören meist dem Smartphone. Es gilt die Devise: Nur nichts verpassen. Diese Reizüberflutung ist generationenübergreifend aktuell und kann fatale Folgen haben. «Viele Studien der letzten Jahre belegen, dass psychische Erkrankungen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen haben», schreibt Christina Brunschweiler im Editorial der Broschüre Integrierte Psychiatrie Uri, Schwyz und Zug. Sie ist Verwaltungsratspräsidentin von Triaplus (siehe Box). Einem Konstrukt, unter dessen Dach die obgenannten Kantone ihre Dienste im psychiatrischen und psychologischen Bereich zusammengefasst haben.

Ein Teilbereich von Triaplus ist das Tagesambulatorium für Kinder und Jugendliche in Baar. Dort können seit dem vergangenen August bis zu sechs Jugendliche bis zu einem Alter von 16 Jahren aus dem Kanton Zug behandelt werden. Die Chefärztin der Kinder- und Jugendpsychiatrie (KJP) Regula Blattmann, welche zum Führungsteam des Tagesambulatoriums gehört, streicht heraus: «Unser grösster Vorteil ist, dass die Kinder nicht aus ihrem gewohnten Umfeld herausgerissen werden. Auch in diesem Bereich gilt ambulant vor stationär.» Mitunter entspricht diese praktizierte Herangehensweise dem Zeitgeist, da ambulant weniger kostenintensiv ist als stationär.

Diese Aussage kann der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister voll und ganz unterschreiben. Er sagt zudem: «Da wir jetzt alles unter einem Dach haben, können wir eine gute und integrierte Versorgung bieten.» So könnten die vorhandenen Ressourcen optimal ausgenützt werden.

Kooperation mit Thurgauer Klinik

Beim Erzählen von Krankheitsgeschichten muss Regula Blattmann vorsichtig sein, denn Datenschutz ist gerade in einem so sensiblen Bereich das oberste Gebot. Ein Schüler sei aus Littenheid, einer Klinik in der Nähe von Wil, mit der der Kanton Zug eine Leistungsvereinbarung hat, entlassen worden. In der Tagesklinik sei dann intensiv mit dem Teenager gearbeitet worden. Wichtig in dieser Phase sei auch der Beizug der Eltern und der Familie. Später habe der Schüler dann Schnuppertage in dem Schulhaus absolviert, von wo er vor der Klinikeinweisung unterrichtet worden sei. Die KJP-Chefärztin macht sich aber keine Illusionen: «Wir können nur etwas anstossen.» Ob die Behandlung erfolgreich sei, stehe auf einem anderen Blatt. Gerade bei Krankheitsbildern im psychiatrischen wie auch psychologischen Bereich sei immer mit einem Rückfall zu rechnen.

Es gibt aber auch Kinder, die ins Tagesambulatorium kommen, und sich bei der Abklärung dann herausstellt, dass die Probleme so schwerwiegend sind, dass eine Klinikeinweisung notwendig wird. Das sei aber, so Blattmann, nur dann der Fall, wenn es wirklich nicht mehr anders gehe. Das sei zum Beispiel dann der Fall, wenn der Jugendliche Selbsttötungsabsichten äussere oder sich fremdaggressiv gibt. Unter Letzteres subsumiert Blattmann einen Menschen, der androht, gegenüber anderen Gewalt anzuwenden. In Littenheid gibt es für solche Personen spezielle Unterbringungsmöglichkeiten. Zum Beispiel in einer geschlossenen Abteilung in dieser Thurgauer Klinik.

Kinder müssen selber wollen

Hingegen ist das Tagesambulatorium eine Institution, welche die Jugendlichen freiwillig besuchen. Will unter anderem heissen: Sie müssen selber dafür besorgt sein, wie sie zum Tageambulatorium auf dem Gelände des Zentrums Sonnenberg in Baar kommen. Das gleiche gilt für den Rücktransport. Blattmann sagt, dass die Kinder bis zu vier Monate vom umfassenden Angebot Gebrauch machen können. «Wir geben den Kindern eine Tagesstruktur. Das ist eine gute Sache», sagt Regula Blattmann. Im Fokus stehe immer, dass die Schüler im Tagesambulatorium wieder ins soziale Umfeld zurückkehren können, aus dem sie einst gekommen sind.

Wie immer bei solchen Krankheitsbildern sei es von sehr grosser Wichtigkeit, dass die Schüler wollen, dass ihnen geholfen wird. Zwang fruchte nichts, wie Blattmann weiter sagt. Die Belegung des Tagesambulatoriums liege derzeit noch nicht bei 100 Prozent. «Wir müssen uns darum bemühen, dass Personen, die in diesem Bereich arbeiten, an uns denken.» Viele Patienten würden durch Hausärzte an die stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie verwiesen.

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