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Luzern

«Wir wollen inspirieren, nicht missionieren»: Zwei Luzerner Podcasterinnen wollen hoch hinaus

Corinne Küng und Jasmin Marti treffen sich zweimal im Monat, um über Nachhaltigkeit und Achtsamkeit zu sprechen. Ihr Podcast «Gedankengrün» hat eine eingeschworene Fangemeinde.
Corinne Küng (links) und Jasmin Marti nehmen die aktuelle Folge von «Gedankengrün» auf – mit gebührendem Coronaabstand. (Bilder: Pius Amrein (Luzern, 20. Februar 2021))
Corinne Küng.
Jasmin Marti.

Simon Mathis

Simon Mathis

Simon Mathis

«Ich ha eifach müässä brüälä, will's mich so bewegt hed», sagt Jasmin Marti ins Mikrofon. Es ist eine sehr persönliche Erfahrung, die sie mit ihren Zuhörerinnen und Zuhörern teilt. Dann spricht sie mit Corinne Küng über den Wert des Schweigens, die Vorteile von Sprachnachrichten – und über graue Haare. Bereits seit über einem Jahr nehmen die beiden Stadtluzernerinnen gemeinsam den Podcast «Gedankengrün» auf. Der Fokus der rund einstündigen Gespräche liegt auf den Themen Nachhaltigkeit und Achtsamkeit. Eine Herzensangelegenheit für die 33-Jährigen, die sich beide vegan ernähren.

«Wir wollen inspirieren, nicht missionieren», sagt Corinne Küng kurz vor der Aufnahme der aktuellen Folge. Der Podcast richte sich nicht nur an Personen, die bereits dem Ideal der Nachhaltigkeit nachleben, sondern auch an jene, die sich generell für das Thema interessieren. Jasmin Marti ergänzt:

«Ich glaube, es bringt oft nichts, die Leute wortreich von einem bestimmten Handeln überzeugen zu wollen. Viel wichtiger ist es, zu zeigen, dass es auch anders möglich ist. Die Leute merken dann, dass sie nicht allein sind auf diesem Weg.»

Der Podcast soll Hörerinnen und Hörer an einem Lebensentwurf teilhaben lassen, der den ökologischen Fussabdruck verkleinert und die Möglichkeiten dazu in den Fokus stellt. Da spiele auch die Auseinandersetzung mit sich selbst eine grosse Rolle. «Ein guter Freund hat einmal gesagt, er höre unseren Podcast nicht mehr so häufig, weil er dabei oft das Gefühl bekomme, immer an sich arbeiten zu müssen», sagt Küng mit einem Lachen. Das ist etwas, was beide Podcasterinnen verbindet: Die Freude daran, sich persönlich weiterzuentwickeln.

Kennen gelernt haben sich die beiden vor ein paar Jahren im Neubad. Die Website «Gedankengrün» hat Corinne Küng ursprünglich geschaffen, um in einer digitalen Karte nachhaltige Orte wie Restaurants mit veganen Optionen, Secondhandläden, Reparaturdienste und weiteres zu sammeln. Marti ging dann auf Küng zu und schlug ein gemeinsames Projekt vor. So entstand der Podcast. Zu Beginn liessen sie sich noch technisch helfen, mittlerweile erledigen sie alles als Zwei-Frau-Team; von der Recherche zur Aufnahme bis hin zur Postproduktion und zur Bewerbung auf den sozialen Medien.

«Das war eine Emanzipation im Kleinen», erinnert sich Küng. Vor kurzem feierte der Podcast sein Einjähriges; mittlerweile ist «Gedankengrün» in die zweite Staffel gestartet. Was hat sich in diesem Jahr verändert? «Ich glaube, wir sind lockerer, mutiger und selbstbewusster geworden», so Marti. Küng pflichtet ihr bei:

«Zu Beginn hatte ich noch Bedenken, frei heraus meine Meinung zu sagen, weil ich bei niemandem anecken wollte. Mittlerweile muss ich nicht mehr allen gefallen.»

Das Format «Gedankengrün» ist auch aus einer gewissen Unzufriedenheit mit herkömmlichen und sozialen Medien heraus entstanden. «Vieles, was man dort liest, vermittelt ein Friede-Freude-Eierkuchen-Bild. Wir wollen ein ehrlicheres Bild vermitteln.»

Politik ja, Parteipolitik nein

«Gedankenkgrün» wirkt eher wie ein ungezwungenes Gespräch über Alltägliches und Philosophisches, als eine dogmatische Politsendung. «Natürlich ist unser Thema schon an sich politisch», sagt Marti. «Obwohl wir klare Werte vertreten, wollen wir mit unserem Podcast keine Parteipolitik betreiben», ergänzt Küng. Wichtig sei ihnen vor allem, die Menschen zum politischen Engagement anzustossen. So weisen sie regelmässig darauf hin, wo man sich über aktuelle Abstimmungen informieren kann.

Zurzeit hat «Gedankengrün» etwa 300 Hörerinnen und Hörer pro Folge. Für die Zukunft haben sich die beiden viel vorgenommen. «Wir haben schon die Ambition, zum grössten Schweizer Podcast in unserem Themenbereich zu werden», so Küng. Alle zwei Wochen zusammen zu sitzen, sei mittlerweile zur Routine geworden, neben diesem regelmässigen Gespräch sehen sich die beiden nicht so häufig. Corinne Küng beschreibt es so:

«Wir sind keine Freundinnen, die einen Podcast zusammen machen. Wir wurden und werden erst durchs Podcasten Freundinnen.»

Was die Zukunft des Podcasts bringt, ist offen. «Wir haben schon darüber nachgedacht, es mal mit dem Medium-Video zu versuchen oder vermehrt Expertinnen und Experten einzuladen», erzählt Marti. Erzwingen wollen sie aber nichts; «Gedankengrün» soll organisch wachsen.

Hinweis: Weitere Informationen unter www.gedankengruen.ch. Die aktuelle Folge zum Reinhören:

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