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Nidwalden

«Wir fordern politisches Fairplay, nicht nur beim Fussball»: Die Sanierung des Sportplatzes Grossmatt sorgt für rote Köpfe

Eine IG fordert einen Natur- statt einen Plastikrasen auf der Hergiswiler Grossmatt.
Der Sportplatz Grossmatt sorgt für rege Diskussionen. (Bild: Kurt Liembd
(Hergiswil, 19. November 2019))
Die Initianten der IG Naturrasen Grossmatt von links: Markus A. Blättler, Peter Müller-Bouquet und Peter Gysling. (Bild: Kurt Liembd
(Hergiswil, 11. Februar 2021))

Kurt Liembd

Kurt Liembd

Die Stimmung, die an der Medienorientierung am Donnerstag herrschte, wirkte besorgt, war aber sachlich. Eingeladen hatte die neu gegründete IG Naturrasen Grossmatt, deren Ziel schon aus dem Namen hervorgeht. Entstanden ist die Interessengemeinschaft (IG) deshalb, weil viele Hergiswiler offenbar besorgt sind über die kommunale Urnenabstimmung vom 7. März 2021. Insbesondere stört sich die IG daran, dass auf der Grossmatt auf rund 6500 Quadratmetern ein weiterer Kunststoffrasen verlegt werden soll, nachdem auf dem zweiten Hergiswiler Sportplatz Dorf bereits ein solcher besteht.

Die IG kritisiert den Gemeinderat, da dieser immer nur einen Plastikrasen favorisiere und damit einzig die Interessen des FC Hergiswil vertrete.

«Der Gemeinderat muss Politik für alle Bürger machen und nicht nur für einen einzelnen Verein»,

sagt Peter Müller-Bouquet, einer der Initianten der IG. Müller bemängelt vor allem die seiner Meinung nach «miserable Kommunikation» sowie die «unbrauchbare» Info-Veranstaltung. «Bei der Ausarbeitung des Projektes hat man nie mit den Anwohnern geredet, obwohl der Platz um rund vier Meter verbreitert wird in Richtung Wohngebiete», so Müller. Er erwarte deshalb vom Gemeinderat politisches Fairplay, wie es auch Fussballer auf dem Feld pflegen.

Keine ökologischen Altlasten

Harsche Kritik gibt es auch von Peter Gysling, dem ehemaligen TV- und Radiomann von SRF. «Wir kämpfen für eine bessere Sanierung des Sportplatzes, die nur mit einem Nein an der Urne möglich ist.» Und weiter:

«Unser zentrales und grundsätzliches Anliegen ist die Verhinderung eines nicht zeitgemässen Kunstrasens.»

Dabei legt Gysling grossen Wert darauf, dass er und die IG keine Gegner des Fussballs oder des Fussballklubs seien. Vor allem hat er Bedenken im Bereich Umweltschutz. Er sagt: «Wir möchten unserer künftigen Generation diesen Sportplatz nicht als umweltpolitischen Schandfleck und ökologische Altlast überlassen, sondern als Symbol, welches nachhaltig für die Offenheit und Modernität unserer Gemeinde steht.» Dass die Anwohner nie einbezogen wurden, bezeichnet Gysling als «rücksichtslosen Politikstil».

Mikroplastik: Umweltbedenken bei Kunstrasen

Grosse Umweltbedenken bei einem Plastikrasen hat auch Markus A. Blättler. «Mikroplastik gelangt bei Benutzung durch Wind, Regen und Schnee in Boden und Gewässer. Plastik müsse als Sondermüll entsorgt werden, da es biologisch nicht abbaubar ist, gibt Blättler zu bedenken. Der Ex-Gemeinderat und Chemiker sieht beim Kunstrasen auch einen Widerspruch zum Label Energiestadt Hergiswil. Dort heisst es: «Ziel ist, dass Flächen im öffentlichen Raum künftig naturnah und schonend genutzt werden.» Ein biologischer Naturrasen sei aus ökologischer Sicht überragend und wecke auch Emotionen bei Sportlern. Zudem weist Markus A. Blättler darauf hin, dass Hergiswil zwei voll ausgebaute Fussballplätze habe, davon einer bereits mit Plastikrasen.

Und was sagt der Gemeinderat zu dieser Kritik? In der Botschaft zur Abstimmung weist er auf die Vorteile eines Kunstrasens hin. «Der grosse Vorteil liegt darin, dass ein Kunstrasen das ganze Jahr bespielbar ist, auch nach intensiven Niederschlägen, während Schlechtwetterphasen oder ausserhalb der Vegetationszeit.» Zwar sei zum Beispiel Speerwurf nicht mehr möglich, hingegen ein Schwingfest mit entsprechenden Schutzmassnahmen schon. Zu den vermehrten Lärmimmission, die infolge längerer Spielzeiten entstehen, schreibt der Gemeinderat:

«Da der Platz in einer öffentlichen Zone liegt, ist eine gewisse Lärmimmission zu dulden.»

Durch die Verbreiterung des Spielfeldes mit einer Auskragung über die Zentralbahn könnte auch der Lärm durch die Bahn zunehmen. Dazu der Gemeinderat: «Sollten sich negative Auswirkungen für die Anwohner ergeben, müssten entsprechende Nachbesserungen vorgenommen werden.»

Die kommunale Urnenabstimmung über die «Sanierung und Umbau Sportplatz Grossmatt mit Einbau eines Kunstrasens» findet am Sonntag, 7. März 2021, statt.

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