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WM-Fieber am Arbeitsplatz? So reagieren die grossen Firmen

Nicht jeder kann es sich leisten, «fussballfrei» zu nehmen. Die Versuchung, während der Arbeit WM zu schauen, ist daher gross. Einige Firmen richten dafür eigens WM-Räume ein. Doch immer gilt: «Arbeit geht vor».
Die Schweizer Nati vom Büro aus unterstützen (Symbolbild): Das ist nicht überall erwünscht. (Bild: Boris Bürgisser, 14. Juni 2018)

Am Donnerstag ist in Moskau die Fussball-WM angepfiffen worden: Der Auftakt zu nicht weniger als 64 Spielen – oder anders: rund 5800 Minuten Live-Übertragung. Viele Spiele laufen zwar erst nach Feierabend an, einige fallen aber auch in die klassische Arbeitszeit. Deshalb haben wir Arbeitgebern und Behörden die Gretchenfrage gestellt: Wie halten Sie es mit der WM? Die Antworten darauf sind ganz unterschiedlich ausgefallen. Demnach lassen sich gewisse Grundtypen von Arbeitgebern feststellen.

Die Pflichtbewussten

WM während der Arbeitszeit? Findet nicht statt. Dieser Ansicht sind die überwiegende Mehrheit der kontaktierten Unternehmen und ebenso die meisten Behörden. Kaum WM-Stimmung kommt etwa beim grössten Arbeitgeber der Zentralschweiz auf, dem Luzerner Kantonsspital (LUKS). Es gebe keine Spezialprogramme, aber auch keine speziellen WM-Regeln für die Mitarbeiter, sagt Barbara Inglin, Medienverantwortliche des LUKS. Zudem gelte: «Die Nutzung des Internets ist für geschäftliche Zwecke reserviert.» Von Kontrollen sehe man aber ab, man vertraue auf die Eigenverantwortung der Mitarbeiter. Ähnlich hält es die SUVA. Auch hier ist im Hinblick auf die Fussballweltmeisterschaft nichts Spezielles geplant. «Wir machen nichts», sagt Mediensprecherin Erika Rogger.

Die Blockierer

Sie bilden eine Untergruppe der Pflichtbewussten. WM findet in diesen Betrieben nicht nur nicht statt, sie wird sogar aktiv blockiert. Etwa bei der Luzerner Kantonalbank. Dort sind standardmässig sämtliche Streaming-Seiten gesperrt. Schauen Mitarbeiter die Spiele trotzdem – auf welchem Kanal auch immer – dann hat das der jeweilige Vorgesetzte zu überwachen. Weil aber die meisten Spiele ausserhalb der Arbeitszeit stattfinden, sei das ganze sowieso «kein grosses Thema», glaubt LUKB-Sprecher Daniel von Arx. Grundsätzlich gesperrt sind Streaming-Seiten auch in den kantonalen Amtsstuben, von Schwyz, Nid- und Obwalden. In den Verwaltungen des Kantons und der Stadt Luzern wird das Live-Streaming während der Fussball-WM ebenfalls unterbunden. Auch weil es das die Internetverbindung verlangsame, sagt Niklaus Zeier, Kommunikationschef der Stadt.

Eine Ausnahme bildet der Kanton Zug. Zwar ist auch hier das Mitverfolgen von WM-Übertragungen während der Arbeitszeit «nicht gestattet», trotzdem verzichte man auf das aktive Blockieren. Die Mitarbeiter seien «verantwortungsbewusst», sagt Thomas Lötscher, Generalsekretär der Zuger Finanzdirektion.

Die WM-Fans

Die meisten Rückmeldungen suggerieren: Arbeit und Fussball vertragen sich grundsätzlich schlecht. Dass dem nicht unbedingt so sein muss, beweisen wenige Ausnahmen, wie etwa die CSS-Versicherung. Ihre Mitarbeiter dürfen die Spiele verfolgen, etwa in Sitzungszimmern, sofern dies der Arbeitsbetrieb zulässt. Allerdings müssen sich die Angestellten dafür ausstempeln. Die WM werde nicht nur im Personalrestaurant Spuren hinterlassen. Spontane Aktionen wie das gemeinsame Mitfiebern vor der Grossleinwand seien wahrscheinlich – besonders, wenn sich die Schweiz für die Ausscheidungsphase qualifiziert, sagt Christina Wettstein, Leiterin der CSS-Medienstelle und fügt ein «Hopp Schwiiz!» an.

Fussballaffin geben sich auch die Centralschweizerischen Kraftwerke (CKW). Von Blockaden und Verboten hält man wenig. «Wir zählen auf den gesunden Menschenverstand unserer Mitarbeiter. Das hat sich in der Vergangenheit sehr gut bewährt», sagt CKW-Mediensprecher Marcel Schmid. Das Mitfiebern sei durchaus möglich, weil man flexible Arbeitszeiten sowie entsprechende Fernsehräume habe. Zudem organisiert der CKW-Personalverband gar einen Mitarbeiter-Event rund um das Spiel Schweiz gegen Costa Rica – allerdings erst nach Feierabend.

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