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U20-Kolumne

Wir sind nur Fische

Unsere Kolumnistin erzählt von einem grausamen Angriff – mit überraschender Wendung.

Michelle Triebel
Bild: Bild: PD

Ich bin mit meinen Freunden unterwegs. Wir bewegen uns gleichmässig im Einklang. Plötzlich ändert sich alles. Es wird immer unruhiger und angespannter. Zwischen uns ist der Einklang verschwunden, da ist nur noch Chaos.

Nun bemerke ich erst den Grund. Eine unsichtbare Kraft zieht uns zusammen, wir können uns kaum bewegen, so nahe werden wir aneinandergedrückt. Die Kraft zieht weiter und drückt uns nach oben. Auf einmal kann ich nicht mehr atmen. Ich werde ersticken. Ich will zurück, aber der Weg nach unten ist versperrt, durch meine Freunde. Alle schlagen wild um sich und wollen dem unsichtbaren Feind entkommen.

Auf einmal ist der Druck weg und ich falle. Als ich auftreffe, tut mir alles weh, meine Lunge, meine Haut, einfach alles. Ich schaue mich um. Zwischen den zappelnden Kämpfern liegen Tote. Sie wurden erdrückt, von dem unsichtbaren Feind, von uns, denn wir lagen auf ihnen. Das Gewicht ihrer eigenen Gruppe hat ihnen den Tod beschert. Die grausamen Schmerzen und Verluste sind fruchtbar, aber ich muss weiterkämpfen.

Nun teilen sie uns auf, sortieren uns. Die Kleineren werden verletzt zurück ins Meer geworfen, andere in Kisten verstaut, mich heben sie mit Gewalt auf einen Tisch. Ich rieche Blut. Immer mehr meiner Freunde, die neben mir auf dem Tisch liegen, verschwinden und hinterlassen eine Spur aus Blut. Auch ich werde nun verschoben, ein grosses, scharfes Messer wird über mich gehoben.

Ich weiss, jetzt ist es vorbei, ich hoffe nur, dass es schnell geht. Aber nicht einmal diesen einen letzten Wunsch erfüllen sie mir. Ich werde bei vollem Bewusstsein aufgeschlitzt. Ich merke voller Qual, wie mir Organe aus der Brust gerissen werden, dann wird es schwarz. Es ist vorbei. Irgendjemand hätte es verhindern müssen, aber niemanden interessiert unser Schicksal! Wir sind nur Fische.

Hinweis: Michelle Triebel ist 16 Jahre alt und Schülerin an der Kantonsschule Willisau. In der U20-Kolumne äussern sich jeweils alle zwei Wochen Lernende von Kantonsschulen zu einem frei gewählten Thema. Ihre Meinung muss nicht mit derjenigen der Redaktion übereinstimmen.

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