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Luzern

«Wir wären wie Restaurants, die keine Menus anbieten können»: Eine frühe Öffnung nützt den Luzerner Kinos wenig

Luzerner Kinos wissen gar nicht, welche Filme sie zeigen sollen – selbst wenn sie bald schon wieder öffnen dürften. In den nächsten Jahren werde alles «brutal anders», sagt Frank Braun vom Kino Bourbaki.
Die Plakatwand des Kinos Bourbaki ist zurzeit spärlich bestückt. (Bild: Simon Mathis (Luzern, 26. Februar 2021))
Kinobetreiber Frank Braun. (Bild: Sandra Ardizzone (Zürich, 13. Januar 2021))

Simon Mathis und Hugo Bischof

Simon Mathis und Hugo Bischof

In der Zentralschweiz drängen einige Unternehmer auf frühere Lockerungen, als sie der Bundesrat vorschlägt. In einem etwas anderen Film befindet sich die Kinobranche. «Im Moment wird fleissig um Eröffnungstermine gefeilscht», sagt etwa Frank Braun, Programmleiter der Neugass Kino AG, die unter anderem das Stadtluzerner Bourbaki Kino betreibt. «Aber für uns Kinos macht es momentan keinen Unterschied, ob wir Anfang März oder Anfang Mai öffnen.» Im Falle einer Öffnung wüsste man nämlich gar nicht, welche Filme man zeigen könne. Braun:

«Die Filmbelieferung harzt, die Lizenzgeber treiben die grossen Titel vor der Pandemie her und schwenken sie wie Zuckerbrote vor uns her. Ich weiss von Filmen, die schon fünf Mal verschoben wurden.»

Ein Schweizer Öffnungsturbo würde laut Braun in der Branche nicht auf Gegenliebe stossen. Denn: «Wir wären dann wie Restaurants, die keine Menus anbieten können.» Hinzu käme die Unberechenbarkeit der Lage. «Eine Öffnung ist mit grossem Aufwand verbunden – und sollten wir wieder schliessen müssen, wäre das eine Katastrophe.» In den Sommermonaten schwächle das Kinogeschäft ohnehin, mit einer Beruhigung der Lage rechnet Braun nicht vor Herbst 2021 – wenn überhaupt. Es werde eine gewisse Zeit brauchen, bis es die Leute in Scharen wieder ins Kino ziehe. Zudem benötigten Filme eine gewisse Vorlaufzeit, um sie zu bewerben.

«In den vergangenen zehn Jahren musste die Branche den Gürtel immer enger schnallen», so Braun. Nun komme es zu einem grossen Umbruch. Braun ist sich sicher:

«In den kommenden Jahren wird alles brutal anders. Für das Filmgeschäft wird es eine neue Ordnung geben – wie die aussehen wird, weiss noch niemand.»

Frank Braun hält fest, dass die Neugass Kino AG, wie viele andere Kinobetreiberinnen auch, aufgrund der Pandemie kaum mehr existieren würden, gäbe es keine Ausfallentschädigung und Kurzarbeit. Mittelfristig müsse die Branche Umwälzungen andenken – und zwar «ohne Tabus». So stellt Braun etwa eine mögliche Subventionierung in den Raum.

Verein soll neue Projekte ermöglichen

Die Neugass Kino AG hat vor kurzem den Verein Drehmoment ins Leben gerufen. Mit ihrem Beitrag unterstützen die Mitglieder neue Projekte wie etwa «Bring a Friend», das Zuschauern zwischen 12 und 22 Jahren zu zweit einen verbilligten Eintritt ermöglicht. «Das Echo, das der neue Verein ausgelöst hat, hat unsere Erwartungen übertroffen», sagt Braun. «Das freut uns sehr.»

Braun betont, dass der neue Verein keine Rettungsübung sei. Der finanzielle Zustupf fliesse nicht in die Betriebskasse, sondern an neue Projekte. Die Idee sei, dass auch die Mitglieder Vorschläge einbringen. «Der Verein hat mit Corona im Grunde nichts zu tun, aber die gegenwärtige Situation hat wohl zusätzliches Engagement freigesetzt.» Gegenwärtig zähle der Verein rund 80 Mitglieder.

Blue Cinema hofft auf Blockbuster

Die Swisscom-Tochter Blue Cinema, welche die Kinos Capitol und Moderne in Luzern sowie das Maxx in Emmen betreibt, sieht die Situation ähnlich wie die Neugass Kino AG. «Filme sind die Grundlage für ein Kino. Fehlen diese, wird es schwierig, den Spielbetrieb aufrechtzuerhalten», schreibt Pressesprecherin Olivia Willi auf Anfrage. «Wir hoffen, dass bald wieder grössere Blockbuster starten. Denn schliesslich sind wir in unserer Programmierung stark davon abhängig, welche Filme von den Verleihern zur Verfügung gestellt werden.»

Man sei aber schon auch darauf angewiesen, dass die epidemiologische Situation bald wieder eine reguläre Öffnung zulasse, um genügend Gäste in die Säle lassen zu können. Willi:

«Je länger die aktuelle Situation andauert, desto schwieriger wird es für uns.»

Open-Air-Kino Luzern soll stattfinden

Beim Open-Air-Kino Luzern geht man fest davon aus, dass dieses im Sommer 2021 stattfinden kann. «Unsere Vorbereitungen sind voll im Gang», sagt der langjährige Organisator Franz Bachmann. «Die letztjährige Saison konnten wir voll durchziehen», betont er, «mit den notwendigen Schutzmassnahmen, unter anderem mit reduzierter Zuschauerzahl.» Dieses Jahr werde es wohl ähnlich sein.

Das Open-Air-Kino Luzern ist weniger als die konventionellen Kinos auf aktuelle Blockbuster angewiesen. Es zeigt eine Mischung neuerer und älterer Filme, darunter Klassiker aus den 1960er bis 1990er-Jahren, sowie aktuellen Schweizer Spiel- und Dokumentarfilme. Dennoch: Auch hier sind regelmässig einige der aktuellen internationalen Top-Hits zu sehen. Bachmann ist diesbezüglich zuversichtlich: «Am 1. Juli startet weltweit der neue ‹Minions›-Film, den werden wir sicher zeigen.» Er geht davon aus, dass im Sommer der Filmbetrieb weltweit wieder anziehen wird.

Das Open-Air-Kino Luzern feiert 2021 sein 30-Jahr-Jubiläum. «Wir planen dazu einige spezielle Abende», sagt Bachmann. Unter anderem werden auch dieses Jahr wieder einige Regisseure und Darsteller bekannter Schweizer Filme anwesend sein.

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