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Zug

Wie viel Zuger Holz steckt in den prestigeträchtigen Holzhochhäusern?

Im Kanton Zug zeigt sich der nationale Trend zu Hochbauten aus Holz. Hier steht das Erste, das derzeit Höchste sowie bald das künftig höchste Holzhochhaus der Schweiz. Doch stammt der ökologische Rohstoff aus Zug? Eine Spurensuche.
Im Gebiet Koller in Zug wird auch Zuger Holz weiterverarbeitet  (Bild: Stefan Kaiser (20. August 2020))
Das Baufeld 1 mit dem Hochhaus Arbo. (Bild: Patrick Hürlimann (Rotkreuz, 14. September 2019))
Der Zephyr-Hangar, hier in der Zwischennutzung als Konzertsaal. (Bild: Patrick Hürlimann (Zug, 5. Juli 2020))

Zoe Gwerder

Zoe Gwerder

Zoe Gwerder

Holzhochhäuser im Kanton Zug tragen Namen wie S22 oder Arbo und sind in ihrer Art noch eine Ausnahme. Denn Holz wurde lange nur für kleine Bauten, wie Einfamilienhäuser verwendet – und auch bei solchen Bauten eher stiefmütterlich eingesetzt. Seit einigen Jahren erlebt der Holzbau aber schweizweit eine Renaissance. Nicht nur bei kleinen Objekten, sondern auch bei immer grösseren und höheren Gebäuden. Und diese Wiedergeburt ist auch im Kanton Zug ersichtlich. So ist der neue Zephyr-Hangar der V-Zug aus dem Naturprodukt erstellt und das nächste höchste Holzhaus der Schweiz ist ebenfalls beim V-Zug Areal in Planung.

Holz als Rohstoff für Bauten gilt als besonders ökologisch, verliert diese Eigenschaft jedoch, wenn die Transportwege länger werden, wie Ruedi Bachmann erklärt. Er ist Geschäftsführer des Verbandes der Waldeigentümer Waldzug. Entsprechend ökologischer seien Bauten, die mit lokalem oder Schweizer Holz erstellt werden könnten.

Lieferengpass durch Import behoben

Über die Herkunft des Holzes der beiden Hochhäuser auf dem Suurstoffi-Areal in Rotkreuz gibt es bei der Zug Estates AG mehr Informationen – sie ist Bauherrin der beiden Gebäude. Gemäss dem Unternehmen besteht das Holzhochhaus S22 aus 1500 Kubikmetern Holz, welches aus Süddeutschland sowie dem Vorarlberg importiert wurde. «Die benötigten Mengen waren in der Schweiz nicht innert nützlicher Frist erhältlich. Daher musste der Holzbauingenieur auf das grenznahe Ausland ausweichen», so Sprecher Philipp Hodel. Hingegen stammten die rund 1000 Kubikmeter Holz auf dem Baufeld 1, welches auch das Arbo-Hochhaus beinhaltet, aus der Schweiz. Ob darunter auch Holz aus dem Kanton Zug verbaut wurde, bleibt offen.

Schweizer Holz kann Zuger Holz sein – muss aber nicht

Bis auf wenige Ausnahmen sei es auch normal, dass das Holz nicht seinem Ursprungskanton zugeschrieben werden könne erklärt der Geschäftsführer von Waldzug, Ruedi Bachmann. Im Kanton Zug wird jährlich rund 25'000 Kubikmeter Nadelstammholz produziert – also jenes Holz, welches hauptsächlich beim Bau von Häusern eingesetzt wird. Ein Teil davon geht in den schweizweiten Holzmarkt und wird da als Schweizer Holz verkauft – ohne dass am Schluss der Lieferkette noch zurückverfolgt werden kann, aus welcher Region es stammt. «Man darf es bezüglich Herkunft nicht zu klein halten», meint Bachmann. «Denn wenn Schweizer Holz im Einsatz ist, profitieren auch wir.»

Jedoch stehen im Kanton Zug durchaus grössere Bauten, welche sicher auch aus Zuger Holz bestehen. Denn wie Bachmann erklärt, wird das meiste Holz aus dem Kanton Zug direkt an die Firma Strüby verkauft. Diese bezieht ihr Holz grösstenteils aus den Kantonen Zug und Schwyz. Die Firma sägt das Holz und gibt es zum Verleimen nach Zug zur Firma Nussbaumer Holzleimbau. Von dort wird es dann wieder für Bauten eingesetzt.

Wie der Marketingleiter von Strüby, Bruno Kälin, erklärt, verbaut das Unternehmen jährlich rund 20'000 Kubikmeter Zuger und Schwyzer Holz. Unter anderem in Bauten, wie des Zephyr-Hangars auf dem V-Zug-Areal, des Golfpark Holzhäusern oder den umgebauten ehemaligen Arbeiterhäusern Lorzenweid in Hagendorn. Aus welchem der beiden Kantone nun aber bei einem Bau das Holz vorwiegend kam, ist auch hier nicht nachvollziehbar, wie Kälin sagt. «Doch ein Teil davon stammt sicher auch aus der Region Zug.»

Wer genaue Herkunft wissen will, muss vorgängig selber schauen

Ebenfalls Nussbaumer heisst ein weiteres auf Holzbauten spezialisiertes Unternehmen im Kanton Zug. Fabian Steinegger von der Nussbaumer Holzbau AG erklärt, dass der Bau mit Schweizer Holz derzeit problemlos machbar sei. Zuweilen werde der nachhaltige Rohstoff aus Preisgründen aber auch aus Österreich und Deutschland importiert.

Es gebe aber auch Wege, wie man ein Gebäude ganz aus Zuger Holz erstellen könnte, erklärt Steinegger. «Wenn der Bauherr eigenes Holz hat, oder zwei bis drei Jahre davor beispielsweise mit einer Korporation es so vereinbart, kann das gewünschte Holz verwendet werden.» Dies müsse aber schon im Vorfeld abgemacht werden, damit das Holz auch fristgerecht gefällt und aufbereitet werden kann. «Ein solches Vorgehen ist jedoch noch immer ein Spezialfall», so Steinegger.

Wie es um Zuger Holz bei Projekten der nahen und ferneren Zukunft aussieht – wie beispielsweise dem Hochhaus Pi der V-Zug – werden die Bauherren bestimmen. Gemäss den Verantwortlichen der V-Zug ist es derzeit jedoch noch zu früh im Verfahren, um mehr über die Herkunft des Holzes zu wissen. Da der grösste direkte Abnehmer des Zuger Holzes den Zuschlag für den Auftrag nicht erhalten hat, wird der Anteil an Zuger Holz – sollten sich die Bauherrin für Schweizer Holz entscheiden – wohl eher klein sein.

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