Alexander von Däniken
Normalerweise stehen immer irgendwo Zelte und Tribünen der Hunziker AG; ob bei einem Rockkonzert, einem Schwingfest, der Luga oder beim WEF in Davos. Doch die Zeiten sind für das Willisauer Traditionsunternehmen seit einem Jahr nicht normal. Das Material dekoriert die 11'000 Quadratmeter grosse Lagerhalle, die 50 Angestellten erhalten seit April letzten Jahres nur noch 80 Prozent Lohn aus der Kurzarbeitsentschädigung.
«Ihr bekommt doch Milliarden vom Bund!» Wegen dieses Satzes hat Roland Küng, CEO der Hunziker AG, eine gute Freundschaft beendet. Küng sagt, im letzten Frühling habe er einen Covid-Kredit erhalten, den er zurückzahlen muss. Auf die eigentliche Härtefallhilfe von Bund und Kanton warte er aber noch immer. Diese brauche er dringend. Allein im Dezember trudelten Rechnungen von rund einer halben Million Franken ein: Fahrzeug- und Verkehrssteuern, obwohl die Lastwagen nicht mehr eingelöst sind, oder von der Suva. Unternehmerkollegen sagen laut Küng, sie würden erst wieder ordentliche Steuern zahlen, wenn sie staatliche Unterstützung erhalten haben. Andere würden sich ernsthaft überlegen, Insolvenz anzumelden. Viele Patrons hätten ihr ganzes Kapital in die Firma gesteckt und bangen um ihre Existenz. Und Küng? Er macht alles, um sich und seinen Angestellten eine Zukunft zu ermöglichen.
Innerhalb eines Jahres 20 Angestellte weniger
Noch vor einem Jahr habe die Firma 70 Angestellte gezählt, sagt Roland Küng. Gekündigt habe er aber nur sechs Mitarbeitern. Die anderen 14 seien von sich aus gegangen. Auf den Bau, wo es immer Arbeit gibt. «Das kann ich gut verstehen.» Bei der Kurzarbeit hat sich die Geschäftsleitung überlegt, dass die Firma die 20 Prozent Lohneinbusse der Angestellten übernimmt. Sie tat es mit Blick auf die Krise, die sich immer mehr in die Länge zieht, nicht. Das Übernehmen der Lohndifferenz für 70 Angestellte hätte die Firma in einem Jahr etwa eine Million Franken gekostet.
Rund 80 Prozent Umsatzeinbusse hat die Hunziker AG letztes Jahr verzeichnet. Im letzten Frühling hat sie einen Covid-Kredit des Bundes erhalten. Und kräftig gespart. «Mehr liegt nicht drin», sagt CEO Küng. Die Aussichten sehen auch für dieses Jahr nicht gut aus. Die meisten Veranstaltungen bis Ende November seien bereits abgesagt. Was das Unternehmen jetzt braucht, sind Unterstützung und Perspektiven. Seit dem 4. Februar zahlt der Kanton Luzern Härtefallgelder aus. Küng weiss nur, dass das Gesuch für vollständig erklärt worden ist.
«Ich muss wissen, wann ich wie viel erhalte und wie viel davon ich zurückzahlen muss.»
Mit praktisch allem einverstanden
Roland Küng will nicht polemisch wirken. Er will aufzeigen und unbedarfte Sätze verhindern, die Freundschaften gefährden. Dass die Luzerner Regierung die Härtefallhilfe um 22 Millionen Franken aufstocken will, sei richtig. Dass es wegen des fakultativen Referendums bis zur Auszahlung lange geht, sei verständlich. Dass die A-fonds-perdu-Anteile erhöht und flexibler auf die Bedürfnisse der Firmen zugeschnitten werden, sei absolut notwendig.
Nur zehre es an den Nerven, wenn durch eine Ungleichbehandlung behördlich geschlossenen Betrieben seit Januar unkompliziert geholfen wird. 40 Millionen Franken hat die Luzerner Regierung dafür gesprochen, die Firmen müssen die Beiträge nicht zurückzahlen. Es sei mühsam, wenn zumindest bei der noch heute geltenden Regelung ein Reisebüro mit fünf Angestellten einen gleich hohen A-fonds-perdu-Anteil erhält wie die Hunziker AG mit ungleich höheren Fixkosten. Küng betont:
«Für all das habe ich Verständnis und ich will nichts gegeneinander ausspielen.»
Nur: Die Ungewissheit, die sei da. Küng betont, dass er dafür kämpft, niemanden entlassen zu müssen. Und wenn, dann sollten es jüngere Leute sein mit guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Normalerweise. Gehe diese Situation aber so weiter, sagt Küng, «werde ich notfalls ältere Angestellte entlassen müssen». Nur so könnten genügend Personalkosten eingespart werden, um das Unternehmen zu retten. Ein Unternehmen, an dem Dutzende Existenzen hängen.